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Berlin-Schöneberg: An der Lindenhof-Grundschule konnte die Einschulung immerhin wie geplant stattfinden.

© Sven Darmer

Update

Weitere Einrichtungen in Berlin betroffen: An diesen Schulen wurden neue Corona-Fälle bekannt

Rund 900 Lehrer fehlen wegen Vorerkrankungen im Präsenzunterricht. Hygienebeirat konstituierte sich: Landeselternsprecher spricht von „sehr gelungenem Auftakt“.

Die Zahl der von Corona-Infektionen betroffenen Schulen ist erneut gestiegen. Zu den bisher knapp zehn bekannten Fällen kamen seit dem Wochenende weitere hinzu. Besonders betroffen ist die Katholische Schule Sankt Franziskus in Schöneberg, wo knapp 70 Schüler in Quarantäne geschickt wurden.

Um einen besseren Überblick über die berlinweite Lage zu bekommen, kündigte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) anlässlich der ersten Sitzung des neuen Hygienebeirats am Montag an, dass ihre Verwaltung künftig jeden Freitag über die Gesamtzahl der Corona-Fälle informieren will. Zuvor hatte es harsche Kritik an der mangelnden Übersicht über die Entwicklung gegeben: Die jeweils neuen Fälle werden bislang nicht zentral veröffentlicht.

Eine Woche nach Schulbeginn wird die Lage an den Schulen allerdings personell gesehen übersichtlicher. Dazu gehört, dass inzwischen bekannt ist, wie viele Lehrer wegen Vorerkrankungen ein Attest haben, und nicht in der Schule im regulären Unterricht eingesetzt werden dürfen.

Die Bildungsverwaltung gab den Prozentsatz mit drei an, was bei rund 30.000 Lehrern bedeutet, dass etwa 900 Lehrer betroffen sind. Allerdings dürfen rund 300 von ihnen beispielsweise Kleingruppen unterrichten. Die anderen 600 müssen im Homeoffice bleiben.

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Allerdings sind die betroffenen Lehrer nicht krankgeschrieben, sondern kommen ihren Aufgaben außerhalb des Präsenzunterrichts nach. Die betroffenen Lehrkräfte erstellen Hörbücher und Lernvideos, beraten Lehrer in Ausbildung oder erstellen Unterrichtsmaterialien, wie Umfrageergebnisse zeigen.

Kinder mit Vorerkrankungen brauchen gute Lernangebote

In der Woche vor Schulbeginn war Scheeres noch davon ausgegangen, dass sieben Prozent der Lehrer wegen Vorerkrankungen in den Schulen fehlen werden. Das wären rund 2000 Pädagogen gewesen. Sie kündigte bei der Gelegenheit an, dass sie mit dem Finanzsenator über einen Pool mit 100 Ersatzlehrern verhandele. Eine Antwort auf die Tagesspiegel-Frage, was diese Verhandlungen erbracht hätten, blieb bis Redaktionsschluss aus.

[Alle aktuellen Entwicklungen in Folge der Coronavirus-Pandemie finden Sie hier in unserem Newsblog. Über die Entwicklungen speziell in Berlin halten wir Siean dieser Stelle auf dem Laufenden.]

Unklar ist noch, wie viele Kinder wegen Vorerkrankungen fehlen. „Um diese Kinder müssen wir uns verstärkt kümmern“, sagte Landeselternsprecher Norman Heise nach der Sitzung des Hygienebeirats. Das sei bei der 2,5-stündigen Beiratssitzung verabredet worden.

Es sei berichtet worden, dass Schüler trotz Vorerkrankungen zum Unterricht kämen, weil sie „Angst haben, abgehängt zu werden“. Das bedeute, dass sich bei den Angeboten zum „schulisch angeleiteten Lernen zu Hause“ (saLzH) noch viel tun müsse. Heise sagte, dass die Sitzung des Hygienebeirats „sehr wichtig“ gewesen sei, weil viele Akteure erstmals zusammengekommen seien. Es sei ein „sehr gelungener Auftakt“ gewesen. Zuvor hatte Heise mangelnde Kommunikation seitens der Bildungsverwaltung beklagt.

Es geht um die Vorbereitungen auf den Herbst und Winter

Der von Bildungssenatorin Scheeres einberufene Beirat umfasst 20 Fachleute. Beim ersten Treffen sei es um eine Auswertung des Schulstarts, das Infektionsgeschehen in den Bezirken, die Fortschreibung des Musterhygieneplans, die Herausforderungen durch eine mögliche Erkältungs- und Grippewelle in Herbst und Winter sowie um die Berliner Teststrategie gegangen, berichtete anschließend die Bildungsverwaltung.

Es sei verabredet, auch diverse Facharbeitsgruppen einzurichten. So würden verschiedene Wissenschaftler und Experten einen Stufenplan erarbeiten, der unterschiedliche Szenarien erhält, sollten die Infektionszahlen in unterschiedlicher Form ansteigen. Auch der Musterhygieneplan werde noch „verständlicher und konkreter“ gefasst werden. Zudem werden Vorbereitungen getroffen, welche besonderen Vorkehrungen für Herbst und Winter zu treffen sind. Ein weiteres wichtiges Thema wird die Weiterentwicklung der Informations- und Kommunikationskanäle sein, um aktuelle Entwicklungen möglichst zeitnah weiterzugeben.

Scheeres regt Corona-Schulbeiräte auf Bezirksebene an

Bildungssenatorin Scheeres regte zudem an, Corona-Schulbeiräte auf Bezirksebene zu etablieren, soweit dies möglich ist. Diese bezirklichen Corona-Schulbeiräte könnten die lokalen Besonderheiten besonders kompetent in den Blick nehmen und sollten mit den Bezirkselternausschüssen vernetzt sein.

Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) zum Schuljahresauftakt an einer Grundschule.
Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) zum Schuljahresauftakt an einer Grundschule.

© dpa

Der Hygienebeirat besteht aus Wissenschaftlern, Amts- und Kinderärzten, Schulpraktikerinnen und -praktikern sowie aus Vertretern der Bezirke, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), der Eltern- und Schülergremien sowie des Landesschulbeirates. An der ersten Sitzung nahmen sowohl Senatorin Scheeres als auch ihre Staatssekretärin Beate Stoffers (SPD) teil.

GEW und Landeselternausschuss hatten noch in der Vorwoche zu einem eigenen Treffen geladen, auf dem zu einem "Bildungspakt" aufgerufen worden war - verbunden mit der Kritik, dass der Senat sich nicht genug um die Schulen kümmere.

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Am Montag berichtete auch die Neuköllner Bezirksstadträtin Karin Korte (SPD) über neue Corona-Fälle an Schulen: Nach der Karl-Weise-Schule sind nun auch die Sonnen- und Hugo-Heimann-Schule betroffen. An der Karl-Weise-Schule waren demnach zehn Mitarbeiter, darunter vier Lehrerkräfte, bis zum Ende der Woche in Quarantäne, nachdem ein Mitarbeiter positiv getestet wurde. Alle zehn hätten negative Testergebnisse. An der Heimann-Schule sei am 13. August ein Schüler positiv getestet worden. Eine sechste Klasse mit 22 Schülern und einer Lehrkraft sei bis zum 25. August in Quarantäne.

An einer Neuköllner Schule sind Reiserückkehrer betroffen

An der Sonnen-Grundschule wurden zwei Geschwister positiv getestet. Dabei handelt es sich um Reiserückkehrer. 38 Kinder und acht Lehrkräfte seien sind in Quarantäne.

Am heftigsten hat es aber die Sankt Franziskus Schule in Schöneberg getroffen, wo auch die Einschulungsfeier für viele Kinder ausfallen musste. Die Feier werde nachgeholt, hieß es am Montag. „Wir hätten den Schülerinnen und Schüler einen besseren Beginn gewünscht. Aber selbstverständlich gehen gesundheitliche Belange vor.“ An der Schule werden rund 300 Kinder unterrichtet, davon 50 Erstklässler in diesem Jahr.

Die Mutter eines Kindes sagte: „Am Freitag bekam ich den Anruf, dass alle Kinder aus den fünf Horteinrichtungen abgeholt werden müssen.“ Klassenweise hätten die Kinder anschließend auf dem Schulhof gestanden. Bis einschließlich Mittwoch seien die fünf Horte der Schöneberger Schule für die Nachmittagsbetreuung geschlossen.

Einschulungsfeier musste abgebrochen werden

Der Mutter zufolge ist die Hälfte der Einschulungskinder bereits in der letzten Ferienwoche in den Horten betreut worden und musste deshalb nun vorsorglich in Quarantäne. Rein rechnerisch müssten die Einschulungskinder bis Freitag, den 28. August in Quarantäne bleiben. „Die Einschulungsfeier ist deshalb ausgefallen, was sehr schade für die Kinder ist“, sagte die Mutter. „Von politischer Seite wird viel zu wenig getan, die Schulen werden alleine gelassen.“

Die Schöneberger Werbellinsee-Schule musste die Einschulungsfeier abbrechen – ein anwesender Vater habe die Nachricht bekommen, dass bei ihm ein positives Corona-Testergebnis vorliege. Dieselbe Grundschule hatte Anfang August in einem offenen Brief an den Senat gefordert, in den ersten zwei Unterrichtswochen die Lerngruppen zu halbieren, weil nach den Sommerferien viele Kinder das Virus aus Risikogebieten in die Klassen tragen könnten.

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Auch aus Charlottenburg wurden weitere Fälle berichtet - etwa am Sophie-Charlotte-Gymnasium in Charlottenburg, wo am Montag Acht- und Zwölftklässler getestest worden sein sollen. Zwei Schüler sollen sich nachweislich infiziert haben, deshalb mussten die betroffenen Lerngruppen bereits am vergangenen Freitag zu Hause bleiben.

Am Heinz-Berggruen-Gymnasium im Westend wurde über Infektionen im siebten Jahrgang berichtet, nachdem vergangene Woche nur die Sechstklässler betroffen waren.

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