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Ein Herz für seine Fans. Rapper Sido lädt seit 2018 regelmäßig zu Adventskonzerten in Berlin ein.

© IMAGO/Sven-Sebastian Sajak

Weihnachtsalben und Konzerte: Berliner Musiker zeigen sich von ihrer besinnlichen Seite

Ob Roland Kaiser oder Sido: Berliner Promis lieben Weihnachten und bringen das auch gerne musikalisch hervor. Aber warum eigentlich?

Von Louise Otterbein

An einer Sache gibt es im Dezember in Berlin kein Vorbeikommen: Weihnachtsmusik aus gefühlt jeder Ecke. Der Dauerbeschallung sind Berliner jedes Jahr wieder ausgesetzt, ob sie nun wollen oder nicht. „Last Christmas“ auf dem Weihnachtsmarkt, „Winter Wonderland“ beim Geschenkekauf und „All I want for Christmas“ auf der Firmenweihnachtsfeier.

Für manche mag es eine Qual sein, doch viele andere genießen die festlichen Klänge. Die Zahlen sprechen für sich: An der Spitze der deutschen Charts reiht sich zurzeit ein Weihnachtsklassiker an den nächsten, angeführt von der nicht nur saisonalen Ikone Mariah Carey. Auch die Berliner Prominenz liebt diese Zeit im Jahr. Gerade Musiker drehen in der vorweihnachtlichen Stimmung auf und präsentieren sich von ihrer besinnlichen Seite.

Der Berliner Rapper Sido, bürgerlich Paul Würdig, gibt seit 2018 regelmäßig Adventskonzerte. In diesem Jahr waren es zehn Termine, an denen der 43-Jährige zur Weihnachtsshow in die Columbiahalle eingeladen hat – und das kommt bei seinen Fans gut an: Alle Tickets waren schnell ausverkauft. Die letzte Show findet am 22. Dezember, also kurz vor den Festtagen statt.

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Berlin braucht Gemütlichkeit

Auch die im Grunewald lebende Sängerin Sarah Connor hat im Dezember ein großes Weihnachtskonzert gegeben. Anfang des Monats kamen rund 10.000 Fans in die Mercedes-Benz-Arena, um dem glitzernden Spektakel beizuwohnen, denn die 43-Jährige hat in diesem Jahr ihr Weihnachtsalbum neu herausgebracht: „Not So Silent Night – The Cozy Edition“, die gemütliche Version also. Die Gemütlichkeit steht in diesem Fall für drei neue Lieder auf der Songliste, genauso wie Live-Aufnahmen von der vergangenen Weihnachtstour.

Aber warum laufen Berliner Künstler in der Adventszeit nochmal so auf Hochtouren? Und warum ist das Berliner Publikum dafür jedes Jahr wieder so empfänglich? Vermutlich liegt ein Grund in besagter Gemütlichkeit – oder besser gesagt in ihrer Abwesenheit. Jeder weiß, dass sich Berlin in den Wintermonaten meist nicht von seiner besten Seite präsentiert. Es regnet oft, die Tage sind dunkel und das Grau liegt wie eine schwere Decke auf der Stadt.

Es kann deprimierend sein, wenn man im Regen auf dem Weihnachtsmarkt steht und dicke Tropfen den Glühwein verdünnen. Als im November Schnee fiel und sogar etwas liegen blieb, hoffte so mancher auf weiße Weihnachten. Aber wie es hier eben so läuft, kam der Regen und mit ihm die Ernüchterung.

Für den Teil der Berliner, die Weihnachten feiern, bietet die Stadt oft nicht die beste Einstimmung auf die Festtage. Vermutlich wollen einige Künstler deswegen den Winterzauber kreieren, der hier sonst eher weniger zu finden ist.

Ein Blick auf Roland Kaisers neues Album „Goldene Weihnacht“ bestätigt den Verdacht. Auch der in Berlin geborene Schlagersänger hat seine Weihnachtsplatte in diesem Jahr, genau wie Sarah Connor, neu herausgebracht. Bei dem 71-Jährigen ist das Album nicht „cozy“, sondern golden und er kommt mit prominenter Unterstützung um die Ecke.

Klassiker neu aufgelegt. Schlagersänger Roland Kaiser hat seine Weihnachtsplatte neu herausgebracht – mit prominenter Unterstützung.

© IMAGO/Michael Kremer

Da besingt er mit dem Münsteraner Tatort-Duo Jan Josef Liefers und Axel Prahl, die übrigens beide in Berlin leben, den Weltfrieden und zusammen mit Michelle Hunziker, Thomas Gottschalks ehemaliger „Wetten, dass..?“-Co-Moderatorin, schmettert er den höchst umstrittenen Song „Baby, It’s Cold Outside“.

Das Geschäft mit der Erinnerung

Die Auswahl der Lieder verrät noch etwas Wichtiges über das Weihnachtsgeschäft in der Musikbranche. Sowohl Sarah Connor als auch Roland Kaiser präsentieren auf ihren Alben allseits bekannte Weihnachtsklassiker. Auch die Soulsängerin Joy Denalane hat in diesem Jahr Nat King Coles Hit „The Christmas Song“ gecovert.

Ein Grund dafür mag Nostalgie sein. Denn jedes Jahr sind es die gleichen Lieder, die sich in den Playlists wiederfinden. Wenn Chris Rea mit Reibeisenstimme besingt, wie er durch den Schnee nach Hause fährt, werden Erinnerungen wach – der Song ist immerhin 37 Jahre alt und begleitet viele schon ein Leben lang. So manch einer hat zu Chris Rea womöglich eine engere Bindung als zum eigenen Großvater.

Kein Wunder also, dass sich Künstler immer wieder an den Klassikern bedienen. Es funktioniert eben gerade in der Weihnachtszeit, an Erinnerungen anzuknüpfen – vor allem auch als lukratives Geschäftsmodell.

Doch es gibt auch immer wieder Neuerscheinungen. Die zwischen Berlin und Los Angeles hin und her jettenden Zwillinge Bill und Tom Kaulitz glänzen mit ihrem neuen Lied „Your Christmas“ und der Deutsch-Pop-Sänger Wincent Weiss hat seine Fans mit seinem Album – Achtung Wortwitz – „Wincents Weisse Weihnachten“ überrascht. Weiss schaffte es damit kurzzeitig auf Platz eins der deutschen Albumcharts.

Eins ist klar: Gerade Berlin braucht Hilfestellung für die weihnachtliche Stimmung – und durch Musik klappt das wohl am besten.

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