"Es geht um Grenzerfahrungen."

*spir@lena*, Candy Flip, Theo Meow / Produktionskollektiv Meow Meow
"Es geht nicht darum, dass es immer heiß hergeht. Es geht um Grenzerfahrungen."
"Im Hollywood-Kino wird Sex sehr verklemmt dargestellt: Der Kamin prasselt, dann schwenkt die Kamera weg. Im Mainstream-Porno wird dagegen mit erbarmungsloser Direktheit draufgehalten. Wir dachten: Es muss etwas dazwischen geben! Wir stehen alle vor der Kamera und haben krude Sachen im Kopf. Wir machen keine normalen Wichspornos. Unsere Filme sind sexy, sollen aber auch verstören und eine verfremdete Ästhetik zeigen. 'Hanna und die Keta-Boys' etwa dreht sich um eine Teenager-Gang, deren Anführerin die Menschheit vernichten will - mit einem Nervengift, das sie aus Spargel herstellt. Ihr Freund fliegt mit dem Raketenrucksack herbei, um sie umzustimmen - der ideale Startpunkt für leidenschaftlichen Sex. Für ein anderes Projekt haben wir eine nackte Person in einen Sarg aus Plexiglas gelegt und den mit 100 Liter veganer Gelatinemasse aufgefüllt. Einige von uns sind Diplompsychologen, aber der Job war einfach zu langweilig. In der Pornografie gibt es noch viel zu holen. Es geht nicht darum, dass es immer nur heiß hergeht. Unsere Zuschauer sollen Bedürfnisse und Fetische in sich entdecken und ihre Sexualität hinterfragen. Dafür braucht es Grenzerfahrungen.
Unsere Filme entstehen mit hauchdünnen Budgets. Wir drehen darum meist mit Freunden oder Bekannten, in WG-Zimmern oder Kellern. Einmal haben wir in bester Pfadfinder-Manier Kekse gebacken und verkauft. Wir sind mit dem Schild 'Cookies for Porn!' in Kreuzberg über den Flohmarkt gelaufen. Unser Budget hatten wir in wenigen Stunden zusammen."
- Er und Sie. Der Kamin prasselt. Dann schwenkt die Kamera weg
- "Es geht um Grenzerfahrungen."
- "Ich kann nicht einfach sagen: Ich mache Pornos."
- "Wir sollten alle viel weniger Pornos schauen."
- "Wir müssen den Kontakt zum Mainstream halten."