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Arbeit in einem Labor des Strahlen-Medizin-Unternehmens Eckert & Ziegler.

© Wolf Lux/Eckert & Ziegler

Vorsorge für einen Atomschlag: EU zahlt Berliner Firma 17 Millionen für Entwicklung eines Medikaments gegen Strahlenkrankheit

Das kleine Berliner Unternehmen Myelo erhält eine große Fördersumme, um ein Medikament marktreif zu bekommen, das im Falle eines Atomangriffs gebraucht würde.

Das Pharmaunternehmen Myelo Therapeutics, das lediglich zwölf Personen in Berlin-Mitte beschäftigt, erhält rund 17 Millionen Euro Fördergeld von der Europäischen Union für einen zeitraum von vier Jahren. Damit soll die Firma die Entwicklung eines Präparates zur Bekämpfung der Strahlenkrankheit zur Marktreife vorantreiben. Das teilte das ebenfalls in Berlin ansässige und börsennotierte Medizintechnikunternehmen Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik AG am Donnerstag mit. Eckert & Ziegler hatte rund ein Viertel der Myelo-Anteile vor einigen Jahren von einem Frühphaseninvestor übernommen, „weil die Strahlenpille thematisch zur Radiopharmazie passt“, wie Sprecherin Karolin Riehle mitteilte.

Myelo gehöre zu einem Portfolio von „aussichtsreichen präklinischen oder klinischen Entwicklungskandidaten, die Eckert & Ziegler um sich geschart hat, um die Medikamente des nächsten Jahrzehnts entwickeln zu können“, ergänzte sie. „Die Förderzusage durch den Europäischen Verteidigungsfonds kann als eine Art Ritterschlag angesehen werden, mit dem die jahrelangen Vorarbeiten der Entwicklungstruppe gewürdigt werden“. Mit etwas Glück könne Eckert & Ziegler daraus später nicht nur Umsätze und Erträge erzielen, sondern auch den Zivilschutz der Europäischen Union stärken, sagte Riehle weiter.

Die EU hatte angesichts des russischen Angriffskrieges den Europäischen Verteidigungsfonds aufgesetzt. Damit will das Staatenbündnis noch bis ins Jahr 2027 fast acht Milliarden Euro in die „innovative, industrielle und wissenschaftliche Basis der europäischen Verteidigungsindustrie“ investieren – es geht in diesem Fonds also nicht um die Anschaffung von Waffen. 49 Millionen Euro aus dem Fonds fließen in ein Programm für ein europaweites Netzwerk, das Präperate zur Behandlungen von Symptomen nach einem möglichen Angriff mit atomaren, biologischen oder chemischen Waffen entwickeln sollen. Russlands Führung hatte seit Februar mehrfach vor einem Atomkrieg gewarnt.

Den Angaben zufolge arbeitet bei Myelo seit 2019 ein internationales Team - zunächst mit Unterstützung des US-amerikanischen Forschungszentrums NIAID (National Institute of Allergy and Infectious Diseases) im Kampf gegen Allergien und Seuchen. Deren Leiter ist der in der Corona-Pandemie weltbekannt gewordene Mediziner Anthony Fauci. Ziel der Arbeitsgruppe sei die Entwicklung von Medikamenten für den Zivilschutz in Ländern von EU und NATO. Produkte von Myelo könnten aber auch in der Behandlung von Krebserkrankungen Anwendungen finden, heißt es in der Mitteilung. Auf diesem Feld ist auch die Eckert & Ziegler mit ihren insgesamt rund 900 Beschäftigten tätig.

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