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Ein Kinderfahrrad liegt in einem Aufgang zu einem Plattenbau.

© dpa/Britta Pedersen

Verdrängung aus der Innenstadt: Die Armut in Berlin sinkt nicht – sie hat nur neue Orte

In manchem Berliner Brennpunktkiez im Zentrum bessert sich die Lage. Doch das heißt nicht, dass das Armutsproblem aus der Stadt verschwindet.

Ein Kommentar von Christian Latz

Es ist ein schlimmer Befund: Jedes vierte Berliner Kind lebt in einer Familie, die auf Sozialleistungen angewiesen ist. In manchen Bezirken wie Neukölln und Mitte ist der Anteil gar noch ungleich höher. Sie alle wachsen nicht nur in prekären Verhältnissen auf. Auch ihre Chancen, selbst einmal ein besseres Leben zu führen, als es ihre Eltern ihnen heute ermöglichen können, sind geringer als bei ihren Altersgenossen, die in Haushalten mit mehr Einkommen aufwachsen.

Es muss daher auch eine der wichtigsten Aufgaben des schwarz-roten Senats sein, Armut in Berlin zu bekämpfen und insbesondere allen Kindern und Jugendlichen der Stadt durch richtige Förderung die Möglichkeit zu geben, dieser Situation zu entwachsen.

Dramatisch ist die Lage noch immer in vielen der altbekannten Viertel wie Wedding, Gesundbrunnen oder Neukölln, wo die Armutsquoten seit jeher stadtweit am höchsten liegen. Allerdings haben sich längst neue Gegenden am Stadtrand entwickelt, wo Armut eine immer größere Rolle spielt. Dort nehmen die Probleme gemessen an der Zahl der betroffenen Kinder weiter zu, während in Berlins Innenstadt zugleich der Wohlstand wächst.

Die Armut in Berlin nimmt nicht ab, sie hat sich nur verlagert.

Christian Latz, Tagesspiegel-Korrespondent für Berliner Landespolitik

Gerade die positive Entwicklung in den Innenstadtbezirken sollte über das eigentliche Problem daher nicht hinwegtäuschen: Die Armut in Berlin nimmt nicht ab, sie hat sich nur verlagert. Einige ehemalige Brennpunktkieze in Kreuzberg, Mitte oder Nordneukölln mögen als Vorbild für Berlins positive Entwicklung gelten. Diese beruht jedoch nicht zuletzt auch auf dem Austausch signifikanter Teile der Bevölkerung durch steigende Mieten und immer mehr Eigentumswohnungen.

Den Preis für den Hype ums Berliner Zentrum zahlt manche Gegend am Stadtrand. Wohin das im schlimmsten Fall führen kann, zeigt Frankreichs Hauptstadt Paris. Dort ist die Innenstadt unbezahlbar, während sich in den Banlieues immer wieder die Gewalt bahnbricht. Davon ist Berlin zum Glück noch entfernt. Dass das auch so bleibt, ist Aufgabe des Senats.

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