zum Hauptinhalt
Keine Originale. Die Ausstellung zeigt 100 Replikationen bekannter Banksy-Werke, darunter auch der berühmte Soldat mit den Engelsflügeln.

© DAVIDS/Sven Darmer

Neue Banksy-Ausstellung in Berlin: Wenn der Mythos genauso wichtig ist wie die Kunst

Eine neue Ausstellung widmet sich der Street-Art-Legende Banksy – beteiligt war er selbst nicht.

Wie lernt man jemanden kennen, der nicht kennengelernt werden möchte? Der Street-Art-Künstler Banksy ist einer der erfolgreichsten und populärsten Künstler der Gegenwart. Seine Identität ist aber bis heute unbekannt.

Die neue Ausstellung „The Mystery of Banksy – A Genius Mind“ möchte den Mythos um den Künstler beleuchten. Seit Freitag können Besucher:innen die Ausstellung mit über 100 Replikationen von Banksys Werken in der Station Berlin am Gleisdreieck besuchen. Auf rund 1600 Quadratmetern werden Graffiti, Fotografien, Skulpturen, Videoinstallationen und Drucke ausgestellt.

Originale sind in der Ausstellung nicht zu sehen. Da diese sich oftmals in Privatbesitz befinden, seien sie für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, erklärte der Produzent der Ausstellung und Geschäftsführer von COFO Entertainment, Oliver Forster.

Dass die Ausstellung nicht offiziell vom Künstler autorisiert ist, daraus machen die Veranstalter kein Geheimnis. Das sei aber bei allen Ausstellungen über Banksy der Fall, sie seien quasi „offiziell unautorisiert“, so Forster.

Der Künstler selbst veröffentlicht auf seiner Webseite eine Liste aller Ausstellungen über ihn weltweit, distanziert sich von diesen und bezeichnet sie als „Fake“: „Die Öffentlichkeit sollte sich darüber bewusst sein, dass es zuletzt zahlreiche Banksy-Ausstellungen gab und keiner davon zugestimmt wurde. Sie wurden vollständig ohne das Wissen und die Beteiligung des Künstlers erstellt, bitte behandeln Sie diese auch entsprechend“, schreibt er.

Der Mythos Banksy

Wer Banksy ist, darüber ranken sich seit Jahren Gerüchte. Es wird vermutet, dass Banksy um die 45 Jahre alt ist und aus Bristol, England stammt. Auf seiner Anonymität beruht auch sein Mythos.

[ Infos zur Ausstellung gibt es unter mystery-banksy.com/berlin]

Weltweit tauchen immer wieder plötzlich Werke auf. Dabei kommentiert Banksy das Weltgeschehen aus seiner Sicht und prangert dabei häufig gesellschaftliche Missstände öffentlich an – oft auf humorvolle oder provokative Art und Weise. Auch die Kunstwelt fand in den vergangenen Jahren zunehmend Gefallen an seinen Werken. Bei Auktionen werden sie mittlerweile häufig für Rekordsummen versteigert.

Banksy selbst kritisierte die Kommerzialisierung seiner Kunst immer wieder auf seine eigene Art. So sorgte 2018 für Aufsehen, das sein Werk „Girl With Balloon“ sich bei einer Auktion nach dem Verkauf zur Hälfte selbst schredderte. Banksy nutzt die millionenschweren Verkäufe aber auch, um sich sozial zu betätigen. Eines seiner Bilder wurde kürzlich für knapp 20 Millionen Euro zugunsten des britischen Gesundheitsdienstes versteigert.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Die Kuratorin der Ausstellung in Berlin, Virginia Jean, sagt über den Künstler, er spreche signifikante Wahrheiten und Probleme in unserer Welt an. Ein Banksy-Werk berühre „jeden und ist an jeden gerichtet, ob derjenige will oder nicht“. Daher sei es ihr wichtig, die Werke der Welt zugänglich zu machen.

Banksy-Werke sind oft provokant und humorvoll zugleich - das gilt auch für Reproduktionen.
Banksy-Werke sind oft provokant und humorvoll zugleich - das gilt auch für Reproduktionen.

© DAVIDS/Sven Darmer

Das Erlebnis steht bei der Ausstellung im Vordergrund

Auch der Produzent Oliver Forster bezeichnet sich selbst als großen Fan. Dass er eigentlich Musical-Produzent ist, zeigt sich auch in der Ausstellung. Das Erlebnis steht hier klar im Vordergrund.

So finden Besucher:innen beispielsweise eine Nachbildung des „Walled Off Hotel“, dessen Original eigentlich an der Sperrmauer in Bethlehem steht. Auch können die Besucher:innen einen Nachbau einer Londoner Subway betreten, die Banksy im Zuge der Corona-Pandemie bemalte, um auf das Tragen von Masken aufmerksam zu machen.

Mit der Ausstellung habe man versucht, die Werke des Künstlers „in einer lockeren Atmosphäre abseits des Museumsbetriebs“, aber dennoch mit „einem hohen Qualitätsanspruch erlebbar zu machen“, sagt der Produzent Oliver Forster.

In der Ausstellung wurden auch ganze Räume mit Werken von Banksy nachgebildet.
In der Ausstellung wurden auch ganze Räume mit Werken von Banksy nachgebildet.

© DAVIDS/Sven Darmer

Auf dem Smartphone kann man bei einer Multimedia-Führung parallel zum Besuch der Ausstellung Aufnahmen der Originalwerke ansehen. Neben dem Erlebnisfaktor verfolge man auch einen pädagogischen Charakter. Ziel sei es, dass die Menschen noch mehr über Banksy und seine Botschaften erfahren, sagt Forster. So dokumentiert die Ausstellung Banksys Entwicklung seit 1997, sein soziales Engagement und seine wichtigsten Werke.

Einige originale Werke hat Banksy übrigens auch im Berliner Straßenbild hinterlassen, zu finden sind sie allerdings kaum noch. Das wohl bekannteste wurde vor zehn Jahren im Künstlerhaus Bethanien freigelegt. Darüber stand: „Jedes Bild erzählt eine Lüge.“

Nicolas Lepartz

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false