zum Hauptinhalt
Auch 2021 mussten in Berlin zehn weiße Räder für im Straßenverkehr getötete Radfahrer:innen aufgestellt werden.

© Jörn Hasselmann

Unfallstatistik 2021: Berlin verzeichnet die wenigsten Unfallopfer seit 30 Jahren

Die Unfallzahlen sinken pandemiebedingt. Verkehrssenatorin Jarasch sieht weiter "riesengroße" Aufgaben. Und will weniger Autos für mehr Sicherheit.

Die Zahl der verunglückten Personen im Berliner Straßenverkehr ist 2021 auf den niedrigsten Stand seit 30 Jahren gesunken. Wie die Polizei am Montag mitteilte, kamen nach vorläufigen Angaben im vergangenen Jahr 14.782 Menschen auf Berlins Straßen zu Schaden. 2020 waren es 15.377. Auch die Zahl der Schwerverletzten lag mit 1980 unter den Werten der vergangenen Jahre, die teils deutlich über 2000 Personen gelegen hatten.

Insgesamt starben 40 Menschen im Straßenverkehr der Hauptstadt. Ein Jahr zuvor waren es 50. Unter den Todesopfern bildeten Fußgänger:innen mit 14 die größte Gruppe. Zudem starben unter anderem zehn Radfahrer:innen. Die gesunkenen Zahlen gehen einher mit einem Rückgang der Verkehrsunfälle in Berlin, bei denen Menschen zu Schaden kamen.

Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, alle Fußgänger seien durch Zusammenstöße mit Kfz ums Leben gekommen. Das war nicht zutreffend. Wir haben den Absatz geändert.

Insgesamt ereigneten sich 12.582 Zusammenstöße, bei denen sich Personen verletzten. 2020 lag die Zahl bei 13.149. Die Zahl aller Unfällen blieb mit 127.626 im Vergleich zum Vorjahr (126.286) nahezu konstant, nachdem es 2020 pandemiebedingt einen massiven Rückgang an gegeben hatte.

[Über 260.000 Abos und immer konkret aus Ihrem Kiez: Die Tagesspiegel-Newsletter für Ihren Berliner Bezirke gibt es jetzt hier kostenlos leute.tagesspiegel.de]

Die Rangfolge der Hauptunfallursachen blieb im Vergleich zu den Vorjahren unverändert. Die häufigsten Ursachen waren Fehler beim Abbiegen (10.158 Fälle), 4589 Mal wurde die Vorfahrt nicht beachtet. In 2316 Fällen krachte es, weil Fahrzeugführer:innen zu schnell fuhren. „Auch im Jahr 2021 wurde das Mobilitätsverhalten der Berlinerinnen und Berliner noch spürbar durch die Corona-Pandemie beeinflusst“, erklärte die Polizei Berlin den Rückgang der Unfallzahlen. Im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie sei ein „stark verringertes Verkehrsaufkommen“ registriert worden.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

„Die Aufgabe, die vor uns liegt, ist nach wie vor riesengroß", konstatierte Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne). Derzeit bereite ihr Haus die Erarbeitung eines Verkehrssicherheitsprogramms 2030 vor. Dieses habe die Vision Zero, das Ziel keine Verkehrstote mehr verzeichnen zu müssen, als Leitbild und werde in ein Handlungsprogramm münden.

Jarasch will "viel weniger Autos" für mehr Sicherheit

Um Berlins Verkehr sicherer zu machen, brauche es jedoch insbesondere bundesrechtliche Änderungen. "Vor allem eine Entschleunigung mit viel mehr Tempo-30-Strecken in der Stadt, eine möglichst weitreichende Vermeidung von Lkw-Fahrten, die umfassende Ausrüstung mit Abbiegeassistenten, erleichterte Anordnungen von Zebrastreifen", sagte Jarasch.

[Lesen Sie weiter bei Tagesspiegel Plus: Weil Personal und Geld fehlen - Unfallschwerpunkte werden in Berlin kaum geprüft]

Die Verkehrssenatorin forderte "deutlich mehr Kontrollen der Polizei und der Ordnungsämter", um schnell für mehr Sicherheit auf den Straßen zu sorgen. Zudem brauche es "viel weniger Autos insgesamt".

Kritisch blickt das Volksbegehren „Berlin autofrei“ auf die Unfallzahlen: „Sogenannte Unfälle sind keine Normalität oder Naturgewalt, die wir Jahr für Jahr hinnehmen können. Es handelt sich um Verkehrsgewalt, die wir strukturell lösen müssen“, sagte eine Sprecherin. Zunächst sollten dazu von Autos zugeparkte Sichtachsen freigeräumt werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false