zum Hauptinhalt
Berndt Schmidt, Geschäftsführer beim Friedrichstadt-Palast, dem 1984 gegründeten Revuetheater in Berlin-Mitte. Für 2019 erhielt er ein Grundgehalt in Höhe von "nur" 180.000 Euro plus 20.000 Euro Tantieme. Hinzu kommen "sonstige Bezüge" in Höhe von 320.000 Euro.

© Thomas Dietze

Weniger Gewinn, aber höhere Vergütung: Chefs vieler Berliner Landesbetriebe freuen sich über Aufschlag

Die landeseigenen Berliner Unternehmen haben 2019 im Schnitt ein Drittel weniger Gewinn gemacht. Trotzdem gab es mehr Geld für Chefs - speziell in einem Haus.

In der Berliner Wirtschaft ist das Land Berlin seit jeher eine große Nummer: Es hält bei 55 Unternehmen die Mehrheit oder gleich sämtliche Anteile, darunter bei sehr großen Arbeitgebern wie der BVG, der BSR oder dem Klinikkonzern Vivantes. Diese werden allesamt von politisch besetzten Aufsichtsgremien geführt und setzen mehr oder minder konsequent Vorgaben des Senats um.

Vor dem Hintergrund ist bemerkenswert, dass die Bezüge einiger Top-Manager dieser Unternehmen kräftig gestiegen sind, obwohl die Finanzkennzahlen dies in der Summe kaum rechtfertigen. Das geht aus dem aktuellen Beteiligungsbericht 2020 hervor, den die Senatsverwaltung für Finanzen jedes Jahr vorlegt (Download 294 Seiten als PDF hier, 16 MB)

Denn wie aus dem aktuellen Beteiligungsbericht für 2019 hervorgeht, haben Berlins landeseigene Unternehmen zusammen 436 Millionen Euro Überschüsse verbuchen können. Das klingt beeindruckend , ist aber genau ein Drittel weniger als im Vorjahr (654 Millionen). Die Chef-Gehälter stiegen in diesem Zeitraum trotzdem um 7,5 Prozent. Die Nominallöhne der Gesamtbevölkerung Berlins stiegen in dem Zeitraum nur um 3,9 Prozent, die Preise (Inflation) stiegen um sehr moderate 1,4 Prozent.

Christian Göke, Chef der Messe Berlin, erhält seit Jahren die höchste Vergütung aller Chefs von landeseigenen Unternehmen. Dennoch wird er das Unternehmen zum Jahresende 2020 verlassen.
Christian Göke, Chef der Messe Berlin, erhält seit Jahren die höchste Vergütung aller Chefs von landeseigenen Unternehmen. Dennoch wird er das Unternehmen zum Jahresende 2020 verlassen.

© Thilo Rückeis

Spitzenverdiener war erneut Christian Göke, der den Posten als Geschäftsführer der Messe Berlin zum Jahreswechsel abgibt. Er erhielt für 2019 inklusive aller Tantieme 566 000 Euro – das waren gut fünf Prozent weniger als im Vorjahr. Die damalige Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), Sigrid Nikutta, konnte ihre Bezüge um zwei Prozent auf 552.000 Euro Jahresgehalt steigern. In dieser Liga spielt auch Jürgen Allerkamp, Vorstandschef der Investitionsbank Berlin (IBB). Seine Bezüge steigen geringfügig von 525 000 auf 529 000.

[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können]

Doch während Allerkamp immerhin die Geschäfte einer Bank mit mehr als 700 Mitarbeitern führt und jemand wie Engelbert Lütke Daldrup (513.000 Euro) die BER-Baustelle gebändigt hat, erschließt sich nicht auf den ersten Blick, warum ihr Kollege Berndt Schmidt vom Friedrichstadt-Palast 520.000 Euro erhalten hat – satte 42 Prozent mehr als im Vorjahr.

Sigrid Nikutta verdiente als Chefin der BVG für 2019 insgesamt 552.000 Euro. Seit Januar 2020 ist sie Vorständin für Logistik bei der Deutschen Bahn (DB) und Chefin der Tochter DB Cargo.
Sigrid Nikutta verdiente als Chefin der BVG für 2019 insgesamt 552.000 Euro. Seit Januar 2020 ist sie Vorständin für Logistik bei der Deutschen Bahn (DB) und Chefin der Tochter DB Cargo.

© Kevin P. Hoffmann

Schmidts Palast beschäftigte 311 Mitarbeiter und benötigte zudem einen Zuschuss des Landes in Höhe von 11,6 Millionen Euro. Den Löwenanteil habe er für seine Tätigkeit als Produzent erhalten, hört man zur Begründung. Offenbar lastet ihn die Geschäftsführungstätigkeit nicht aus. Seit 2007 steht Schmidt in dem Revue-Theater an der Spitze des Theaters, das in diesem Jahr wegen Corona gar nicht mehr öffnen soll. Sein Vertrag läuft noch bis 2024.

„Die Zuständigkeit für Vertragsangelegenheiten mit den Geschäftsleitungen obliegt dem oder der Aufsichtsratsvorsitzenden. Die Vergütungshöhe und auch deren Legitimation und Argumentation sind Gegenstand der Vertragsverhandlungen zwischen den beteiligten Parteien“, heißt es aus der Finanzverwaltung. Es handele sich dabei um Vertragsbestandteile, die der Vertraulichkeit unterliegen. Die Transparenzpflichten gemäß 2. Vergütungs- und Transparenzgesetz würden mit der Veröffentlichung der Geschäftsleitungsvergütungen erfüllt. „Zu Einzelvertragsangelegenheiten von Geschäftsleitungen können wir keine weiteren Auskünfte erteilen“, heißt es.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false