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Chiasamen, Goji-Beeren, Granatapfelkerne - sogenanntes Superfood ist oft nicht gesundheitsfördernd.

© Mohssen Assanimoghaddam/dpa

Verbraucherschutz-Kolumne "Mein guter Rat": Wenn schon Superfood, dann regional

Goji-Beeren und Chiasamen sind oft mit Pestiziden belastet und haben einen langen Lieferweg. Besser ist es, auf heimische Produkte zurückzugreifen.

Sie haben längst den Sprung von den Tellern der Berliner Szenerestaurants in den Supermarkt um die Ecke geschafft und locken nun auch wieder als Kostprobe an den Messeständen der Internationalen Grünen Woche: Exotische Lebensmittel wie Chiasamen, Quinoa und Goji-Beeren machen als sogenanntes Superfood Karriere und versprechen in Smoothies, Tees, aber auch als Zutat simpler Sonntagsbrötchen Schönheit und Gesundheit durch besonders viele Mineralstoffe und Vitamine.

Doch die vermeintlichen Stars im Rampenlicht der Lebensmittelindustrie haben ihre Schattenseiten. Untersuchungen der Lebensmittelüberwachung weisen regelmäßig krank machende Pestizide, Schwermetalle wie Arsen, Mineralöl und schädliche Bakterien in den als gesundheitsfördernd gepriesenen Nahrungsmitteln nach. Zudem schmälern lange Transportwege, die viel Energie verbrauchen und klimaschädliche Gase verursachen, das gute Gefühl beim Verzehr.

Man muss nicht auf Lebensmittel aus der Ferne greifen

Dabei müssen Sie gar nicht zu Lebensmitteln aus der Ferne greifen – denn das Gesunde liegt so nah. Goji-Beeren gibt es in der Regel in getrockneter Form zu kaufen. Doch sie sind oftmals pestizidbelastet und haben eine sehr lange Reise aus China hinter sich. Hiesige Schwarze Johannisbeeren oder die Früchte des Sanddornstrauches sind nicht nur preiswerter, sondern enthalten sogar mehr Vitamin C. Quinoa und Chiasamen werden oftmals als exotische Eiweißlieferanten gepriesen. Hirse, Hafer und Leinsamen sind günstige heimische Alternativen, wobei Leinsamen sogar mehr Eiweiß im Vergleich zu Chiasamen enthalten.

Dörte Elß ist Vorstand der Verbraucherzentrale Berlin e.V. 
Dörte Elß ist Vorstand der Verbraucherzentrale Berlin e.V. 

© Doris Spiekermann-Klaas/Tsp

Der Anbau von Avocados in Mittel- und Südamerika führt zur Rodung immer größerer Waldflächen. Walnüsse wachsen nicht nur in Deutschland und lassen sich über lange Zeit lagern, sondern haben im Vergleich zu Avocados einen höheren Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Diese wirken beispielsweise entzündungshemmend auf den Körper. Selbst den Kokos-Chia-Pudding, den ich neulich auf einer Speisekarte in einem Lokal in Schöneberg entdeckt habe, können Sie auch mit geschroteten Leinsamen zubereiten und genießen.

Ebenso wenig wie die Bezeichnung als Superfood klaren gesetzlichen Vorgaben entspricht, ist die gesundheitsfördernde Wirkung überhaupt wissenschaftlich belegt. Wenn Sie Superfood ausprobieren möchten, empfehle ich Ihnen sehr, möglichst unverarbeitete Produkte zu konsumieren. Heimische Früchte und Samen haben den Vorteil, dass sie preiswerter sind und zudem wegen der kürzeren Transportwege die Umwelt schonen.

Lassen Sie sich also nicht von farbkräftigen Werbebildern aus südlichen Gefilden und exotischen Namen den Geschmackssinn vernebeln, sondern greifen Sie lieber zu regionalem Superfood wie Rote Bete. Mag diese auch nicht so aufregend klingen: Das Auge isst zwar mit, aber der Name nicht.

Dörte Elß

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