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So soll es mal aussehen in der Bergmannstraße. Oder zumindest so ähnlich.

© raumscript/BA Friedrichshain-Kreuzberg

Wenn es einfach wäre, wäre es nicht Kreuzberg: Die autofreie Bergmannstraße soll alle Lasten der Gegenwart tragen

Es ist typisch Berlin, die Bergmannstraße zur Fußgängerzone zu erklären: Erst musste jeder Unfug für teures Geld ausprobiert werden. Eine Glosse.

Typisch Berliner ist ja auch: Fußgängerzonen für provinziell erklären, aber nach dem Urlaub vom Flanieren in Siena und Kopenhagen schwärmen.

Deshalb haben wir hier nur die schrecklich provinzielle Wilmersdorfer Straße; stationäre Händler in der Stadt aber träumen oft immer noch vom Kunden, der vor der Ladentür den Kofferraum aufklappt und dann nach Herzenslust einlädt – sie sind dagegen.

Andererseits: Auch in der Friedrichstraße, wo praktisch nie jemand vor dem Laden vorfahren konnte, scheint das Ladensterben durch das Aussperren der Autos ausgeblieben zu sein; man hört nicht mal jemanden jammern. Möglicherweise hat das die Entschlossenheit befördert, nun endlich auch die Kreuzberger Bergmannstraße vom Auto zu befreien.

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Das gelang allerdings erst, nachdem jeder nur erdenkliche Unfug von den klapprigen Parklets bis zu den gelbgrünen Farbklecksen an den Kreuzungen für teures Geld ausprobiert und verworfen worden war.

Das neue Projekt soll nun natürlich wieder alle Lasten der Gegenwart tragen, soll Regenwasser filtern, die Temperatur lokal regeln und Lebensräume für Insekten bieten – allesamt keine Aufgaben klassischer Fußgängerzonen. Aber wenn es einfach wäre, wäre es nicht Kreuzberg.

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