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Christian Blees veranstaltet eine Laurel & Hardy-Retrospektive.

© Dirk Hasskarl

Von Woche zu Woche: Tortenschlacht für Laurel & Hardy

Christian Blees (51) ist Journalist aus Schöneberg und veranstaltet ein Laurel & Hardy-Festival in Mitte.

Ich erinnere mich noch genau, wie ich früher jeden Freitag pünktlich um 18.25 Uhr mit meiner Mutter und meinen Brüdern vor dem Fernseher saß. Da lief „Dick und Doof“ im ZDF, und wir haben uns schlappgelacht. Das war in den siebziger Jahren, aber die Filme sind heute noch genauso komisch. Deswegen richte ich ab Freitag ein zehntägiges Laurel & Hardy-Filmfestival im Kino Babylon in Mitte aus. Die alten Filme auf der großen Leinwand zu sehen ist einfach genial. Man kann das Festival auch als Hommage an Stan Laurel verstehen, der in diesem Jahr seinen 125. Geburtstag feiern würde.

Los geht’s am Freitag aber erst mal mit einer ordentlichen Tortenschlacht. Das ist ja das, woran viele zuerst denken, wenn sie „Stan und Ollie“ hören. Dabei fliegen nur in einem einzigen der Filme Torten – da aber gleich 3000 Sahnetorten. Der Film war eigentlich als Persiflage auf die Stummfilme der Zeit gedacht. Zum Tortenwerfen vor dem Babylon sind alle herzlich eingeladen.

Ich beschäftige mich schon lange mit Laurel & Hardy und habe auch ein Buch über die beiden geschrieben. Das war 1993. Bis dahin gab es nur englischsprachige Literatur über sie. Bei meinen Recherchen habe ich herausgefunden, dass sich im Umgang mit den Filmen auch deutsche Geschichte spiegelt. Während der Weimarer Republik wurden viele Episoden zensiert, weil die Texttafeln zu den Stummfilmen zu anzüglich erschienen. Unter den Nationalsozialisten waren einige Filme gleich ganz verboten.

Auf dem Festival im Babylon laufen alle Filme aus den Jahren 1927 bis 1940. Jeden Abend gebe ich eine kurze Einführung zu dem Film, der gezeigt wird. Die jüngeren Besucher möchte ich ebenfalls für Laurel und Hardy begeistern. Dafür gibt es am Wochenende extra ein Familienprogramm. Den Kindern erkläre ich erst mal, wie das früher war mit den Stummfilmen, dass bei jeder Vorführung ein Pianist am Klavier saß, der live die Musik zum Film gespielt hat. Im Babylon werden die Stummfilme auf der Kinoorgel begleitet.

Zum Festival trifft sich am Wochenende auch der Laurel & Hardy-Fanclub „Sons of the Desert“ in Berlin. Dafür reisen ungefähr 60 Gäste aus sieben Ländern an. Für sie habe ich ein Programm rund um Laurel & Hardy in Berlin auf die Beine gestellt. Warum ich das alles mache? Das fragt mich meine Freundin auch manchmal. Es macht mir einfach Spaß, weil die Leute so begeistert sind. Die lachen sich kaputt. So eine direkte Rückmeldung vom Publikum bekomme ich in meinem Job als Hörfunkjournalist nie.

In unserer Rubrik „Von Woche zu Woche“ erzählen Leserinnen und Leser des Tagesspiegels, was sie in der neuen Woche vorhaben und in ihrem Leben bewegt. Wollen Sie auch mitmachen? Einfach Mail an berlin@tagesspiegel.de. Der Text wurde aufgezeichnet von Susanne Grautmann.

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