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Auf dem Gelände der ehemaligen DDR-Staatssicherheit ist der "Campus für Demokratie" entstanden.

© Robert Klages

Was wird aus der alten Stasi-Zentrale?: Berlins „Campus für Demokratie“ ist nun wenigstens beschildert

In Lichtenberg liegt das riesige Gelände der Ex-Stasi-Zentrale. Über seine Zukunft wird gestritten. 21 Infotafeln dokumentieren nun immerhin die Geschichte.

Die ehemalige Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR heißt heute „Campus für Demokratie“. Den Namen hat das 180.000 Quadratmeter große Gelände schon vor etlichen Jahren erhalten – was fehlt, ist der Inhalt. Viele Gebäude stehen leer, sie gehören einem privaten Investor. Bund, Berlin, Investor:innen und Historiker:innen streiten derweil um die Zukunft des Campus.

Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) gab am Mittwoch zu: „Wir sind hier noch lange nicht so weit, wie wir das wollen. Wir rennen den Plänen hinterher.“

Zusammen mit Vertretern des Bundestags, des Bundesarchivs und dem Lichtenberger Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Linke) weihte Geisel am Mittwoch 21 digitale und analoge Tafeln auf dem Campus in der Ruschestraße/ Normannenstraße/Frankfurter Allee ein.

Einige davon befinden sich im umliegenden Straßenraum sowie am benachbarten Roedeliusplatz. Das System wird ergänzt durch einen Online-Rundgang, der über QR-Codes vor Ort abrufbar ist.

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Die Tafeln weisen nicht nur auf das bekannte Stasi-Museum hin und bieten Orientierung, sondern erzählen die Geschichte des Areals. Neben dem Stasi-Unterlagen-Archiv haben sich die Robert-Havemann-Gesellschaft und der Berliner Beauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (BAB) dort angesiedelt. Die Erarbeitung der Info-Texte wurde durch zivilgesellschaftliche Vereine unterstützt und die Tafeln durch Landesmittel finanziert. 

„Wir wollen hier zeigen, was Demokratie ist, und Menschen für diese begeistern. Denn Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit“, sagte Senator Geisel in seiner Begrüßungsrede. Auf dem Campus finden immer wieder Vorträge, Diskussionen und Ausstellungen statt. Auf dem Parkplatz im Innenhof gibt es großformatige Fotos und Texte zur Geschichte der Stasi-Zentrale und ihrer Erstürmung durch DDR-Bürger:innen.

Bebauungsplan wird auf Landesebene gezogen

„Mit dem Wegeleitsystem ist ein wichtiger nächster Schritt in der Entwicklung der ‚Stasi-Zentrale. Campus für Demokratie‘ getan“, erklärt Alexandra Titze, Vizepräsidentin des Bundesarchivs. „Es macht das Gelände für Besuchende erfahrbarer und es zeigt eine weitere Stärke des Campus: Die Zusammenarbeit vieler verschiedener Akteure aus Land, Bund und Zivilgesellschaft.“

Bezirksbürgermeister Michael Grunst sagte: „Der ‚Campus für Demokratie‘ muss noch stärker ein Ort werden, der über Diktatur und Widerstand aufklärt, und für Demokratie und die europäische Idee wirbt. Mit dem Info-Tafeln wird ein weiterer Schritt getan, damit der "Campus für Demokratie" in der öffentlichen Wahrnehmung sichtbarer wird. 

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Auch das Stasi-Unterlagen-Archiv des Bundes soll auf dem „Campus für Demokratie“ angesiedelt werden, sagte Budde. „Die Erinnerungskultur soll an diesem Ort zusammenfinden und erhalten bleiben.“ Der Bezirk hat einen Bebauungsplan erstellt, welcher von Senator Geisel auf Landesebene gezogen wurde, um ihn von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen weiter bearbeiten zu lassen.

Streit um Abriss einiger Gebäude

Zuletzt hatte es Streit um den Abriss einiger Gebäude auf dem Campus gegeben. Anstelle des Bundesarchivs hätten einige Historiker:innen und Politiker:innen lieber die früher mal avisierten Ateliers für Künstler:innen dort gesehen. Andererseits sind sie froh, dass die Häuser der privaten Investor:innen nicht für Büros verwendet werden. Dies hat die Senatsverwaltung durch Verhandlungen und Denkmalschutz bisher verhindern können.

Dass Teile des Areals in privater Hand sind, gilt als historischer Fehler. Auch Geisel sagte: „Es war nicht richtig, dass die Deutsche Bahn das Gelände privatisiert hat.“ Diese unterhielt auf dem Gelände Büros und verkaufte 2011 an ein Privatunternehmen – verschiedenen Quellen zufolge für einen Euro. Auf den neuen Infotafeln steht dieser Teil der Geschichte (bisher) nicht.

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