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So sah es beim letzten großen Streik 2018 aus: Tausende sammelten sich im Berufsverkehr auf den Bahnsteigen und in den Bahnen. Hier auf einem Bahnsteig der U5.

© Fabricio Bensch/REUTERS

BVG-Streik 2020 in Berlin: Verdi lässt die Viren noch einmal Corona-Party feiern

Während sich die Stadt auf den nächtlichen Lockdown vorbereitet, legt Verdi am Freitag den öffentlichen Nahverkehr lahm. Unverantwortlich! Ein Kommentar.

Wir müssen den öffentlichen Nahverkehr entlasten, sagte Kultursenator Klaus Lederer in dieser Woche, als er mit seinen Senatskollegen die neuen Corona-Maßnahmen vorstellte. Mehrfach hat Lederer das betont, und er meinte damit nicht: die Beschäftigten entlasten. Er meinte: volle Züge unbedingt vermeiden.

Es war eine Aufforderung an die Arbeitgeber in der Region, das Homeoffice wieder stärker ins Bewusstsein zu rücken, die Leute nicht unnötig durch die Stadt zu schicken.

Er meinte: Situationen vermeiden, in denen viele Menschen auf engstem Raum zusammenstehen, Situationen, die Ansteckungen befördern könnten, auch wenn sich im Berufsverkehr inzwischen 98 Prozent der Fahrgäste an die Maskenpflicht halten. Er meinte damit sicher nicht: die ganze Stadt in die Hälfte des Angebots quetschen.

Die Gewerkschaft Verdi bestreikt an diesem Freitag erneut die BVG. Bis auf wenige Ausnahmen werden U-Bahnen, Straßenbahnen und Busse im Depot bleiben, ganze 24 Stunden lang. Wenige Stunden bevor die Stadt in den nächtlichen Lockdown geschickt wird, dürfen die Viren noch mal eine fahrende Corona-Party feiern.

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Sicher ein wichtiges Ziel, nur völlig aus der Zeit gefallen

Zur Erinnerung: Es ist nicht einmal zwei Jahre her, dass die 14 600 Beschäftigten der BVG nach einer zähen Streikwoche acht Prozent mehr Lohn, mehr Weihnachtsgeld, bessere Zulagen und tarifliche Eingruppierung erhalten haben.

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Die erneuten Streiks, die auch viele andere Regionen betreffen, sollen einer Vereinheitlichung der Arbeitsbedingungen in den Ländern dienen. Sicher ein wichtiges Ziel, das allerdings völlig aus der Zeit gefallen wirkt, wenn die Bürger eines Bundeslandes gerade nicht mal wissen, ob sie im anderen Urlaub machen dürfen.

Während viele Branchen ums Überleben kämpfen, während Gastronomen nicht mehr wissen, ob es ihre Läden nach dem Winter noch gibt, und der Staat Milliarden ausgibt, um die Wirtschaft zu retten, fordert Verdi weniger Arbeit und mehr Urlaub.

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Der BVG fehlen bereits jetzt Hunderte Millionen Euro Einnahmen durch weniger Fahrgäste, vor allem Touristen. Die Ausfälle werden zwar vorerst von Bund und Ländern ausgeglichen, aber die Lage könnte sich weiter verschlimmern, auch weil jetzt offiziell keine Touristen mehr angelockt werden.

Wer weiß wie lange? Die Stadt im Ganzen ist nun ein Risikogebiet. Es gab genug Stoppschilder in den vergangenen Tagen, auch Verdi hätte sie sehen können.

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