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Simulation der geplanten Vattenfall-Zentrale am Südkreuz.

© Simulation: Promo

Berlin-Schöneberg: Vattenfall zieht an den Bahnhof Südkreuz

Der Energieversorger verlegt seine Deutschland-Zentrale von der Chausseestraße nach Schöneberg. Aber auch ein Wohnquartier mit Kitas und Gewerbe soll hier entstehen.

Das neue Stadtviertel am Bahnhof Südkreuz nimmt planerisch weiter Gestalt an. Am Mittwoch wurde bekannt gegeben, dass vor dem Bahnhof direkt am Hildegard-Knef-Platz der Energieversorger Vattenfall seine Deutschland-Zentrale unterbringen wird. Der Konzern unterzeichnete jetzt einen Mietvertrag für das vom Projektentwickler Edge Technologies geplante Gebäudeensemble, das an den Sachsendamm und den Hildegard-Knef-Platz grenzt.

Damit steht der erste große Konzern fest, der im Entwicklungsgebiet „Schöneberger Linse“ seine neue Heimat finden wird. Noch ist das gesamte Areal vor allem durch weite Brachen und Sandberge bestimmt. Jahrelang tat sich nichts, die Planungen, die Gegend zu entwickeln, kamen nicht voran.

Das Gebiet heißt Schöneberger Linse, weil es sich sich linsenförmig zwischen Südkreuz und dem S-Bahnhof Schöneberg sowie dem Sachsendamm und den Bahngleisen erstreckt. Nicht nur Zugverkehr wird vom Südkreuz abgewickelt; auch viele Fernbusse starten von dort.

Auf dem rund 10.000 Meter großen Grundstück für die Vattenfall-Zentrale entsteht ein moderner Komplex, der in einer Holz-Beton-Hybrid-Bauweise – sowohl beim Innenausbau als auch an der Fassade – errichtet wird. Zwei miteinander verbundene Gebäude sollen rund 29.000 Quadratmeter Platz bieten. Ein großes Atrium, in dem ebenfalls mit vielen Holzelementen gearbeitet wird, ist geplant. Das Ensemble wurde entworfen vom Architekturbüro Tchoban-Voss.

Vattenfall-Mitarbeiter sollen ab 2021 ihre Büros beziehen

Die 2000 Berliner Mitarbeiter des Energiekonzerns sollen dort ab 2021 ihre Büros beziehen können. Bisher waren sie an verschiedenen Standorten in der Stadt untergebracht. Die Deutschland-Zentrale ist derzeit noch an der Chausseestraße. Das dortige Gebäude samt Grundstück hatte Vattenfall vor einigen Jahren verkauft und war dort seitdem Mieter.

Die Räume werden dann an den Eigentümer zurückgegeben. Andere Teile des Konzerns waren in der Sellerstraße in Wedding (Wärme Berlin AG) oder in der Eichenstraße in Treptow (Stromnetz AG) untergebracht. Das ehemalige große Vattenfall-Verwaltungsgebäude an der Puschkinallee (ebenfalls Treptow) wurde im vergangenen Jahr an das Bundeskriminalamt verkauft, das seinen dortigen Standort ausbaut. Auch in Hamburg ist der Energiekonzern derzeit auf der Suche nach einem neuen Sitz für seine Verwaltung in der Hansestadt.

In der künftigen Vattenfall-Zentrale am Schöneberger Südkreuz wird Platz für alle Berliner Verwaltungsbeschäftigten sein. Durch die räumliche Zusammenlegung der verschiedenen Bereiche will der Konzern auch Kosten sparen, heißt es in einer Presseerklärung. Die Bauarbeiten sollen im Jahr 2020 beendet sein.

„Wir wollen so schnell wie möglich anfangen, sobald die Baugenehmigung vorliegt“, hatte vor einigen Wochen ein Vertreter der Projektentwicklungsgesellschaft bei einer Veranstaltung im Rathaus Schöneberg betont. Damals wurde das gesamte Entwicklungsgebiet vorgestellt. Der Planungsstand für dieses Grundstück gehört zu den am weitesten Gediehenen. Insgesamt hat die Schöneberger Linse zehn Baufelder; bei sieben steht fest, was dort gebaut werden soll.

Neues Wohnquartier mit Kitas, Gewerbe und einem Supermarkt geplant

Neben viel Platz für Bürogebäude soll dort aber auch ein neues Wohnquartier mit Kitas, Gewerbe und einem Supermarkt entstehen. Urbanes Leben soll sich entwickeln. Ebenfalls direkt am Hildegard-Knef-Platz – dort, wo sich derzeit noch ein Recyclinghof befindet – plant die BSR den Bau eines Hotelturms, der als Orientierungsmarke sofort ins Auge fallen soll, und eines großen Bürogebäudes (siehe Kasten). Der Recyclinghof muss weichen.

An die Vattenfall-Zentrale wird sich nordwestlich ein weiterer Büroriegel mit einem großen Supermarkt anschließen. Dieser Bau soll Lärmschutz für die benachbarten Wohngebäude bringen. Hier stehen die Mieter noch nicht fest. Michael Jorden, Geschäftsführer der Projektentwicklungsgesellschaft LIP, geht davon aus, dass diese sich finden werden.

Dahinter will die Gewobag Wohnungen bauen – jeweils zur Hälfte frei finanziert und im geförderten Wohnungsbau. Auch der Immobilienkonzern Hines baut Wohnungen; er plant insgesamt 660 Einheiten, knapp ein Viertel davon gefördert. Zudem werden drei Kitas errichtet. Wohnprojekte sind vorgesehen, unter anderem für Studenten und Auszubildende.

Einige kleinere Grundstücke hat das Land nicht nach dem höchsten Kaufpreis vergeben, sondern nach dem seiner Auffassung nach überzeugendsten Konzept. Dazu gehört auch ein Projekt für alte homosexuelle Menschen. Um dieses gibt es Streit zwischen der Lesbeninitiative „Rad und Tat“ und der Schwulenberatung, wer den Zuschlag bekommen soll.

Zum Entwicklungsgebiet zählt auch die alte Teske-Schule, in der derzeit Flüchtlinge unterrichtet werden. Sie soll zu einer zweizügigen Grundschule mit einem erneuerten Sportplatz ausgebaut werden.

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