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Ein Schild mit der Aufschrift «Verhindert Waldbrände» zeigt die zweit höchste Waldbrandwarnstufe 4 an.

© dpa/Patrick Pleul

Wetter zwischen Schnee und Waldbrandgefahr: Es wird kühl und wechselhaft in Berlin und Brandenburg

Trotz einer Kaltfront bleibt die Waldbrandgefahr hoch. Die Trockenheit gefährdet Nutzpflanzen – eine Folge des Klimawandels. 2021 war zu warm, sagen Experten.

Fürs Erste ist es vorbei mit den frühsommerlichen Temperaturen in Berlin und Brandenburg: Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zieht in den kommenden Tagen eine Kaltfront über die Hauptstadtregion und bringt kühlere Luft und wechselhaftes Wetter mit. Demnach fallen die Temperaturen bereits am Mittwoch auf 7 bis 9 Grad. Dazu wird es stark bewölkt. Im Norden und im Süden könne am Mittwoch auch leichter Regen fallen. Und in der Nacht zu Donnerstag könne es im Norden dann möglicherweise sogar Schnee geben, sagte ein DWD-Meteorologe.

Trotzdem bleibt die Waldbrandgefahr in Brandenburg teils weiter hoch. Am Dienstag galt in allen Landkreisen des Bundeslandes die mittlere Gefahrenstufe drei, wie der Waldbrandbeauftragte Raimund Engel berichtete. Am Mittwoch könnte diese demnach wieder vereinzelt auf die zweithöchste Stufe vier steigen. „Eine Entspannung ist nicht in Sicht“, sagte Engel am Dienstag.

Die zunehmende Trockenheit im Frühjahr in Deutschland beeinträchtigt Expert:innen zufolge auch das Wachstum wichtiger Agrarpflanzen. Am stärksten betroffen sei der Nordosten, wo es mittlerweile von Mitte März bis Mai an etwa 40 Tagen nicht mehr regne, sagte Tobias Fuchs vom Deutschen Wetterdienst bei der Vorstellung des DWD-Klimastatusberichts am Dienstag.

„Diese Zunahme der Frühjahrstrockenheit ausgerechnet in einem Zeitraum, in dem die Vegetation „erwacht“ und einen hohen Bedarf an Wasser hat, führt zu erheblichen Beeinträchtigungen bei der Pflanzenentwicklung“, erklärte der Leiter des Geschäftsbereichs „Klima und Umwelt“ in Berlin.

Drei Jahre Trockenstress, Schäden in den Wäldern

Die Jahre 2018, 2019 und 2020 waren in Deutschland ausgesprochen trockene Jahre, wie Fuchs sagte. Erst das vergangene Jahr, das deutlich niederschlagsreicher gewesen sei, habe die Situation größtenteils entspannt. Der dreijährige Trockenstress der Böden habe in vielen Regionen zu einem deutlichen Rückgang beim Grünlandertrag geführt, schwere Schäden habe es zudem in den Wäldern gegeben. „Leider müssen wir davon ausgehen, dass solche Trockenperioden mit der zunehmenden Erderwärmung häufiger und vielleicht auch heftiger auftreten werden“, so Fuchs.

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Die Wetterbilanz für das vergangene Jahr bestätigt dem Deutschen Wetterdienst zufolge klar den Trend der globalen Erwärmung. Es sei das elfte zu warme Jahr in Folge gewesen, hieß es am Dienstag. Die Durchschnittstemperatur lag demnach mit 9,2 Grad um knapp ein Grad über dem Wert der Referenzperiode 1961 bis 1990.

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Seit den 1970er-Jahren ist in Deutschland nach DWD-Daten jedes Jahrzehnt wärmer als das vorherige gewesen. Der Anstieg der mittleren Temperatur wird der Klimaforschung zufolge in den kommenden Jahren zu mehr und intensiveren Wetterextremen führen. „Die Klimaveränderung wird für uns alle immer häufiger direkt spürbar, bleibt keine abstrakte statistische Kenngröße mehr und zeigt, dass ein ambitionierter Klimaschutz auch im nationalen Interesse liegt“, erklärt Andreas Becker, Leiter der Abteilung Klimaüberwachung des DWD, in dem Bericht.

„Mittlerweile geht es auch bei uns um Leben und Tod“

Die katastrophalen Überschwemmungen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hätten schmerzlich deutlich gemacht, dass auch Deutschland durch Extremereignisse verwundbar ist. Allein im Ahrtal in Rheinland-Pfalz kamen 134 Menschen bei der Flutkatastrophe im Juli ums Leben, tausende Gebäude und ein großer Teil der Infrastruktur in den Hochwassergebieten wurden zerstört.

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„Auf solche Ereignisse müssen wir uns daher in Zukunft besser vorbereiten“, sagt Becker. Hinsichtlich des Niederschlags insgesamt war 2021 ein eher durchschnittliches Jahr. Auf den sehr nassen Sommer sei ein deutlich zu trockener Herbst gefolgt.

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Die meisten und intensivsten Starkniederschläge treten Becker zufolge in der Regel zwischen Mai und September auf - und können jeden Ort treffen. Eine zentrale Rolle bei der Vorbereitung auf intensivere und häufigere Wetterextreme spiele eine geschlossene Warnkette vom DWD bis zu den zuständigen Einsatzkräften vor Ort. Wichtig sei aber auch, das Risikobewusstsein der Bevölkerung zu stärken.

Bisher fehle es daran, hatten Expert:innen bereits am Montag betont. „Wir müssen den Menschen klarmachen, dass es mittlerweile auch bei uns um Leben und Tod geht“, hatte die Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts, Antje Boetius, zu Beginn des Forums „Wasserextreme als Folge des Klimawandels“ in Bremerhaven gesagt. Wichtig sei auch, schon Kindern Verhaltensmaßnahmen im Katastrophenfall beizubringen. (Tsp, dpa)

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