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John Kleckner, Clasp, Wirwir Neukölln

© John Kleckner/John Kleckner

Folge 171 „Wochniks Wochenende“: Menschen, Bäume, Mikro, Makro und Musik am Rande

Zur langen Nacht der Museen bietet die Stadt die ganze Bandbreite. Wer außerhalb des Trubels Fokus sucht, findet ihn in Neukölln.

Eine Kolumne von Thomas Wochnik

Zur langen Nacht der Museen, von Samstag auf Sonntag, fährt die Stadt ihre ganze rauschende Bandbreite auf. Wer außerhalb des Trubels Fokus sucht, findet ihn in der unscheinbaren Fassadenvitrine des Wirwir (Stuttgarter Straße 65, Neukölln), vor der wahrscheinlich keine Menschentraube anzutreffen sein wird: Auf einem Bild zu sehen ist ein mit feinstem, hyperrealistischem Strich gemalter Birkenstumpf vor verschwommenem Hintergrund. Darauf sitzend: eine bunte Abstraktion. Daneben, in der Luft, eine weitere, scheinbar im Landeanflug. Es handelt sich um den Abdruck eines Gemäldes des in Berlin lebenden US-Malers und Bard-College Dozenten John Kleckner.

Die Gegenüberstellung von Verschiedenartigem, ihre Juxtaposition, zieht sich als roter Faden durch Kleckners Schaffen, der vor einigen Jahren in der mittlerweile geschlossenen KIM Bar in Mitte gerne zwei Platten, etwa von The Velvet Underground, Sonic Youth und den Wiener Symphonikern gleichzeitig aus den Lautsprechern trällern ließ. Die Atmosphäre hätte auch manchem David-Lynch-Streifen gut gestanden – zur Nachahmung empfohlen.

Juxtaposition und Kontrapunkt: In seinen Bildern trifft Konkretes auf Abstraktes, großer Leerraum auf feinste, hyperrealistische Strukturen. Und die Stadt, in der alles permanent um Aufmerksamkeit buhlt, kontrastiert er mit einem Kleinod, dem man im Vorübergehen kaum Beachtung schenken würde.

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