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Die Übernahme der Deutsche Wohnen hat Vonovia weiter Auftrieb gegeben. Zudem profitiert das Unternehmen von seinen Neubauten.

© dpa/Marcel Kusch

Update

Konzern trennt sich von Immobilien: Vonovia stellt Wohnungen für 13 Milliarden Euro zum Verkauf

Deutschlands größter Immobilienkonzern will Wohnungspakete verkaufen und seine Schulden drücken. Ob Berliner Bestände betroffen sind, ist noch unklar.

Der Immobilienriese Vonovia reagiert auf durch die Zinswende steigende Kapitalkosten und will seine Milliarden-Schulden drücken. Vonovia wolle sich in den kommenden Jahren von Immobilien-Paketen mit einem Volumen von rund 13 Milliarden Euro trennen, kündigte der Konzern am Mittwoch in einer Analysten-Präsentation an. Hinzu komme noch die Pflegeheim-Sparte der Tochter Deutsche Wohnen.

In dem neuen Umfeld werde es zudem keine Zukäufe mehr geben, teilte der Konzern mit, der durch zahlreiche Übernahmen zum größten deutschen Immobilien-Unternehmen aufgerückt ist. Vonovia will sich zudem für Gemeinschaftsunternehmen mit Investoren öffnen.

Ob auch Wohnungen und Häuser in Berlin von den geplanten Verkäufen betroffen sind, ist zurzeit unklar. Eine Vonovia-Sprecherin sagte auf Anfrage, "es ist noch viel zu früh, um konkret etwas zum Volumen und den einzelnen Standorten zu sagen". Geplant seien "Opportunity"-Verkäufe von Häusern und Wohnungen über einen längeren Zeitraum, also wenn Immobilien gleichsam mit Gewinn verkauft werden können. Vereinfacht geht es darum, eine gute Gelegenheit abzuwarten für den Verkauf der "identifizierten" Immobilien, beispielsweise weil der Verkaufspreis höher ist als der Buchwert.

Vonovia verfügt nach eigenen Angaben über einen Bestand von rund 550.000 Wohnungen, davon 42.000 in Berlin.

Die Übernahme der Deutsche Wohnen hat dem Konzern unterdessen weiter Auftrieb gegeben. Zudem profitiert das Unternehmen von seinen Neubauten. Die Jahresziele für Umsatz und Ergebnis bestätigte Vonovia am Mittwoch in Bochum.

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Viele Menschen seien in großer Sorge, die aufgrund der aktuellen Energiekrise gestiegenen Kosten für das Heizen nicht mehr tragen zu können, sagte Unternehmenschef Rolf Buch bei Vorlage der Quartalszahlen. Vonovia werde gemeinsam mit den Mietern eine Lösung finden, wenn sich jemand seine Wohnung wegen erhöhter Heiz- und Warmwasserkosten nicht mehr leisten könne. Ähnliche Lösungen habe das Unternehmen auch seit Beginn der Corona-Pandemie gefunden.

Nachtabsenkung für Gas-Zentralheizungen

Um möglichst viel Erdgas in den Beständen einzusparen, habe Vonovia im gesetzlich festgeschriebenen Rahmen eine Nachtabsenkung der Heizungstemperatur bei den Gas-Zentralheizungen beschlossen, teilte das Unternehmen mit. So entlaste der Immobilienkonzern die Mieter bei den absehbar stark steigenden Energiekosten sowie die Umwelt. Zusätzlich passe Vonovia die Vorauszahlungen an, um hohe Nachforderungen am Jahresende zu vermeiden.

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Im ersten Halbjahr 2022 legte der operative Gewinn (FFO) vor allem dank der Übernahme der Deutsche Wohnen im Jahresvergleich um 36 Prozent auf 1,06 Milliarden Euro zu. Die Miete stieg per Ende Juni im Schnitt auf 7,44 Euro pro Quadratmeter - das waren zwei Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Zum Zuwachs trugen vor allem modernisierte Wohnungen bei.

Kosten für energetische Sanierungen wie etwa Wärmedämmung sowie den Austausch alter Heizungsanlagen und Fenster können die Konzerne teilweise auf die Miete umlegen. Der Umsatz kletterte in den ersten sechs Monaten um knapp 35 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro.

Adler-Übernahme vom Tisch

Darüber hinaus wurde bekannt, dass eine Übernahme des angeschlagenen Konkurrenten Adler Group für Vonovia nicht mehr in Betracht kommt. „Die Märkte haben sich verändert und deswegen ist für uns die ursprüngliche Überlegung, die Adler Group zu übernehmen, definitiv vom Tisch“, sagte Unternehmenschef Rolf Buch der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Mittwoch. Die Entscheidung von damals könne man deshalb auch kritisch hinterfragen.

Vonovia wurde vor einigen Monaten größter Aktionär beim Branchenrivalen Adler Group, der in schweres Fahrwasser geraten war. Vonovia sicherte sich im Wege der Pfandverwertung einen Anteil von 20,5 Prozent an dem Konkurrenten.

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Adler ist in das Visier der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) geraten, nachdem die Immobiliengesellschaft im Oktober erstmals unter Druck des Leerverkäufers Fraser Perring geraten war. Sein Researchdienst Viceroy hatte schwere Vorwürfe gegen Adler erhoben, darin ging es unter anderem um die Bewertung von Immobilienprojekten. Adler hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen.

Am Montag teilte die Finanzaufsicht Bafin mit, dass die Jahresbilanz 2019 der Adler Real Estate fehlerhaft sei. Der Wert eines Projekts zur Entwicklung einer ehemaligen Glashütte in Düsseldorf sei mit 375 Millionen Euro etwa doppelt so hoch angesetzt worden wie der Marktwert. Adler hält hingegen an der vollumfänglichen Richtigkeit und Ordnungsmäßigkeit des testierten Konzernabschlusses für 2019 fest und will Rechtsmittel gegen den Bescheid der Bafin einlegen.

Adler hatte Ende April trotz der Verweigerung des Testats durch die Wirtschaftsprüfer von KPMG Zahlen für 2021 vorgelegt - dabei war wegen hoher Abschreibungen ein Milliardenverlust angefallen. Für den Jahres- und Konzernabschluss 2022 steht KPMG nicht mehr als Wirtschaftsprüfer zur Verfügung. (Reuters,dpa,Tsp)

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