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Erinnerungspolitische Erfolge. Seit 2012 gibt es in Berlin das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma.

© Michael Kappeler/dpa

Zehn Jahre Denkmal für ermordete Sinti und Roma: Zentralratsvorsitzender warnt bei Festakt in Berlin vor neuen Anfeindungen

Das Mahnmal erinnert an etwa 500.000 im NS ermordete Sinti und Roma. Bundespräsident und Zentralratsvorsitzender rufen zum Einsatz gegen Diskriminierung auf.

Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma warnt vor neuen Anfeindungen gegen Angehörige der Minderheit. Seit 1949 habe es viele positive Entwicklungen gegeben, erklärte der Zentralratsvorsitzende Romani Rose am Montag in Berlin. „Dennoch müssen wir trotz dieser Entwicklungen zur Kenntnis nehmen, dass ein neuer Nationalismus und ein neues rassistisches Denken wieder um sich greifen“, fügte er hinzu.

Antiziganistische und antisemitische Hetze führten wieder dazu, „dass Menschen zu Sündenböcken gemacht werden und sich in ihrer Existenz bedroht sehen“. Übergriffe auf Minderheiten „beschämen das gesamte Land“, auch weil „diese Verbrechen aus Rassenhass oftmals mit Versagen der Sicherheitsbehörden entschuldigt werden“.

Rose äußerte sich zum zehnten Jahrestag der Eröffnung des Denkmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas in Berlin. Er wies Forderungen nach einem „Schlussstrich“ unter das Gedenken an die Verbrechen während des Holocaust zurück. Damit würde man „der heutigen Gesellschaft und zukünftigen Generationen in diesem Land die Möglichkeit nehmen, für unser aller Zukunft aus der Geschichte Lehren zu ziehen“.

Das Mahnmal erinnert an etwa 500.000 während der NS-Zeit ermordeten Sinti und Roma. Es wurde nach mehr als 20 Jahren Vorlauf am 24. Oktober 2012 eröffnet.

„Die alltägliche Diskriminierung muss aufhören“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier forderte am Montag beim Festakt zum zehnjährigen Bestehen des Mahnmals in Berlin mehr Einsatz gegen Feindseligkeit und Vorurteile gegen Sinti und Roma in Deutschland. „Die alltägliche Diskriminierung von Roma und Romnja, die muss aufhören“, sagte er. Bis heute verheimlichten Angehörige der Minderheit oft ihre Herkunft, Sprache und Kultur aus Angst vor Demütigung oder Anfeindungen. Das dürfe niemandem im Land gleichgültig sein.

„Auch hier in Deutschland erfahren Roma in ihrem Alltag bis heute Diskriminierung – im öffentlichen Raum, in der Schule, auf dem Arbeitsmarkt, bei der Polizei, in Behörden“, sagte Steinmeier beim Festakt. Angehörige der Minderheit würden wieder vermehrt Opfer von rassistisch motiviertem Hass und brutaler Gewalt, auch in Deutschland, etwa beim Anschlag von Hanau 2020.

Angehörige der Minderheiten müssten geschützt werden, sie müssten ihre Rechten wahrnehmen dürfen. Auch Medien und Öffentlichkeit müssten darauf achten. Gerade in Zeiten des Krieges gelte es, wachsam zu sein. „Wir dürfen nicht zulassen, dass Ängste und Sorgen in der Gesellschaft dazu genutzt werden, Hass gegen Minderheiten zu schüren“, sagte Steinmeier. „Auch das gehört zur besonderen historischen Verantwortung unseres Landes.“

Der Bundespräsident wiederholte seine Bitte um Vergebung für den Völkermord, die er bereits zum 40. Jahrestag der Gründung des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma ausgesprochen hatte: „Im Namen unseres Landes bitte ich Sie um Vergebung - Vergebung für das unermessliche Unrecht, das den Roma Europas in der Zeit des Nationalsozialismus von Deutschen angetan wurde, und die Missachtung, die deutsche Sinti und Roma nach Kriegsende auch in der Bundesrepublik erfuhren“, sagte Steinmeier. (dpa)

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