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Mehr wilde Natur in Berlin, wie hier am Hubertussee, fordern Naturschützer.

© imago images/Travel-Stock-Image

„Zum Schutz des Stadtklimas“: Naturschützer wollen Neuversiegelung in Berlin bis 2030 verbieten lassen

Mehrere Umweltorganisationen fordern den Schutz von Kleingärten, mehr Personal und weniger Neubau. Nur so könne der Stadtnatur geholfen werden.

Gert Schoppa hatte eine große Grafik mit Zahlen in verschiedenen Farben zur Pressekonferenz mitgebracht – Zahlen, die Argumente für seine Forderungen sind. 1990 gab es in Berlin noch 83.833 Kleingärten, 2017 schrumpfte die Zahl auf 71.473. 1990 hatten die Parzellen noch eine Fläche von 3550 Hektar, jetzt belegen die Kleingärten gerade noch 2932 Hektar Fläche.

Für Schoppa, den Präsidenten des Landesverbands Berlin der „Gartenfreunde e.V.“, sind die Zahlen das dringende Signal, dass der Umwelt- und Naturschutz in Berlin mehr Bedeutung bekommen muss. Deshalb fordert er nicht nur, dass alle Parzellen, die im Flächennutzungsplan ausgewiesen sind, verbindlich geschützt werden: Für jede gekündigte Parzelle soll außerdem eine Ersatzfläche angeboten werden müssen.

Die Forderungen werden von mehreren Naturschutzorganisationen erhoben

Eine von mehreren drängenden Forderungen, die nicht bloß Schoppas Verband aufstellt, sondern auch der Naturschutzbund (Nabu), der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND), die Naturfreunde Berlin, die Grüne Liga Berlin und eben jene Gartenfreunde. Sie alle haben am Dienstag ihre gemeinsamen Forderungen vorgestellt, passend zur bevorstehenden Wahl in Berlin.

Durch Versiegelung für die neuen Stadtquartiere verschärfen wir die Klimakrise“

Juliana Schlaberg, Naturschutzreferentin des Nabu-Landesverbands Berlin 

Die Neuversiegelung des Bodens ist für die Umweltschützer ein wichtiger Punkt. „Das Ziel der Netto-Null bei der Neuversiegelung von Boden muss in der Innenstadt bis 2025, berlinweit spätestens 2030“ erreicht werden“, schreiben die Umweltschützer.

Durch Versiegelung der Böden verschärft sich die Klimakrise

„Durch die Versiegelung für die zahlreichen neuen Stadtquartiere verschärfen wir die Klimakrise“, sagte Juliana Schlaberg, Naturschutzreferentin des Nabu-Landesverbands Berlin. „Das können wir uns einfach nicht mehr leisten.“ Die begrenzte Fläche müsse sinnvoller genutzt werden, „bereits versiegelte Areale für Geschosswohnungsbau, alternativ Entsiegelung für artenreiches Stadtgrün und wertvolle Freiflächen für die Klimaanpassung erhalten.“

Die Naturschützer verlangen darüber hinaus eine erhebliche Personalaufstockung in Grünflächenämtern der Bezirke sowie in Senatsverwaltungen, die mit Umweltschutz zu tun haben. Nur so könne die Artenvielfalt gesichert werden. Die sei gefährdet, wenn aus Personalmangel nur noch Grünflächen angelegt werden, die mit möglichst wenig Personalaufwand gepflegt werden müssen – solche mit kurzgeschorenem Rasen zum Beispiel.

Falsche oder mangelhafte Pflege kann fatale Folgen haben

Lena Assmann von der Grüne Liga Berlin sagte: „Wir dürfen keine weiteren Lebensräume mehr durch mangelnde, falsche oder zu intensive Pflege verlieren. Für die angepasste, biodiversitätsfördernde Pflege und Unterhaltung des Stadtgrüns muss ein ausreichendes Budget bereitgestellt werden.“

Tilmann Heuser, der Geschäftsführer des BUND-Landesverbands Berlin, sekundierte: „Berlin braucht endlich einen Flächennutzungsplan, der die Grenzen des Wachstums der Siedlungs- und Verkehrsfläche definiert und eine neue Steuerungswirkung entfaltet – weg von einer Ausweisung weiterer Baugebiete, hin zu einer Sicherung des Stadtgrüns und Schutz des Stadtklimas.“

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