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Das Zentrum könnte an der Grenzbrücke zwischen Frankfurt (Oder) und dem polnischen Slubice entstehen.

© imago images/Hohlfeld

Von Brüchen geprägt: Frankfurt (Oder) will Europas Zukunftszentrum werden

Die Stadt bewirbt sich als Standort für das „Zukunftszentrum für europäische Transformation und Deutsche Einheit“. Es geht um 200 Millionen Euro.

Für Brandenburg wäre es eine Ansiedlung mit europaweiter Strahlkraft: Die Stadt Frankfurt (Oder) bewirbt sich mit Unterstützung der Landesregierung, der Europa-Universität Viadrina und der polnischen Nachbarkommune Smubice als Standort für das vom Bund geplante „Zukunftszentrum für europäische Transformation und Deutsche Einheit“.

Frankfurt (Oder) mit seiner reichen, aber auch schmerzhaften Erfahrung und Geschichte, was Umbrüche angehe, sei der ideale Ort für das Zentrum, sagt Frankfurts Oberbürgermeister René Wilke (Linke). Als er die Ausschreibungskriterien gelesen habe, sei sein erster Gedanke gewesen: „Die meinen uns.“

Ziel des Zentrums, das bis 2027 fertig sein soll, sei es, „die Lebensleistungen der Menschen im Osten nutzbar zu machen“, sagt Wilke. Aus den Erfahrungen der friedlichen Revolution 1989 und den Umwälzungen in Ostdeutschland nach der Wende sollen Schlüsse gezogen werden. Sie sollen helfen, den Transformationsprozessen wie etwa dem Klimawandel und dem damit einhergehenden Strukturwandel, aber auch der Digitalisierung und der fortschreitenden Globalisierung zu begegnen.

Die einst wichtige Hansestadt habe viele Umbrüche erlebt und bewältigt. Etwa die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg 1945 oder den Wegzug von knapp 30 000 Einwohnern nach der Wende, sagt Oberbürgermeister Wilke.

Das Zentrum solle dabei nicht nur der Forschung dienen, sondern auch ein Begegnungszentrum für internationale Gäste sein. 200 Millionen Euro will der Bund in das Projekt investieren, eine Kofinanzierung durch die Bundesländer oder die Bewerberstädte ist nicht vorgesehen. 180 Arbeitsplätze sollen entstehen.

Zuletzt hatten Brandenburgs früherer Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) und der Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Bundesländer, Marco Wanderwitz (CDU) als Vorsitzende einer zum 30. Jahrestag des Mauerfalls eingesetzten Expertenkommission die Pläne vorgestellt – und deutlich gemacht, dass das Zentrum in jedem Fall in Ostdeutschland gebaut werden soll.

Drei Flächen in der Innenstadt denkbar

In Frankfurt stünden drei Flächen in der Innenstadt zur Verfügung, um den Bau, der von der Größe mit dem Landtagsgebäude in Potsdam vergleichbar wäre, zu realisieren, sagt Wilke. Am symbolträchtigsten wäre ein Neubau auf einer Brache direkt an der Stadtbrücke zwischen Frankfurt (Oder) und Smubice, dem deutsch-polnischen Grenzübergang.

„Frankfurt (Oder) war vor gar nicht langer Zeit eine Stadt am Rand, heute liegt sie in der Mitte des geeinten Europa“, sagt Slubices Bürgermeister Mariusz Olejniczak. Seine Stadt werde die Bewerbung unterstützen, „wo immer uns das möglich ist“.

Die Landesregierung werde sich für Frankfurt (Oder) als Standort des Zentrums einsetzen, sagte Kultur- und Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD), die selbst in der Stadt aufgewachsen ist. Besonders beim Thema Deutsche Einheit und Europa brauche es einen Ort, der qua Definition für grenzüberschreitende Kommunikation stehe. „Ich bin mir sicher: Das geplante Einheits- und Europazentrum passt hervorragend in die Stadt an der Oder“, sagt Schüle.

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Auch die 1991 gegründete Europa-Universität Viadrina, „selbst Kind des innerdeutschen Einigungs- und des europäischen Transformationsprozesses“ wolle ihre Expertise einbringen, um der Bewerbung zum Erfolg zu verhelfen, sagte die Präsidentin der Universität, Julia von Blumenthal.

Am 7. Juli soll sich die Bundesregierung mit dem Projekt befassen und den Ausschreibungsprozess in Gang setzen. Auch eine Reihe anderer ostdeutscher Städte haben Interesse an einer Bewerbung signalisiert, etwa das sächsische Plauen, Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt Magdeburg und die thüringischen Städte Eisenach und Ettersburg sowie Mühlhausen, das von seiner hessischen Partnerstadt Eschwege unterstützt werden soll.

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