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Schön trinken.

© Kai-Uwe Heinrich

Finale in der Hertha-Kneipe: „Wir sind doch auch ’ne alte Dame“

Das Champions-League-Finale in der Hertha-Kneipe.

Nordneukölln, Weserstraße, Ecke Friedel: Zum Herthaner. Draußen ist Hipsterland, drinnen heimatliche Hertha-Höhle. „Wer den Herthaner nicht kennt, der hat die Welt verpennt“, steht mahnend an der Wand. Zecke-Trikots an der Decke, blau-weiße Wimpel am Tresen. Zigarettenluft, Bierbäuche. Einer daddelt am Glücksspielautomaten. „Die Invasion aus der Hauptstadt“ steht auf seinem Shirt. Ein anderer ist eingeschlafen, vier Schnapsgläser vor sich. „Kalle, wach auf, das Spiel fängt an!“ Man kennt sich hier. Die Wirtin begrüßt viele mit Umarmung, bekommt ein Küsschen auf die Wange. Sie weiß natürlich, was ihre Männer trinken, die meisten die kurze Schultheiß-Pulle, dazu einen Korn.

Bruno – Jeansjacke, Mütze mit Ventilator – sitzt auf seinem Stammplatz am Tresen, als drüben im Olympiastadion angepfiffen wird. „Ist eigentlich unser Stadion“, murrt er. Da fällt schon das 1:0 für Barcelona. „Wenn Hertha mal so spielen würde“, sagt Bruno, „dann könnte Bayern einpacken!“ Zur Feier des Tages spendiert die Wirtin Salzstangen.

Beim Ausgleich frenetischer Jubel, hier sind alle für Turin. „Ist doch auch ’ne alte Dame“, erklärt Bruno mit geballter Faust, „wie unsere Hertha!“ Jetzt ist das Spiel offen, alle sind wach, peitschen die Spieler nach vorn: „Geh ran da! Zieh ab!“ Die Freude währt nur kurz. Das 2:1 für Barcelona, die alte Dame geht wieder am Stock, das kennen sie hier gut. Bruno bestellt das nächste Bier. Vier oder fünf Liter schafft er am Abend. „Früher hab ich mehr geschafft, aber man wird nicht jünger.“ Im Olympiastadion stemmen Messi, Neymar, ter Stegen den Pokal hoch, Bruno will das gar nicht sehen, er schaut lieber tief ins Glas. Ist noch was da.

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