zum Hauptinhalt

Sonntagskuchen: Galette mit Mirabellen

Kleiner Aufwand, großer Genuss: Jedes Wochenende eine neue Backidee. In Teil 8 fangen wir schnell noch etwas Sommersonne ein.

Von Susanne Leimstoll

Ich erinnere mich, dass Mirabellen in meiner Kindheit nicht zu meinen Lieblingsfrüchten gehörten. Klar, frisch kannte ich sie ja auch nicht. Sie waren allgegenwärtig in unserer Speisekammer - als Konserve im Glas aus dem Supermarkt. Mein Vater liebte Mirabellen in eingeweckter Form; die Haut fand ich immer etwas zu hart und leicht schrumpelig, das Innere zu weich. So schmecken sie heute noch, wenn man sie als Billigware kauft. 

Frisch allerdings sind sie - gerade jetzt - hocharomatisch. Die kirschgroße Gelbe mit den roten Bäckchen, bevorzugt kultiviert im französischen Lothringen und auch gelbe Zwetschge genannt, braucht mehr Sonne als ihre Pflaumen-Schwester. Ihre Bäume gedeihen am besten auf feuchten, sandigen Böden. Und eine Pracht ist sie lange vor der Ernte: Im Frühjahr trägt der Baum schneeweiße Blüten. Erntezeit ist - je nach Klima - Juli bis September. Bei uns sind Mirabellen traditionell im Spätsommer auf dem Markt, und dann garantiert zuckersüß und saftig. 

Pur so gut wie als Kompott

Letzte Woche, in meinem Ostseeurlaub, durften sie mit in den Strandkorb und wurden gleich genüsslich verspeist - sie hätten sich ohnehin auch im Kühlschrank nicht lange frisch gehalten, sie verderben schnell. Wer sie einfrieren will, sollte sie auf alle Fälle zuvor entkernen und halbieren. Dann sind sie auch noch acht bis zehn Monate später eine prima Basis für Kuchen oder Kompott bzw. Marmelade. 

Wer nach dem Entsteinen der kleinen Dinger nicht lange rummachen will, backt mit ihnen einfach eine Galette mit Mürbteig und ganz ohne Form (oder eine Tarte in der Form). Dem nach Gusto ausgerollten Teig kann man eine Basis aus Frischkäse oder Schmand oder Nussmus gönnen oder ihn pur lassen, so wie im Rezept. Obst drauf, umklappen, backen. Und hinterher die großzügig bemessenen Stücke frisch auf die Hand und noch warm wegknuspern.

Wer es obenauf noch knuspriger mag, erhitzt etwas Butter, Zucker, einen Schuss Milch und gehackte Nüsse in einem Töpfchen zu einem Karamell und gibt ihn nach ca. 15 Minuten Backzeit punktuell auf die Tarte. Lecker! 

Tolle schlichte und aufwändigere Rezepte zum Thema Tartes und Galettes bieten zwei im Thorbecke Verlag erschienene Büchlein: "Tartes rustiques", das noch im Handel erhältlich ist, aber nicht neu aufgelegt wird, und "Deko Tartes", das definitiv auch etwas fürs Auge bietet. Aber ehe wir losschmökern, backen wir erstmal.

DAS REZEPT
Zutaten (6 bis 8 Personen)

für den Teig
150 g weiche Butter
45 g gemahlene Haselnüsse
85 g Speisestärke
120 g Puderzucker
1 Prise Salz
2 kl. Eier
290 g Mehl

für den Belag
600 g Mirabellen
40 g Rohrzucker
2 EL Speisestärke
2 EL Zitronensaft
1 Prise Salz
1 Eigelb zum Bestreichen
etwas Rohrzucker zum Bestreuen
1 Handvoll Haselnüsse
1 EL Honig

Zubereitung
Butter mit der Küchenmaschine oder dem Handmixer schaumig rühren. Gemahlene Haselnüsse, Speisestärke, Puderzucker und Salz dazugeben. Ein Ei und die Hälfte des Mehls hinzufügen. Eine Minute lang rühren. Das übrige Ei und das übrige Mehl hinzufügen und zu einem glatten Teig verarbeiten. Eine Kugel formen, leicht flachdrücken, in Folie einschlagen und 1 bis 2 Stunden kalt stellen. 

Inzwischen Mirabellen waschen, halbieren, entkernen. Die Früchte mit dem Rohrzucker, der Speisestärke, dem Zitronensaft und dem Salz mischen. 20 Minuten ziehen lassen. 

Backofen auf 180 Grad Unter-/Oberhitze vorheizen. Mürbteig auf Backpapier rund ausrollen und von außen nach innen mit den Mirabellenhälften belegen. Dabei einen Rand von c. 4 Zentimetern frei lassen. Den Teigrand am Schluss rundherum über den Belag klappen. Mit einem Backpinsel den Teigrand mit verquirltem Eigelb bestreichen und mit etwas Rohrzucker bestreuen. Die Tarte mit dem Backpapier auf ein Backblech gleiten lassen und 30 Minuten backen. 

Vor dem Servieren mit grob gehackten Haselnüssen garnieren und mit Honig beträufeln. Warm oder kalt verzehrten. 

"Tartes rustiques - süße und salzige Tartes", Emilie Guelpa / Emilie Franzo, 2019 Thorbecke Verlag, 72 Seiten, 9,99 Euro
"Tartes rustiques - süße und salzige Tartes", Emilie Guelpa / Emilie Franzo, 2019 Thorbecke Verlag, 72 Seiten, 9,99 Euro

© Thorbecke Verlag / promo

"Deko Tartes", Lucie Dauchy, Thorbecke Verlag 2018, 96 Seiten, 18 Euro
"Deko Tartes", Lucie Dauchy, Thorbecke Verlag 2018, 96 Seiten, 18 Euro

© Thorbecke Verlag, Ostfildern / promo

Weitere Rezepte aus der Serie "Sonntagskuchen"

- Der beste Schokokuchen mit Himbeer-Schlagsahne plus Himbeercrumble
- Zwei Varianten eines Gugelhupfs: mit Joghurt oder Schmand
- Die tolle Rolle: Biskuit mit Ricotta
- Heidelbeer mal zwei: mit Mürbe- und Rührteig
- Baiser-Erdbeerkuchen "Eton-Mess-Erdbeerkuchen"
- Apfelkuchen mal anders: mit Salzkaramell
- Aprikosen-Kokos-Kuchen: die exotische Variante

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false