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Die Halle des alten Mariendorfer Gaswerks wurde geschickt eingerichtet und in verschiedene Zonen von intim bis großräumig unterteilt.

© dpa

Von TISCH zu TISCH: Stone Brewing

Fast wie Urlaub in Amerika, dieses Brauerei-Gasthaus im Mariendorfer Gaswerk. Nicht spießig, sondern bunt. Und am Herd steht ein Koch aus dem Adlon

Geht nicht. Kann nicht. In Mitte vielleicht. Aber nicht in – wo war diese Stone-Brauerei gleich? Mariendorf? Lankwitz? Irgendwie auf der Grenze, oder? Und für tausend Gäste? Noch mehr? Irre. Völlig verrückt. Das war so ungefähr der Refrain, den der Skeptikerchor vor sich hin murmelte, als die Leute von „Stone Brewing“ in Kalifornien in Berlin aufschlugen, enthusiastisch, wie nur erfolgreiche Kalifornier es sein können. Berlin habe nur auf sie gewartet, fanden sie, das hört man ungern in einer Stadt, die es gewohnt ist, dass alle auf sie warten. Und nun? Läuft. Jedenfalls war das mein Eindruck, der sich nicht auf eine Wirtschaftsprüfung stützt, sondern auf das Bild, das die Halle an einem verregneten Novemberabend vermittelte. Hier fließt das Bier nicht nur im Sommer und im wirklich schönen Garten, sondern auch drinnen in der Halle des alten Mariendorfer Gaswerks. Die ist geschickt eingerichtet, in verschiedene Zonen von intim bis großräumig unterteilt und wirklich einladend. Der erste Eindruck: Für disparate Gruppen, zumal mit hibbeligen Kindern, gibt es kaum einen besseren Ort.

Barbecue statt Hofbräuhaus

Das wäre alles nutzlos, wenn nicht auch die Küche erstaunlich professionell mitstricken würde an diesem Konzept. Der Küchenchef war mal im Adlon, und er liefert exakt die Gerichte, die zu dem riesigen Angebot individueller Biere passen, nix Hofbräuhaus, sondern eher Barbecue, nicht spießig, sondern bunt. Echtheitsfanatiker werden Haare in der Suppe finden und beispielsweise bemängeln, dass in der Ceviche nicht nur roh gebeizter Fisch zu finden war, sondern auch vorgekochte Garnelen und Oktopus. Aber das war stilsicher gewürzt mit Chili, Koriander, roten Zwiebeln und knusprigen Tortillachips (16), eine solide Portion. Schön knusprig ohne unnötiges Fett und geradezu suchterzeugend sind die Frühlingsrollen mit Barbecue-Pulled-Pork, Pflaumensauce und leicht rauchigem Weißkohlsalat (Cole Slaw) für 10 Euro. Für 18 Euro gibt es beispielsweise auch eine zum Teil regional bestückte Wurst- und Käseplatte, die verdeutlichen soll, wie intensiv man sich hier um gute Öko-Produkte aus der Umgebung kümmert – niemand muss argwöhnen, dass hier Care-Pakete aus Kalifornien aufgetischt werden.

Craft Beer in 60 Sorten

Eine solide Grundlage fürs Bier bot auch das marokkanische Rindergulasch, intensiv stimmig gewürzt und mit Couscous und leicht scharfem Joghurt passend abgerundet; das Fleisch hätte allerdings einen Tick weicher sein können. Dieser Einwand entfiel beim Schweinebauch (auf zwei Arten aus dem Smoker, einmal betont soft, einmal schön knusprig). Hier allerdings waren es die gelben Möhren im Curry-Wurzelgemüse, die den Zähnen, anders als die feine Polenta, heftigen Widerstand leisteten – eine lässliche Sünde (je 18 Euro). Schließlich probierten wir noch Dessert und können nun die Nougatcreme mit Maracuja-Sorbet als ebenfalls gelungen loben (8). Wer nicht auf die schmale Weinkarte ausweicht, landet automatisch beim Bier, das hier nach den Craft-Beer-Gesetzen in rund 60 – in Worten: sechzig – Varianten gezapft wird. IPA steht beispielsweise für „Indian Pale Ale“, aber es gibt auch „North German Pils“ unter dem Namen „Who you callin Wussie“ und eine sehr schön aromatische und nicht zu saure Berliner Weiße zur Ceviche; vieles ist auch von anderen Spezialbrauereien zugekauft wie der „Amarillo Bock“ aus Bamberg oder ein Imperial Stout aus Kalifornien mit schnuffigen 12 Grad Alkohol. Das alles kostet zwischen 4,50 und 7,50 Euro für 0,3 Liter, teurer als die deutschen Fernsehbiere, aber es schmeckt auch besser. Hinfahren! Es ist ein bisschen wie Urlaub in Amerika.

- Stone Brewing World Bistro & Gardens, Im Marienpark 23, Mariendorf, Tel. 2123430, täglich ab 12 Uhr, stonebrewing.eu

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