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Ramona Pop (Bündnis 90/Die Grünen), Wirtschaftssenatorin von Berlin, spricht bei einer Senats-Pressekonferenz zur Corona-Krise.

© Jörg Carstensen/dpa

Nach verheerendem Sicherheitsgutachten: Wirtschaftssenatorin sieht keine Gefahr für Berlins Abwasserentsorgung

Trotz gravierender IT-Schutzlücken sieht Ramona Pop kein Risiko bei der Entsorgung von Wasser. Die Wasserbetriebe ziehen erste Konsequenzen aus Mängeln.

Von Frank Jansen

Aus Sicht von Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) bedeuten die Sicherheitslücken in der IT der Berliner Wasserbetriebe kein Risiko. Trotz der Mängel habe „zu keiner Zeit eine Gefahr für die Abwasserentsorgung“ bestanden, sagte Pop am Montag im Abgeordnetenhaus bei der Sitzung des Wirtschaftsausschusses.

Pop betonte, im Falle eines Hackerangriffs „kann auf manuelle Steuerung umgestellt werden“. Außerdem seien Sicherheitslücken behoben worden. Die SPD-Fraktion hatte nach den Schwachstellen gefragt, über die der Tagesspiegel im Juli berichtet hatte.

Die Berliner Beraterfirma Alpha Strike hatte im Auftrag der Wasserbetriebe im April die IT-Sicherheit im Bereich Abwasser getestet und mehr als 30 Sicherheitslücken festgestellt. „Wir bewerten den IT-Sicherheitszustand der Berliner Wasserbetriebe als mangelhaft und die aktuelle Gefährdungslage als hoch“, heißt es in der „Security Analyse“ von Alpha Strike. Die Berater befürchten im Fall eines Hackerangriffs einen „mehrwöchigen Zusammenbruch der Abwasserentsorgung Berlins“.

Alpha Strike stufte acht Mängel als „kritisch“ ein und weitere neun als „hoch“. Die Experten der Firma bezeichneten die „Firewall-Konfiguration“ als „fehlerhaft, lückenhaft und nicht nachvollziehbar“. Bei dem „Penetration Test“ wurden zudem Pumpwerke entdeckt, die kaum gesichert waren.

Ein Pumpwerk, es war ein Kasten am Straßenrand, konnte mit der Hand aufgehebelt werden. Die Wasserbetriebe zogen zumindest eine Konsequenz, die überprüfbar ist: Eine Karte mit den Standorten aller 164 Pumpwerke auf der Website des landeseigenen Unternehmens wurde gelöscht.

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Das Management der Wasserbetriebe sagte im Juli auf Anfrage des Tagesspiegel, fünf der acht kritischen Schwachstellen und fünf der neun als hoch eingestuften Mängel würden bis zum Ende des Monats behoben sein. Außerdem sei die Behebung der verbleibenden Mängel „konzeptionell abgeschlossen“. Aus den Wasserbetrieben selbst waren hingegen skeptische Stimmen zu hören. Die Architektur der IT-Sicherheit müsse komplett umgebaut werden, hieß es. Das dürfte mindestens zwei Jahre dauern.

Die Wasserbetriebe wollen angesichts des alarmierenden Gutachtens von Alpha Strike auch die IT-Sicherheit des Bereichs Trinkwasser untersuchen lassen. „Meistens kommen Dinge heraus, die man vorher nicht gewusst hat“, begründete Pop am Montag die zusätzlichen Stresstests. Die Senatorin will sich offenbar nicht länger auf die bisherigen Routinekontrollen verlassen.

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