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In Kreuzberg gibt es zwei neue, improvisierte Radwege.

© Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg

Update

Coronakrise beschleunigt Verkehrswende: Weitere Pop-up-Radwege für Friedrichshain und Kreuzberg kommen

Friedrichshain-Kreuzberg legt weiter Radwege im Eiltempo an. Auch andere Bezirke haben Interesse – die Senatsverwaltung prüft deren Vorschläge.

Zehn Tage nach der Premiere hat das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg sich mit der Verkehrsverwaltung des Senats geeinigt, schnellstmöglich weitere Radfahrspuren auf Hauptverkehrsstraßen zu markieren.

Nach Auskunft von Felix Weisbrich, Leiter des Straßen- und Grünflächenamtes, sollen in der kommenden Woche Spuren auf der Petersburger und der Lichtenberger Straße in Friedrichshain sowie auf der Gitschiner Straße in Kreuzberg angelegt werden. Weitere seien denkbar. In der Petersburger Straße gebe es einen schmalen und holprigen und alten Radweg, in Lichtenberger und Gitschiner Straße überhaupt keine Infrastruktur für den Radverkehr.

„Wir stellen fest, dass unsere Infrastruktur für die aktuelle Situation ungeeignet ist“, sagte Weisbrich dem Tagesspiegel am Freitag. „Insofern sind wir in der Pflicht, etwas zu tun, um die Gesundheit der Menschen zu schützen.“

Auch Tempelhof-Schöneberg will temporäre Radwege

Friedrichshain-Kreuzberg hatte am 25. März zunächst am Halleschen Ufer eine der drei Fahrspuren mit Baken, Piktogrammen und einer gelben Linie für den Radverkehr reserviert und an der Zossener Straße eine Aufstellfläche für den Radverkehr verbreitern lassen.

Die jetzige Entscheidung für weitere Pop-up-Radwege beruht nach Auskunft von Weisbrich auch auf den guten Erfahrungen mit diesen beiden Beispielen: Radfahrer und Fußgänger hätten erkennbar mehr Platz, um Abstand zu halten, der – ohnehin stark verringerte – Autoverkehr fließe problemlos, und Rettungsfahrzeuge kämen eher besser durch als vorher, weil die breiten Radspuren für Einsatzwagen schnell geräumt werden könnten.

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Wenige Tage nach dem Aufschlag aus Kreuzberg wandte sich auch das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg an die Senatsverwaltung. Dort hieß es am Freitag, dass sich inzwischen „einige Bezirke bereits Straßenabschnitte vorgeschlagen haben, die wir aktuell prüfen und bewerten.“

Im Laufe der nächsten Woche sollen diese Prüfungen laut Senatsverwaltung abgeschlossen sein. Dann „werden wir Näheres mitteilen“.

Neue Radwege anzulegen dauert üblicherweise Jahre

Bisher dauerte die Planung und Anlage neuer Radverkehrsanlagen in aller Regel mehrere Jahre. Amtsleiter Felix Weisbrich hofft nach eigener Auskunft, dass von der aktuellen Krise zumindest die Erkenntnis bleibt, dass es auch deutlich schneller gehen kann – wenn auch nicht immer binnen weniger Tage.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) erwähnte das Kreuzberger Beispiel am Freitag als bundesweites Vorbild – und forderte andere Städte auf, ihm zu folgen und wenig genutzte Verkehrsflächen für den Radverkehr zu reservieren. Für 39 Städte mit hoher Luftbelastung habe die DUH das beantragt. Es gehe dabei auch um den Schutz vor schweren Covid-19-Krankheitsverläufen, denn hohe Luftbelastung erhöhe das Risiko insbesondere von Atemwegserkrankungen.

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