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Auszeichnung in Kreuzberg. Beim Deutschen Schauspielpreis ist Matthias Brandt nominiert in der Kategorie „Schauspieler in einer Hauptrolle“ für den dreiteiligen Krimifilm „Das Geheimnis des Totenwaldes“, der 2019 gedreht wurde. Gerade hat er die Dreharbeiten zur neuen Netflixserie „Cable Cash“ beendet.

© imago/photothek

Verleihung des Deutschen Schauspielpreises am Freitag: Familientreffen für die Film-Branche in Berlin

Unter den Nominierten für den Preis sind Matthias Brandt und Eugene Boateng. Cornelia Froboess erhält den Preis für ihr Lebenswerk.

Mindestens drei Stunden soll die Verleihungszeremonie dauern. Zwar wird der Deutsche Schauspielpreis auch in diesem Jahr in deutlich kleinerer Runde vergeben als vor der Pandemie. Aber ein wichtiges Familientreffen für die Branche ist er trotzdem, auch wenn nicht alle Freunde und möglichen Begleiter, die gern dabei wären, mitgebracht werden können ins Spindler & Klatt in Kreuzberg.

Dort wird die Auszeichnung am Freitag in 14 Kategorien vergeben. Es ist ein Preis von Schauspielern für Schauspieler, das wertet ihn aus Sicht der Ausgezeichneten deutlich auf.

Zu den Nominierten gehört der Berliner Schauspieler Matthias Brandt, der gerade die Dreharbeiten zur neuen Netflixserie „Cable Cash“ beendet hat, die lose auf Elementen des Wirecard-Komplexes basiert. In der Kategorie „Schauspieler in einer Hauptrolle“ ist Brandt nominiert für den dreiteiligen ARD-Kriminalfilm „Das Geheimnis des Totenwaldes“.

Nominiert in dieser Kategorie sind außerdem Eugene Boateng für seinen Auftritt in „Borg“ und Jens Harzer für den Film „Ruhe, hier stirbt Lothar“.

Am Set wird oft getestet

„Für einen Preis nominiert zu werden, ist schön, weil man dadurch das Gefühl vermittelt bekommt, dass die eigene Arbeit wahrgenommen wurde und etwas gelungen ist“, beantwortet er vorab die Frage nach der persönlichen Bedeutung der Nominierung. „Oder anders, dass man mit dem, was man zeigen wollte, auch gesehen wurde. Weil ich mit dem Gefühl des Gelingens aus mir selbst heraus nicht so vertraut bin, bedauerlicherweise, bedeutet mir das viel.“

Auch die Arbeit der Schauspieler hat sich durch Corona verändert. Am Set werde sehr oft getestet, man trage außer beim eigentlichen Drehen eine Maske, berichtet er. Und trotzdem will Matthias Brandt, der auch sehr lesenswerte Bücher schreibt, das nicht als Anstrengung verstanden wissen. Dass Corona die Atmosphäre und die Bedingungen beim Drehen verändert hat, gesteht er dennoch zu: „Es hat natürlich alles verändert, auch wenn wir uns während der Arbeit manchmal der schönen Illusion hingeben, das sei nicht so, es sei eigentlich alles so wie früher.“

Schließlich machten Schauspieler eine Arbeit, die sich mit dem Verhältnis von Nähe und Distanz beschäftigt und stünden deswegen unmittelbar vor der Frage, „was es mit uns anrichtet, dass wir seit eineinhalb Jahren Mitmenschen als potenziell lebensbedrohlich anzusehen haben. Das kann man jetzt wohl noch gar nicht beantworten, wir sind ja noch mittendrin in dieser Situation.“

Die Erfahrung wird sich sicher noch in manchem Film niederschlagen, der nach der Pandemie gedreht wird, und dann werden sich die aktuellen Erfahrungen auch in den Gesichtern der Protagonisten lebensnah widerspiegeln. Darum geht es aber noch nicht bei der diesjährigen Verleihung. Ausgezeichnet werden in diesem Jahr noch Werke aus der Vor-Corona-Zeit. Matthias Brandt glaubt, dass ein gelassener Umgang mit Auszeichnungen ganz wichtig ist: „Diese Nominierung bezieht sich auf eine Arbeit, die wir gemacht haben, als wir noch nicht wussten, was uns bevorstand.

Das Geheimnis des Totenwaldes‘ wurde schon 2019 gedreht. Über die Wichtigkeit von Preisen weiß ich nicht wirklich was zu sagen. Es ist jedenfalls sehr schön, einen zu bekommen. Aber man sollte sich davor hüten, bei seiner Arbeit darauf zu spekulieren, das macht sich unangenehm bemerkbar und führt sehr sicher nicht zum gewünschten Ergebnis.“

Ausdruck von Wertschätzung

Wichtig ist vielen Teilnehmern beim Deutschen Schauspielpreis vor allem die Begegnung, der Ausdruck von Wertschätzung, der sich auch in mancher ausführlichen Laudatio spiegelt. Bleibt zu hoffen, dass der Lokführerstreik nicht manchen Schauspielern, die gerade woanders drehen, einen Strich durch die ersehnte Teilnahme an der von Nadine Heidenreich und Jochen Schropp moderierten Zeremonie macht.

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Den Ehrenpreis für ihr Lebenswerk erhält dieses Jahr Cornelia Froboess. Damit steht sie in einer Reihe unter anderem mit Götz George, Armin Müller-Stahl, Hanna Schygulla und Senta Berger. Als Kinder- und Teeniestar habe sie mit der traumwandlerischen Sicherheit im Auftritt und dem durchlässigen Glanz in der Mimik ausgestattet, Nachkriegsdeutschland bezaubert und auch die Sehnsucht nach unbeschwerter Lebensfreude bedient. Ihre Karrierestationen reichten vom Filmstar der 50er Jahre bis zur gefeierten Theaterschauspielerin an den Münchner Kammerspielen, heißt es in der Begründung der Jury. „Ob Komödie oder unter die Haut gehendes Drama, sie lässt alles selbstverständlich und beneidenswert leicht aussehen und schafft es, den Kern ihrer überaus einnehmenden Persönlichkeit in ihren Rollen auf eine Weise erstrahlen zu lassen, die die Zuschauer in dem Wunsch schweben lässt, immer mehr und noch mehr davon zu erleben.“

Akzeptanz und Anerkennung

Der Ehrenpreis Inspiration geht in diesem Jahr an Karin Hanczewski und Godehard Giese, die Initiator:innen des Manifests, der Kampagne und des Netzwerks #ActOut, und an Kai Pieck für das Netzwerk Queer Media Society, das diese Kampagne maßgeblich unterstützt hat. Sie werden stellvertretend für alle Beteiligten geehrt. #ActOut setzt sich für Akzeptanz und Anerkennung von lesbischen, schwulen und bisexuellen sowie transgender, queeren, intergeschlechtlichen und nichtbinären Personen in der Gesellschaft und der deutschsprachigen Film-, Fernseh- und Theaterbranche ein.

Erinnerung an Peter Zadek

Den Therese Giehse Preis bekommt Klaus Pohl für sein Hörbuch „Sein oder Nichtsein. Erinnerungen an Peter Zadeks legendäre Hamlet-Inszenierung“. Wirtschaftsstaatsekretär Christian Rickerts wird den Deutschen Fairnesspreis überreichen, der diesmal unter dem Motto „Brücken bauen“ steht. „Das beste Orchester der Welt“ von Henning Backhaus gewinnt ihn. Sein Film werbe dafür, eigene Annahmen über andere zu hinterfragen, Verschiedenheit und Anderssein zuzulassen und sogar Gewinn und Reichtum darin zu erkennen, heißt es in der Begründung der Jury, der unter anderen Natalia Wörner angehört.

Initiiert wurde der Deutsche Schauspielpreis vom Bundesverband Schauspiel e.V. (BFFS). Der Verein vertritt die gewerkschaftlichen Interessen von rund 3400 Schauspieler:innen und will die Rahmenbedingungen für ihre Arbeit verbessern. Während der Berlinale 2012 wurde er erstmals verliehen. Inzwischen hat er sich zu einem Leuchtfeuer für das Gemeinschaftsgefühl einer Branche entwickelt, in der viele vereinzelt und unter teils harten Bedingungen arbeiten.

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