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Kai Wegner bei einem seiner Hobbies: großes Tennis.

© privat

Wegner versteckt sich hinter Wortwolken: Eine vertane Chance, sich Berlin vorzustellen

Die erste Regierungserklärung des neuen Berliner Regierungschefs Kai Wegner (CDU) gerät zum Floskelfestival. Wo Wegner mit der Stadt hin will? Man ist so schlau wie zuvor.

Ein Kommentar von Julius Betschka

Wussten Sie schon, dass wir Berliner in der Stadt der Freiheit leben? Diese neue Regierung jetzt aber wirklich mal das Beste für Berlin will? Dass sie eine gute Politik für alle Menschen machen möchte? Das Gemeinsame fördert, statt zu spalten? Dass der Senat für Berlin brennt? Na, wussten Sie’s?

Egal, völlig egal. Weil das alles wenig aussagt. Es sind alles politische Phrasen ohne wirklichen Inhalt, Worte fast ohne Bedeutung. Noch ein Gefängniswärter kann sich Mann der Freiheit nennen, der größte Spalter behaupten, Menschen zusammenzuführen. Das Beste für die einen in Berlin, kann das Schlimmste für die anderen sein. Politik wird nicht „gut“, weil man das per Adjektiv behauptet.

Nun ist Kai Wegner, Berlins neuer Regierende Bürgermeister weder der größte Spalter der Stadt, noch hat er bislang aufseherische Anflüge durchblitzen lassen. Seine erste Regierungserklärung verbrachte er trotzdem in großen Teilen damit, das politische Phrasenwörterbuch von A bis Z durchzuackern. Es war eine vertane Chance, sich den Berlinern zu erklären.

Man wüsste gern: Was bedeutet nun Politik für alle, außer so zu tun, als könne man es allen recht machen? Was bedeutet Stadt der Freiheit? Für wen gilt sie aus der Sicht von Wegner? Endet sie beim Rasen auf der A100, beim Nacktbaden in Schwimmbädern oder bei der Vollverschleierung in Schulen? All das sind ja spannende gesellschaftliche Debatten, die man führen könnte, die man führen muss.

Man wäre gern etwas klüger als zuvor, nachdem man einem Politiker rund 45 Minuten zugehört hat. Oder wüsste zumindest gern deutlich besser Bescheid über sein Denken, über seinen inneren Antrieb. Darüber, wer dieser Mann nun eigentlich ist. Nach Wegners Rede war man dagegen ganz und gar müde, dabei war das Mittagstief noch nicht erreicht.

Da war noch was: Zaubern, das kann der CDU-Mann nun wirklich nicht, wie er gegen Ende der Rede sagte. Man schreckt kurz hoch. Dann wieder die Beruhigungspille: Dafür will er aber hart arbeiten.

Immerhin Letzteres ist ja mal ein Versprechen, an dem man ihn und seine Regierungsarbeit (aber auch seine nächste Rede) wird messen können. Alles andere war politischer Puderzucker, Augenwischerei. Das Ermutigende ist: Von hier aus gesehen kann es nur besser werden.

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