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Ulrike Gote (Grüne), Berliner Gesundheitsenatorin.

© dpa/Britta Pedersen

„Dramatische Situation war vorhersehbar“: Berlins Gesundheitssenatorin Gote muss sich in Sondersitzung zu überlasteten Kliniken erklären

Die Welle der Atemwegsinfektionen setzt Krankenhäuser und Praxen seit Wochen unter Druck, es fehlt Personal. Was sagt Senatorin Ulrike Gote (Grüne) dazu?

Berlins Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) kündigt für Anfang nächsten Jahres einen Pflegegipfel an. Gemeinsam mit diversen Akteuren aus dem Gesundheitswesen sollen Auszubildende für die Pflege, insbesondere für Kinderstationen, gewonnen werden. Das sagte die Senatorin in einer von allen Fraktionen geforderten Sondersitzung des Gesundheitsausschusses am Dienstag.

Die Not in der Kindermedizin sei „nach den Erfahrungen im Vorjahr vorhersehbar“ gewesen, kritisierte der CDU-Abgeordnete Christian Zander angesichts früherer Ansteckungswellen im Herbst. Von der „schlechtesten Gesundheitsversorgung, die wir je hatten“, sprach FDP-Gesundheitsexperte Florian Kluckert.

Die aktuelle Welle von Atemwegserkrankungen insbesondere von Kindern setzt Praxen und Kliniken seit Wochen unter Druck. Krankenhäuser, Praxen, Gesundheitsämter und Pflegeheime suchen gleichermaßen Personal, zudem fallen derzeit 15,5 Prozent der Klinikbeschäftigten krankheitsbedingt aus.

22
Prozent der niedergelassenen Kinderärzte gehen bald in Rente.

In die Sondersitzung geladen waren insbesondere Praktiker – offenbar auch, um Gote die Not erneut darzulegen. Reinhard Bartezky vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte gab dabei einen sozial- und gesundheitspolitischen Überblick, der den Abgeordneten sicher nicht schadete: hohe Schulabbrecherquote, absurde Finanzierungs- und Bürokratieregelungen, eine „24-Sieben-Anspruchsmentalität“ vieler Patienten, die sich die Gesellschaft schon angesichts des demografischen Wandels nicht leisten könne.

Dazu passte, was der Leiter der Neuköllner Vivantes-Kinderklinik, Klemens Raile, berichtete: Nicht alles sei ein Fall für die Krankenhäuser, auch wenn „Eltern subjektiv alles als Notfall“ empfänden. Er plädierte dafür, enger mit den Praxen niedergelassener Kassenärzte zu kooperieren, so wie man das schon von den kliniknahen Notfallpraxen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) kenne.

Auch Burkhard Ruppert, Berliner KV-Chef und selbst Kinderarzt, wurde im Ausschuss zugeschaltet. Derzeit arbeiteten stadtweit 388 Kinder- und Jugendärzte in 230 entsprechenden Praxen, berichtete Ruppert. Im ersten Quartal 2023 würden zwar 4,5 neue pädiatrische Arztsitze zugelassen, allerdings seien 22 Prozent der niedergelassenen Kinder- und Jugendärzte älter als 60 Jahre.

Ruppert plädierte wiederholt dafür, die Praxen nicht auch noch mit allerlei Formalitäten zu belasten, etwa obligatorische Besuche für Krank- und Gesundschreibungen für Kita und Schule.

Erst vergangene Woche traf sich Senatorin Gote wegen der Not in der Kindermedizin mit Ärzteverbänden zu einem Spitzengespräch. Nicht dabei waren allerdings Pflege-Vertreter, was CDU-Mann Zander kritisierte. Zum angekündigten Gipfel lade man Pflegekräfte selbstverständlich ein, sagte Gote, die offenkundig davon ausgeht, dann noch Senatorin zu sein.

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