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Auf Immer-Wiedersehen! Klaus Wowereit hat mehrmals darauf hingewiesen, dass er gar kein Party-Bürgermeister sei. In den letzten Wochen seiner Amtszeit häufen sich allerdings die launigen Termine, auf denen er bei guten Speisen und Getränken Abschied nimmt.

© dpa

Nostalgie in mehreren Gängen: Wowereit sagt überall Tschüss

Der scheidende Regierende Klaus Wowereit genießt seine Abschiedstour – zum Beispiel beim Dinner mit früheren und aktuellen Senatskollegen, bei dem auch Thilo Sarrazin dabei war. Heute steht Wowereits Abschiedsrede im Berliner Parlament auf dem Programm.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Alle schwärmten, die man fragte. So ein netter Abend! Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit hatte für Dienstag, 19 Uhr, eine illustre Runde in den Säulensaal des Roten Rathauses eingeladen. Die „Senatorinnen und Senatoren und Staatssekretärinnen und Staatssekretäre der Senatskanzlei aus der Zeit von 2001 – 2014“ wurden zu Tisch gebeten. Es gab knusprig gebratene Gans mit Klößen, Rot- und Grünkohl, Wein, Bier und Tafelwasser. Wie man hört, aus der guten Küche eines Berliner Promi-Kochs.

In diesen Wochen und Tagen sagt Wowereit überall Tschüss. Am Montag bei der Aids-Gala, am Donnerstag hält er am späten Nachmittag im Abgeordnetenhaus seine letzte Rede und am Sonnabend organisiert Gayle Tufts im Tipi-Zelt am Kanzleramt einen Empfang für den guten, alten Freund. Und es lag Wowereit offenbar sehr am Herzen, in seine Abschiedstournee auch die amtierenden und ehemaligen Kabinettskolleginnen und -kollegen einzubinden. Die meisten kamen. Und sie kamen gern.

Viel erzählen wollten die Gäste im Nachhinein nicht. Mit dem freundlichen Verweis, dass es sich um eine „geschlossene Veranstaltung“ gehandelt habe. Eine nette Geste des scheidenden Regierungschefs, lobten die Teilnehmer. Ein „parteiübergreifendes Klassentreffen“, wie einige sagten. Eine bunte Gemeinschaft von Sozial- und Christdemokraten, Linken und Grünen. Mit allen hat Wowereit seit 2001 zusammen regiert, allerdings immer schön der Reihe nach. Zuerst Rot-Grün mit Tolerierung der PDS (Linke), dann Rot-Rot, nun Rot-Schwarz.

Die derzeit amtierenden Senatsmitglieder, einschließlich des künftigen Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD), waren komplett vertreten. Auch die frühere Wirtschaftssenatorin Sybille von Obernitz, die 2012 wieder ausschied, schaute vorbei. Nur der kurzzeitige Justizsenator Michael Braun und der langjährige Kultur-Staatssekretär André Schmitz fehlten.

Die Grünen der ersten Stunde kamen wie selbstverständlich im Roten Rathaus vorbei: Wolfgang Wieland, Adrienne Goehler und die parteilose, von den Grünen in das allererste Wowereit-Kabinett entsandte Juliane Freifrau von Friesen. Sie konnten sich mit den sozialdemokratischen Ex-Kollegen Peter Strieder und Klaus Böger, Ehrhart Körting und Christiane Krajewski schöne Geschichten von damals erzählen, nach dem Bruch der großen Koalition unter Eberhard Diepgen im Sommer 2001. Eine wilde Zeit!

Die meisten Repräsentanten der rot-roten Ära ließen es sich ebenfalls nicht nehmen, mit Wowereit Gans zu verspeisen: Die Linken Carola Bluhm und Katrin Lompscher saßen am Tisch, Thomas Flierl und Harald Wolf. Der ehemalige Wirtschaftssenator Gregor Gysi sagte bedauernd ab, weil er auf Auslandsreise war. Auch Heidi Knake-Werner fehlte entschuldigt. Bei den Sozialdemokraten konnte der frühere Bildungssenator Jürgen Zöllner nicht kommen, aber Thilo Sarrazin, Ingeborg Junge-Reyer und Gisela von der Aue leisteten dem prächtig gelaunten Regierungschef Gesellschaft.

Den Kaffee schlürfte die nostalgische Runde nach dem üppigen Essen im Wappensaal des Rathauses, dort wurden für den schönen Abend die Möbel aus dem 2004 leider verkauften Senatsgästehaus im Grunewald hingestellt. Wowereit ließ in einer launigen Rede die vielen Regierungsjahre an den Beteiligten vorüberziehen, mit dem Fazit: Wir haben alle viel für diese Stadt getan. Am Mittwochabend traf er sich dann noch mit Journalisten, die die Landespolitik berichterstatterisch begleiten. In einem Kreuzberger Restaurant. Es gab wieder Gans.

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