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Geber und Nehmer. Winfried Kretschmann (rechts) ist seit 2011 Ministerpräsident von Baden-Württemberg. 

© picture alliance / dpa

Interview Winfried Kretschmann: „Wowereit hat Berlin zu einer Marke gemacht“

Klaus Wowereit dankte kürzlich seinen „Sponsoren“ in den Geberländern. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann nimmt’s mit Humor.

Herr  Kretschmann, Klaus Wowereit hat sich zum Abschied persönlich bei Ihnen und den anderen Geberländern Bayern und Hessen als „Sponsoren“ bedankt. Wie empfanden Sie das?
Es war die – wahrscheinlich für ihn typische Art – sich bei uns Geberländern für die Zahlungen durch den Länderfinanzausgleich zu bedanken. Ich kann damit umgehen. Jetzt warten wir nur noch darauf, dass unser Landeswappen an einem der Berliner Wahrzeichen befestigt wird, als Gegenleistung für das „Sponsoring“. Aber im Ernst, ich stehe im Grundsatz zum Ausgleich zwischen den Ländern, auch wenn es erheblichen Korrekturbedarf gibt.

Wie wirkte Klaus Wowereits in den Verhandlungen über die Finanzbeziehungen der Länder auf Sie?
Er hat die Interessen Berlins nachdrücklich vertreten, so wie ich die Interessen meines Landes vertrete. Das war immer ein offener und fairer Austausch.

Inwiefern war seine Art hilfreich, Berlin nach außen zu präsentieren – und inwiefern vielleicht eher weniger?
Klaus Wowereit hat mit seinem legendär gewordenen Spruch „Berlin ist arm, aber sexy“ sicherlich maßgeblich dazu beigetragen, das wiedervereinigte Berlin zu einer „Marke“ zu machen. Berlin ist heute mehr denn je eine viel beachtete Hauptstadt, eine attraktive und spannende Metropole, die Menschen und Unternehmen aus aller Welt anzieht und gerade im Lichte seiner Geschichte eine besondere Atmosphäre hat. Der Regierende Bürgermeister, durch und durch Berliner, hat daran einen großen Anteil gehabt.

Berlin wird von außen einerseits als sehr attraktiv, ja „sexy“ wahrgenommen, andererseits als Problemland, das keinen Flughafen bauen kann und finanziell trotz aller Fortschritte am Tropf hängt. Wie viel davon ist direkt mit der Person Klaus Wowereit verbunden?
Man muss natürlich bedenken, dass die finanziellen Probleme Berlins zu einem Großteil aus der Jahrzehnte währenden Teilung Berlins und den dadurch bedingten strukturellen Schwierigkeiten herrühren. Klaus Wowereit hat sich nach meiner Auffassung große Verdienste bei der Konsolidierung des Berliner Haushalts erworben. Auch wenn ich mir als Vertreter eines Geberlandes im Länderfinanzausgleich natürlich gewünscht hätte, dass sich die Finanzen unserer Bundeshauptstadt noch verbessern. Denn leider ist es auch Herrn Wowereit nicht gelungen, Berlin aus seiner Rolle als mit Abstand größtem Nehmerland im Länderfinanzausgleich herauszuführen.

Was wünschen Sie Klaus Wowereit zum Abschied?
Dass er jetzt die Zeit findet für all die Dinge, die bei einem Leben in und für die Politik zu kurz kommen.

Was wünschen Sie Michael Müller und Berlin zum Anfang seiner Zeit als Regierender Bürgermeister?
Ich wünsche ihm eine glückliche Hand bei der Erfüllung der vor ihm liegenden Aufgaben. Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit mit dem neuen Kollegen.

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