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Unermüdlich. Christian Schulz will sein Theater nicht aufgeben.

©  Kai-Uwe Heinrich

Unendliche Geschichte: Streit um Monbijou-Theater neu entfacht

Theaterchef Christian Schulz weigert sich, die alte Spielstätte abzubauen. Doch das Bezirksamt Mitte hat die Beseitigung angeordnet.

Ein Haufen Holz hinter einem Bauzaun – mehr ist nicht übrig geblieben vom berühmten Monbijou-Theater. Seit zwei Jahren lagerten die Bretter des Amphitheaters bereits im Park gegenüber der Museumsinsel in Mitte. Am Wochenende hob ein Kran sie auf die nebenan liegenden Bunkerflächen, die der Humboldt-Uni gehören. Dort liegen sie nun und es ist unklar, was damit passieren soll.

Den Kran hat der ehemalige Theaterchef Christian Schulz bestellt. Der ist im Streit mit dem Bezirksamt Mitte, weil er sich weigert, die Holzbauten aus dem Monbijoupark abzutransportieren. Auch die Märchenhütten stehen noch auf den Bunkerflächen. Ein Gericht hatte den Abbau bereits angeordnet.

Der Streit um das Theater begann im Jahr 2018. Es ging um Lärmbeschwerden und Unzufriedenheit im Ensemble. Bezirkspolitiker hatten sich daran gestört, dass die angeschlossene Strandbar zu groß geworden war. Einen Mietvertrag für die öffentliche Fläche hatte es nie gegeben, Schulz war immer auf das Wohlwollen des Bezirks angewiesen. Am Ende verlor er sein Theater – doch aufgegeben hat er es bis heute nicht.

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Die Aktion mit dem Kran kann man als Aufforderung an den Bezirk verstehen. „Entweder das Theater wird jetzt weggebracht oder aufgebaut, ich bin natürlich ein Freund des Aufbaus“, sagt Schulz. Für einen Neustart im Monbijoupark hatte auch die Bezirksverordnetenversammlung in Mitte gestimmt. Doch wie dieser aussehen soll, darüber gehen die Meinungen auseinander.

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CDU und Linke wollen dem Monbijou-Theater noch eine Chance geben – allerdings haben sie keinen klaren Vorschlag, wer es leiten soll. SPD und Grüne sprechen sich für eine Neuauflage aus. Auch das Bezirksamt Mitte will vom Team um Christian Schulz nichts mehr wissen.

Christian Schulz kennt die Abneigungen gegen ihn

Weil Schulz das weiß, will er seine Bauten nun an den neu gegründeten Verein „Einfachmachen21“ verpachten. Er selbst wolle sich dann zurückhalten, sagt er, und anderen die Leitung überlassen. Mitglieder des Vereins sind der Schauspieler Daniel Sellier und der ehemalige Goethe-Instituts-Leiter Detlef Gericke. Gerade sei man dabei, Spielpläne für den Sommer zu erarbeiten, auch ein Kinder-Programm soll es geben, sagt Gericke.

Doch der Bezirk hat andere Pläne. Im Monbijoupark ist ein Absperrband um das alte Theater gespannt. Das Bezirksamt habe die Beseitigung angeordnet, teilt Mittes Bürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) mit. „Das Material lagert widerrechtlich auf öffentlich zugänglichem Grund und Boden und stellt eine Gefahrenquelle dar“, sagt er.

Das Bezirksamt führe nun Gespräche mit der Humboldt-Universität, um eine „gemeinsame Zielperspektive“ für den Ort zu entwickeln. Damit für das Theater auf der Grünfläche zukünftig keine Sondergenehmigungen mehr notwendig sind, soll der Bebauungsplan geändert werden. Allein das Verfahren würde zwei Jahre dauern.

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