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Gunnar Lindemann (AfD)

© dpa

„Wir wollen ja jetzt europäisch kochen“: Berliner AfD-Abgeordneter Gunnar Lindemann spekuliert auf EU-Mandat

Der in Marzahn- Hellersdorf direktgewählte AfD-Abgeordnete Gunnar Lindemann soll eine Kandidatur für die Europawahl 2024 anstreben. Das könnte manchen im Landesverband gefallen.

Die Wiederholungswahl und die Bildung der neuen Berliner Regierung sind noch nicht lange vergangen, da zeichnen sich am politischen Horizont bereits die nächsten Wahlen ab: Im Sommer 2024 wird das Europäische Parlament neu gewählt. Der Berliner AfD-Abgeordnete Gunnar Lindemann soll nach Tagesspiegel-Informationen als Kandidat für die EU-Wahl antreten wollen. Das erfuhr der Tagesspiegel aus Parteikreisen.

Der Abgeordnete selbst sagte auf Anfrage, er habe sich noch nicht für eine Kandidatur entschieden. „Richtig ist, dass ich zur Zeit eruiere, inwieweit ein Engagement im Europäischen Parlament sinnvoll für mich sein könnte“.

In den Sozialen Netzwerken wird Lindemann schon deutlicher. Auf Twitter teilte er eine Ankündigung für eine Veranstaltung am vergangenen Freitag mit dem Titel: „Große Kandidatenpräsentation für die Europawahl 2024“. Im Bild dazu sind fünf AfD-Politiker zu sehen, darunter auch Lindemann. Ort der Veranstaltung: eine Gaststätte in Schnellroda in Sachsen-Anhalt, dem Ort, wo sich auch das vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestufte „Institut für Staatspolitik“ befindet.

Gunnar Lindemann, der dem rechten Flügel seiner Partei zugeordnet wird, sitzt seit 2016 für die AfD im Abgeordnetenhaus. Bei der Wiederholungswahl im Februar holte er erneut eins von zwei Direktmandaten in seinem Wahlkreis in Marzahn-Hellersdorf.

AfD plant Europa-Parteitag im Juli

Die Überlegungen, seine Wähler nicht mehr im Berliner Abgeordnetenhaus, sondern in Europa zu vertreten, schlagen sich auch schon in seiner regelmäßig auf Youtube veröffentlichten Kochshow nieder. „Wir wollen ja jetzt europäisch kochen“, kündigte Lindemann in einer Folge an, die seinen Angaben nach bereits im europäischen Ausland – in Frankreich – gedreht wurde. Weitere Folgen aus anderen Ländern seien geplant.

Ob Lindemann aber wirklich für die AfD als Kandidat für Europa antreten wird, ist noch offen. Die Partei will auf einer Versammlung Ende Juli in Magdeburg ihre Kandidaten aufstellen. Nach Angaben von Parteisprecher Ronald Gläser wird der Berliner Landesverband vorab keine Vorschläge für die Kandidatenaufstellung machen.

Sollte Lindemann tatsächlich kandidieren, dürfte der Wahlkampf den Abgeordneten bald noch mehr binden. Welche Leitlinien ihn in seinem europapolitischen Engagement leiten würden, hat der Politiker, der enge Kontakte nach Russland pflegt, bereits deutlich gemacht: „Wir müssen zurückkehren zu einem Europa der Vaterländer und die Bürokratie und Bevormundung aus Brüssel endlich beenden. Die nationalen Parlamente müssen gestärkt werden“, schrieb er Anfang Mai auf Twitter.

Würde Lindemann gewählt und Berlin Richtung Brüssel verlassen, dürfte das in seinem Landesverband nicht nur Bedauern auslösen: Dort passt der oft mit provokanten Aussagen auftretende Lindemann vor allem denjenigen nicht ins Bild, die den vermeintlich gemäßigten Kurs von Parteichefin Kristin Brinker unterstützen.

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