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Dreiklang: Pastor Hohberg, Imam Sanci, Rabbiner Nachama.

© Kai-Uwe Heinrich

Drei-Religionen-Haus ruft zum Friedensgebet: "Wir waren noch nie so hilflos"

Zwischen Petrikirchplatz-Ruinen rufen die Initiatoren für das Drei-Religionen-Haus zum Friedensgebet.

Unter ein Wellblechdach auf dem Petrikirchplatz haben ein Imam, ein Rabbiner und ein Pastor zu ihrem aktuellen Freitagsgebet eingeladen. Kadir Sanci, Andreas Nachama und Gregor Hohberg vertreten die Initiative House of One, deren Spendensammlung für ein Drei-Religionen- Haus an diesem Ort bislang hinter manchen Erwartungen zurückbleibt.

Eine Woche nach den Pariser Anschlägen gibt es für die Aktivisten des Projekts aber noch einen dramatischeren Anlass, Unbeirrbarkeit zu zeigen. Auf dem Ausgrabungsfeld der Lateinschule, die vor 650 Jahren exakt hier gegründet wurde, veranstalten sie ihr Friedensgebet. Von draußen, hinter Milchglaswänden der Halle, leuchten Bauarbeiterwesten orange, übertönt ein Martinshorn das Stadtrauschen.

"Führe uns den geraden Weg"

Eben war die Leipziger Straße wegen eines Verdachts-Objektes gesperrt. Drinnen steigen Besucher über Laufstegschrägen hinab zum Grund, zwischen Ziegelmauerruinen und Sandhaufen, stehen rund um eine Bretterbühne: Anfangs sind es 30, auch eine Frau mit Kinderwagen, am Ende des Gottesdienstes 150, viele aus der Evangelischen Schule Berlin Zentrum.

Der Imam trägt Weiß, der Rabbi Talar und bunten Gebetsschal, der Pastor Albe mit grüner Stola. „Im Namen Allahs des Barmherzigen und Allerbarmers“ beginnt Kadir Sanci. „Schläge gegen den Frieden müssen von jedem Menschen verflucht werden.“ Er erinnert an das Gebet des Propheten Jona im Rachen des Meeresmonsters.

Und bekennt: „Wir waren noch nie so hilflos. Nur du bist unsere Hilfe. Führe uns den geraden Weg.“ Andreas Nachama spricht über Visionen des Propheten Micha: von Menschen, deren Schwerter stumpf werden, die „Krieg nicht mehr lernen“. Im Segensspruch bittet er: „Erhalte das Land, in dem wir alle wohnen. Gib Ewiger, dass wir uns dir nähern durch unsere Hingabe zum Wohl aller Menschen.“

Ein Urort in Berlin

Gregor Hohberg nennt diesen Platz einen Urort Berlins. Nicht weniger Religion, wie manche meinen, mehr davon sei nun gefordert. Glauben bedeute, „bis an Grenzen der Zumutbarkeit nicht zurückzuschlagen.

Wer ist zu solcher Liebe fähig?“ Er bittet für Getötete, für Täter, für Verfolgte, für Helfer: um den „Frieden Gottes, der höher ist als unser Denken, Wollen und Tun.“ Gebetet wird auf Arabisch, Hebräisch, Deutsch. Zwischendurch spielt Christian Raudszus auf dem Cello Suiten gegen das Böse. Bach ist immer gut.

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