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Ruhig bleiben. Beim Standesamt braucht man vor allem: Geduld.

© Arno Burgi/dpa

Termine bei den Standesämtern: Wer in Berlin heiraten will, muss lange warten

Spontan? Hier nicht! Die Situation in den Standesämtern bleibt angespannt. Geburten und Sterbefälle werden vorrangig behandelt – es fehlt Personal.

Von Laura Hofmann

Spontan heiraten? Geht in Berlin normalerweise nicht. Die Zeiten, in denen Verlobte schon in der Nacht vor dem Standesamt in Mitte auf Einlass warteten, um einen Termin für die Anmeldung der Eheschließung zu ergattern, sind zwar vorbei. Nun werden diese Wochen zuvor online vergeben.

Doch Geduld haben müssen Heiratswillige noch immer. Denn viele Standesämter sind zum Beispiel wegen eines hohen Krankenstandes überlastet. Besonders in Mitte und Pankow fehlt weiterhin Personal. Dafür gibt es nun zwar mehr Geld vom Senat, doch bis neue Kräfte voll einsatzbereit sind, dauert es. Deswegen werden Geburten und Sterbefälle jetzt vorrangig behandelt.

Dennoch heiraten immer mehr Berliner, am häufigsten in Charlottenburg-Wilmersdorf. In den drei Standorten des Standesamtes des Bezirks wurden in den vergangenen zehn Jahren fast 18.000 Ehen geschlossen. Im vergangenen Jahr waren es mit 1918 etwas weniger als 2016, das den bisherigen Höhepunkt mit 1986 Eheschließungen darstellt.

Hier ist es auch besonders schön: Das Ja-Wort kann man sich in der prunkvollen Villa Kogge oder im Rathaus Schmargendorf geben, das von außen an eine Burg erinnert und dessen ehemaliger Ratssaal eins der schicksten Trauzimmer Berlins darstellt.

Auf Platz zwei liegt Mitte mit 13.825 Eheschließungen von 2008 bis 2017. Und am dritthäufigsten Berliner gaben sich in Tempelhof-Schöneberg das Ja-Wort. Auch hier ist das Trauzimmer besonders schön.

Termin-Stress vor der Hochzeit

Ein Problem: Termine zur Eheschließung können erst sechs Monate im Voraus gebucht werden. Da sind die Hochzeitsvorbereitungen aber bereits in vollem Gange, denn viele Locations müssen mit mehr als einem Jahr Vorlauf reserviert werden.

Das bedeutet, dass viele Paare ihre Feier planen, ohne das genaue Hochzeitsdatum zu kennen. Noch komplizierter wird es, wenn das Paar an einem Sonnabend heiraten möchte und standesamtliche Trauung und Party an einem Tag erledigen will.

Die Lösung liegt in Brandenburg. Dort kann man in manchen Standesämtern inoffiziell bereits ein Jahr im Voraus einen Termin für die Eheschließung reservieren und konkurriert im Kampf um eine Trauung am Sonnabend mit weniger Pärchen.

Andreas Jüttemann und Friederike Butzengeiger haben sich deshalb für das Standesamt in Teltow am südwestlichen Stadtrand entschieden. Dort können sie vormittags den administrativen Part ihrer Hochzeit erledigen. Und sich nachmittags dann in einer Kirche in Dahlem außerdem kirchlich trauen lassen. Allerdings müssen Paare, die außerhalb des Bezirks heiraten möchten, in dem sie gemeldet sind, Zusatzgebühren zahlen.

Extras kosten extra

Auch für besondere Orte werden Extrakosten verlangt. So kostet eine Eheschließung außerhalb der Räume des Standesamts generell schon mal 75 Euro, darüber hinaus müssen Paare dann noch die Raummiete für die jeweilige Location zahlen.

Für eine Trauung im Mittelmeerhaus im Botanischen Garten werden zum Beispiel 275 Euro fällig. Im Rokkokosaal des Gutshauses Steglitz kostet die Eheschließung 103 Euro. Die meisten Außentraustellen hat das Standesamt Mitte. Es bietet Trauungen an so spektakulären Orten wie dem Berliner Fernsehturm, der Nikolaikirche oder dem Aquadom des Sea Life Centers Berlin an – allerdings nur mittwochs und freitags zwischen 10 und 14 Uhr (Ausnahme: Nikolaikirche nur um 9 Uhr).

Um auch an Samstagen vermählen zu können, fehlt – richtig – das Personal. Das kann Hochzeitsplanerin Sarah Linow nicht verstehen: „Der Hochzeitstourismus in Berlin könnte so stark ausgebaut werden“, sagt sie.

Wenn man denn einen der wenigen Samstagstermine in einem anderen Standesamt als in Mitte ergattert, kostet das extra. So wie Doppelnamen oder mehrere Exemplare der Heiratsurkunde.

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