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Das gestellte Illustrationsfoto zeigt, wie mit einem zu einem Röhrchen gerollten Geldschein ein weißes Pulver von einer Linie - ähnlich der Kokain-Konsumierung - in die Nase eingezogen wird. Drei Angeklagte standen am Mittwoch wegen des Handels mit Drogen im großen Stil vor Gericht.

© Patrick Pleul/dpa

Verschlüsselte Handyabsprache über Encrochat: Prozess gegen Berliner Drogenbande beginnt mit Geständnissen

Drei Männer stehen ab Mittwoch in Berlin vor Gericht – wegen Drogenhandels im großen Stil. Einer hatte seine Garage als „Bunker“ für das Rauschgift genutzt.

Der illegale Handel lief über das verschlüsselte Mobilfunksystem des Anbieters Encrochat und wurde ein Millionen-Geschäft: Drei Angeklagte haben zu Prozessbeginn am Mittwoch vor dem Landgericht gestanden. „Ich habe mich von der Möglichkeit, Geld schnell und relativ leicht zu verdienen, verführen lassen“, erklärte Jean L. über seinen Anwalt. Komplize Eduard Z. gab einen „schrecklichen Fehler“ zu. Es sei einfach gewesen, über Encrochat mit Drogen zu handeln, hieß es im Geständnis des 23-jährigen Z. weiter.

Es geht in dem Verfahren um Drogenhandel im großen Stil. Angeklagt sind 30 Taten, an denen die drei Freunde auf der Anklagebank in unterschiedlichen Konstellationen beteiligt gewesen sein sollen. Als Bande sollen die Männer im Alter von 31, 23 und 49 Jahren agiert haben. Sie hätten durch den Verkauf von Marihuana, Kokain und Amphetamin insgesamt einen Betrag von knapp 1,8 Millionen Euro erlangt, so die Anklage.

Die Kryptierungs-Software galt unter Kriminellen als sicher – alles verschlüsselt über Krypto-Handys, nichts drang nach außen. Bis es der französischen und niederländischen Polizei im Frühjahr 2020 gelang, das Netzwerk zu knacken. Monatelang fingen Ermittler verdächtige Chats ab, in denen es teils offen um Drogen und Waffen ging.

Mehr als 20 Millionen Daten von mehr als 32.000 Kunden des Dienstes sollen es gewesen sein. Es kam europaweit zu Verhaftungen. Bei der Berliner Polizei seien noch mehr als 700 Ermittlungsverfahren zu entschlüsselten Daten des Messengerdienstes anhängig, hieß es Anfang dieses Jahres.

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Die drei Angeklagten sollen zwischen März und Juli 2020 mit Drogen gehandelt haben. So habe L. in einem Fall 45 Kilogramm Marihuana zum Gesamtpreis von 184.500 Euro zum Weiterverkauf erworben. Als dritter Angeklagter gab Heiko F. zu, dass er seine Garage in Biesdorf als „Bunker“ zur Verfügung gestellt habe.

Seit knapp acht Monaten befinden sich die Männer in Haft. Den Geständnissen ging eine Verständigung im Prozess voraus. Fünf bis sechs Jahre Haft drohen demnach F., für Z. geht es um sechs bis sieben Jahre, L. drohen bis zu siebeneinhalb Jahre. Fortsetzung: 2. Mai.

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