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Umziehen war schon immer mühsam. Wer kann, bleibt in der Krise da, wo er ist.

©  dpa/Jens Kalaene

Umzüge werden verschoben, Ferienwohnungen stehen leer: So verändert das Coronavirus den Berliner Wohnungsmarkt

Die ersten Umzüge werden abgesagt. Die Plattform Immobilienscout macht weniger Umsatz. Ferienwohnungen stehen leer.

Ein paar Unverdrossene tun es noch: Umziehen in eine neue Wohnung trotz Coronavirus-Krise. Aber viel „kommt nicht mehr rein“, heißt es bei Kreuzbergs Umzugs-Institution Zapf. Es gibt einige Absagen. Abgearbeitet werden Aufträge aus der Vergangenheit: Wer vor drei Monaten seine Wohnung gekündigt hat, muss halt raus. Darum stehen auch laut den landeseigenen Berliner Wohnungsunternehmen im April und Mai noch mehr als 1000 Umzüge an.

„Noch arbeiten wir bei 90 Prozent“, sagt Zapf-Geschäftsführer Peter Zetsche. Aber die Krise wird das Umzugsgeschäft „sechs Monate beeinträchtigen“. Zetsche rechnet damit, dass sein Geschäft um die Hälfte schrumpft. Nicht ausgeschlossen sei, dass auch Zapf Kurzarbeit anmelden muss für einen Teil der 250 Mitarbeiter.

Plattform bietet kostenlose Wohnungsanzeigen

Angekommen ist die Krise bereits beim größten digitalen Vermittler von Wohn- und Gewerbeimmobilien, Scout24: Dessen Chef Tobias Hartmann sprach in einer Online-Konferenz am Donnerstag von einem „Rückgang der Besichtigungen“ und heruntergeladener Wohnungs-Exposés. Und er kassierte die Jahresprognose für die börsennotierte Firma: Anders als geplant werde es nicht mehr Umsatz geben in diesem Jahr. „Wie schnell der Motor wieder anspringt und wie stark, können wir heute nicht sagen“, sagte Hartmann.

Um die Anbieter von Wohnungen und Gewerbeimmobilien aus der Corona-Schockstarre zu holen, dürfen private Vermieter ihre Wohnungen vier Wochen kostenlos auf der größten Marktbörse online stellen. Rabatte und Stundungen von Rechnungen gibt es auch für Makler.

In den USA kommen Ferienobjekte auf den Wohnungsmarkt

Einen regelrechten Boom gerade wegen der Krise erleben die Wohnungsmärkte der Touristen-Hochburgen in den USA laut Daten-Analysten. Aus Nashville, New Orleans oder Honolulu werden die Online-Plattformen regelrecht geflutet mit Angeboten von Vermietern, die ihre Objekte zuvor als Ferienwohnungen auf Zeit angeboten hatten.

Die stehen plötzlich ohne Umsatz da wegen der Reisebeschränkungen und müssen sie deshalb regulär vermieten. Deshalb bricht auch „Airbnb“, dem größten Online-Makler von Ferienwohnungen, das Geschäft weg. Einreiseverbot, Quarantäne – woher sollen Abnehmer schon kommen.

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Airbnb bietet daher eine kostenlose Stornierung aller Buchungen an. In Berlin gibt es laut Website „mehr als 300 Angebote“. Aber die Nachfrage dürfte gering sein und allenfalls von Leuten kommen, die vom Stress im eigenen Haushalt flüchten wollen und sich das teure Ausweichquartier leisten können.

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Der reguläre Berliner Mietwohnungsmarkt profitiert davon nicht. „Einzelne möblierte Wohnungen, die zuvor vielleicht Touristen angeboten wurden, sind bei uns dazugekommen“, sagte ein Immobilienscout-Sprecher. Ein Trend sei das aber nicht. Kein Wunder, Gesundheitsexperten raten davon ab, umzuziehen, sofern man nicht unbedingt muss. Verboten ist es nicht. Aber die Abstandsregeln einzuhalten, ist bei einem solchen Kraftakt schwierig.

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