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Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar hatte das Museum Berlin die ukrainische Flagge gehisst.

© Joerg Carstensen/dpa

Wegen des Angriffs auf die Ukraine: Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst ändert seinen Namen

In Karlshorst wurde 1945 die Kapitulation der Wehrmacht unterzeichnet. Der Name des Museums stand schon länger in der Kritik. Nun ist er selbst Geschichte.

Infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ändert das Deutsch-Russische Museum Berlin-Karlshorst seinen Namen. Das Ausstellungshaus soll ab sofort den Namen Museum Berlin-Karlshorst tragen. Das gab der Leiter des Museums, Jörg Morré, in einem Interview mit der „Berliner Zeitung“ bekannt.

In dem Museumsgebäude unterzeichneten die Oberbefehlshaber der Wehrmacht in der Nacht vom 8. zum 9. Mai 1945 vor Vertretern der Sowjetunion, der USA, Großbritanniens und Frankreichs die bedingungslose Kapitulation, die das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa besiegelte.

Dem Trägerverein des Museums gehören die Bundesrepublik Deutschland, die Russische Föderation sowie mehrere wissenschaftlich-kulturelle Institutionen in Deutschland, Russland, Belarus und der Ukraine an.

Der Name Museum Berlin-Karlshorst habe Morré zufolge schon immer im Vereinsregister gestanden. „Die Bezeichnung Deutsch-Russisches Museum geht auf die Gründungsphase zurück, als nur zwei Nationen beteiligt waren“, sagte der Museumschef in dem Interview.

Melnyk boykottierte 2021 Steinmeier-Rede im Museum

Bereits anlässlich des 80. Jahrestags des Überfalls auf die Sowjetunion im Juni 2021, zu dem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in dem Museum eine Rede hielt, hatte der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk die Veranstaltung boykottiert und dies mit dem Namen des Museums begründet.

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Dass die zentrale Gedenkrede des Bundespräsidenten zum 80. Jahrestag des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion ausgerechnet im Deutsch-Russischen Museum stattfinde, sei „aus Sicht der Ukrainer ein Affront“, hatte Melnyk in seiner Absage erklärt. Es handle sich um „ein weiteres Zeugnis fehlenden Bewusstseins für die Gefühle und die Befindlichkeiten der Ukrainer, die als eine der größten Opfernationen übersehen werden“.

Auch Melnyks Vorgängerin habe schon Kritik an der Bezeichnung geäußert, sagte der Museumschef. "Das kam eigentlich erst mit der fortschreitenden Nationalstaatsbildung von Belarus und der Ukraine", erklärte Morré im Interview. "Wie die Nationen formierte sich auch die Erinnerungskultur immer stärker. Bereits vor der Annexion der Krim drifteten die Erinnerungskulturen auseinander."

Der Schriftzug auf einer Mauer vor dem Haus werde auch bald geändert, kündigte der Leiter an. "Wir werden ihn nächste Woche überbauen. Dort steht dann: Ort der Kapitulation, Mai 1945."

Lea Becker

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