zum Hauptinhalt
Polizeieinsatz in Berlin (Symbolfoto) 

© Christoph Soeder/dpa

Verdächtige aus der Großfamilie O.: Razzia und Verhaftungen in Berlin gegen Kokstaxi-Bande

Beamte sind am Dienstag mit einer Razzia gegen eine Kokstaxi-Bande des O.-Clans vorgegangen, mehrere Männer wurden verhaftet, einige sind einschlägig bekannt.

Mit zahlreichen Durchsuchungen ist die Berliner Polizei am Dienstagvormittag gegen eine Drogenbande aus dem Clan-Milieu vorgegangen. Seit den frühen Morgenstunden durchsuchten ein Großaufgebot der Polizei, Drogenfahnder aus dem Landeskriminalamt (LKA) und die Staatsanwaltschaft mehrere Wohnungen, Autos und andere Objekte in Berlin. Es werde wegen des Verdachts des bandenmäßigen Rauschgifthandels ermittelt, sagten Sprecher von Polizei und Staatsanwaltschaft.

In den Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft geht es um Koks-Taxis, die Ermittler haben bei einem Kokainlieferservice einen bekannten Berliner Clan im Visier. Obwohl einige Mitglieder der Bande bereits wegen Koks-Taxis verurteilt worden waren oder unter dringendem Tatverdacht stehen, sollen sie den Handel weiter betrieben haben - teils aus der Haft heraus. Die Ermittler vollstreckten vier Haftbefehle und Durchsuchungsbeschlüsse für 14 Orte und 12 Fahrzeuge. Auch eine Shisha-Bar und zwei Hafträume einer Justizvollzugsanstalt wurden durchsucht. Die Ermittler stellten Beweismittel, darunter Betäubungsmittel, Bargeld sowie gefälschte Impfausweise sicher.

Nach Tagesspiegel-Informationen handelt es sich bei den Verdächtigen vor allem um Männer der Großfamilie O. - einem deutsch-arabischen Clan, der immer wieder wegen Schmuggels aufgefallen war. Fahnder ermitteln gegen Einzelne aus der Großfamilie auch wegen unverzollten Shisha-Tabaks, die Männer sollen durch den illegalen Verkauf viele Steuern hinterzogen haben.

Angehörige der O. hatten sich in den vergangenen Jahren heftige Fehden mit anderen Familien aus dem Clanmilieu geliefert. Die O. sind äußerst weit verzweigt, sie wohnen in Berlin, Nordrhein-Westfalen, aber auch Baden-Württemberg und Niedersachsen - viele der Angehörigen sind nicht einschlägig aufgefallen.

Zwei Verdächtige saßen bereits im Gefängnis wegen eines Kokstaxis

Der Razzia am Dienstag gingen umfangreiche Ermittlungen gegen insgesamt neun Tatverdächtige voraus. Die Bande soll telefonisch Kokainbestellungen angenommen und den Handel konspirativ abgewickelt haben. Ein „Koordinator“ soll die Rauschgiftlieferungen organisiert haben, der 21-Jährige ist verhaftet worden. Zur Bande sollen auch mehrere Fahrer und sogenannte „Bunkerhalter“ für die Drogenverstecke gehört haben.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft sind fünf der neun Beschuldigten bereits in den Jahren 2019 und 2020 mit einem Kokstaxi-Service aufgefallen. Ein 27-Jähriger sitzt deshalb gerade ein Haftstrafe von vier Jahren und neun Monaten ab, ein 26-Jähriger eine Strafe von vier Jahren und drei Monaten. Am Dienstag wurden auch ihre Zellen durchsucht.

Verhaftet wurde auch ein 25-jähriger mutmaßlicher Fahrer, er steht in Verdacht, in den Vorjahren bereits an einem Kokainlieferservice beteiligt gewesen zu sein. Vom Vollzug der Untersuchungshaft war er jedoch verschont worden.

Ebenfalls per Haftbefehl festgesetzt wurden ein 50 Jahre alter und ein 18-jähriger mutmaßlicher Fahrer. Letzterer war wegen des vorherigen Kokstaxis bereits zu einer Jugendstrafe verurteilt worden. Ein weiterer, dringend Tatverdächtiger wird von der Polizei gesucht.

Unter den durchsuchten Räumen war eine Wohnung im Erdgeschoss eines Mietshauses in der Katzlerstraße im Stadtteil Schöneberg. Kriminalpolizisten in Zivil standen am Morgen im Hinterhof des Hauses, in der Wohnung und trugen beschlagnahmte Beweismittel zu ihrem Fahrzeug.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Gerade im Bereich des Drogenhandels hatte die Zahl der Polizeirazzien in diesem Jahr deutlich zugenommen - vor allem wegen der im Jahr 2020 entschlüsselten Daten aus dem Messengerdienst Encrochat, den viele Kriminelle in Europa nutzten. Allein in Berlin liefen bis Mitte November 728 Ermittlungsverfahren gegen Verdächtige. Bis dahin gab es 55 Durchsuchungen und 31 Verhaftungen, wie der Senat kürzlich auf eine Anfrage mitteilte.

Die Berliner Polizei wertet insgesamt mehr als 1,6 Millionen Datensätze aus Textnachrichten, Sprachnachrichten, Fotos und Videos von den entschlüsselten und abgehörten Handys aus. Im LKA seien damit knapp 40 Menschen beschäftigt, sagte LKA-Chef Christian Steiof. 100 zusätzliche Leute seien für den Kampf gegen Drogenkriminalität aktuell nötig. (mit dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false