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Retro und doch zeitlos: Noch immer zählt „Columbo“ zu den weltweit meistverkauften US-Reihen.

© United Archives/ IFA Film/actionoress

„Eine Frage hätte ich da noch …“: Vor 20 Jahren lief die letzte „Columbo“-Folge mit Peter Falk

Mit der Rolle des Inspektor Columbo schrieb Schauspieler Peter Falk Fernsehgeschichte. 20 Jahre nach Ausstrahlung der letzten „Columbo“-Folge ist die schrullig-schräge Figur noch immer Kult. 

Der Schein trügt: zerknautschtes Gesicht, zerknitterter abgetragener Trenchcoat, abgeknabberte Zigarre im Mundwinkel, und manchmal einen überaus trägen Basset an seiner Seite, den er prosaisch einfach nur „Hund“ ruft. Nein, von so jemandem geht keine Gefahr aus, von so jemandem hat man nichts zu befürchten. Falsch. Der, der da vor der Tür steht und klingelt, den Anschein erweckt, als benötige er erst einmal dringend neue Kleidung, ist alles andere als harmlos.

Auch der Anschein der Einfalt und Begriffsstutzigkeit führt sogleich aufs Glatteis und diejenigen, die sich in falscher Sicherheit wiegen – in seinem Fall sind es meist Mörder und Mörderinnen – nach mehreren dramaturgischen Ellipsen schnurstracks hinter Gitter. Gefährlich wird es für das unter Verdacht stehende Gegenüber stets in dem Moment, in dem er, der ebenso scharfsinnig wie akribisch ist, schon auf dem Weg zur Tür raus schlurfend, sich noch einmal umdreht und, scheinbar ganz en passant, plötzlich ausruft: „Eine Frage hätte ich da noch …“

Die Auftritte der Figur des Inspektor Columbo haben bis heute etwas Ikonisches. Von Peter Falk (1927-2011) – der ursprünglich einmal lediglich vierte Wahl für den Part war – geradezu kongenial dargestellt, ist die US-Reihe „Columbo“, die über einen Produktionszeitraum von insgesamt 35 Jahren zwischen 1968 und 2003 entstand, unbestritten Fernsehgeschichte. Die schrullig-schräge Figur, die einen hohen Wiedererkennungswert hat, avancierte zum Kult und zählt zu den weltweit meistverkauften US-Reihen, die bis heute regelmäßig auch in den drei deutschsprachigen Ländern ausgestrahlt wird.

Peter Falks Figur des Inspektors wurde im Laufe der dreieinhalb Jahrzehnte hierzulande gleich von vier Synchronsprechern eingesprochen: neben Uwe Friedrichsen und Horst Sachtleben, die beide nur wenige Folgen übernahmen, sind vor allem Klaus Schwarzkopf und Claus Biederstaedt als deutsche Columbo-Stimme im Ohr. Die 69. und unwiderruflich letzte „Columbo“-Folge – „Die letzte Party“ – lief vor genau 20 Jahren, am 30. Januar 2003.

Als es am 20. Februar 1968 mit „Mord nach Rezept“ losging, konnte niemand ahnen, dass auf zwei einzelne Pilotfilme einmal eine der global meistgesehenen Fernseh-Reihen folgen sollte. Von den beiden Hollywood-Drehbuchautoren William Link und Richard Levinson – die unter anderem auch „Mord ist ihr Hobby“ mit Angela Lansbury kreierten – ersonnen, stellte sich der überwältigende Erfolg derart schnell ein, dass man bei den Universal Studios unter Hochdruck eine ganze erste Staffel produzierte.

Mit jungen Regisseuren wie Steven Spielberg, John Cassavetes oder Jonathan Demme auf dem Regiestuhl und großen Stars vor der Kamera, die die jeweilige Episoden-Hauptrolle spielten – von Leonard Nimoy und William Shatner über Janet Leigh, Faye Dunaway und Vera Miles bis hin zu Oskar Werner, Martin Landau oder George Hamilton – gab sich bei „Columbo“ vor wie hinter der Kamera Hollywoods Crème de la Crème die Klinke in die Hand. Ein Erfolgsrezept war gefunden.

Was „Columbo“ von vielen „Whodunits“ à la Agatha Christie unterscheidet, wo gemeinhin bis in den letzten Moment der Mörder oder die Mörderin nicht bekannt ist, ist der für die damalige Zeit überaus innovative und seltene dramaturgische Kunstgriff des sogenannten „Howcatchem“: Das Publikum weiß von Beginn an, wer die Tat begangen hat, da deren Ausführung minutiös, gewissermaßen nahezu in Echtzeit, gezeigt wird. Man sieht dem Mörder oder der Mörderin bei der Tat zu und ist so dem vermeintlich schusseligen Columbo stets einen Schritt voraus.

Dieses narrative Konzept wurde über alle 69 Folgen hindurch konsequent beibehalten. Es sind insbesondere die zwischen 1968 und 1978 entstandenen frühen 43 Folgen – vor einer dann folgenden zehnjährigen Pause –, die bis heute ihren ganz eigenen Reiz haben. „Columbo“ ist feinster Retro und hat zugleich auch immer etwas Zeitloses – auch 20 Jahre nach Ausstrahlung der letzten Folge. „Da wäre noch eine wirklich letzte Frage, Ma´am …“

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