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Viel Kopfsteinpflaster entlang des Einsteinufers.

© Jörn Hasselmann

Verbindung von Charlottenburg nach Spandau: Umweltschützer protestieren gegen die Asphaltierung für Spreeradweg

Auch nach 40 Jahren ist der Spreeradweg eine Holperpiste. Umweltschützer protestieren dennoch gegen die Asphaltierung und gegen einen angeblichen Radschnellweg.

Die Planung für den neuen Berliner Großflughafen begann 1992. Zu diesem Zeitpunkt war die Idee für einen durchgehenden Radweg von Charlottenburg nach Spandau bereits elf Jahre alt. Der Bezirk Spandau hatte das 1981 damals initiiert, so würde der Spreeradweg endlich die Mündung in die Havel erreichen und den Bezirk Spandau für Radfahrer elegant an die Berliner Innenstadt anschließen.

Daraus wurde in fast 40 Jahren nichts. Nach 360 Kilometern endet der an der Quelle im Sächsischen Eibau beginnende Spreeradweg also weiterhin nicht an der Mündung in Spandau sondern in Schotter, Scherben und Schlaglöchern ein paar Kilometer davor.

Während der Flughafen BER seiner Eröffnung entgegenstrebt, gibt es jetzt immerhin ein Eröffnungsdatum: „2. Quartal 2026“, also nur noch sechs Jahre. Diesen Termin nennt die landeseigene „Infravelo“, die überregionale Wege und Radschnellverbindungen plant. Baubeginn soll im ersten Quartal 2024 sein.

Vom S-Bahnhof Jungfernheide soll der Weg an der Spree entlang asphaltiert und verbreitert werden. Eine Rad- und Fußgängersteg über die Spree wird die Verbindung ans andere Ufer schlagen, nämlich auf die nördliche Seite des Flusses in Höhe Grützmachergraben (siehe Grafik).

Bislang endet der Weg auf einer Halbinsel im Nichts - hier die Fotos im Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel, wo die neue Brücke für Fußgänger und Radfahrer entstehen soll. Das gesamte Ufer in Spandau wird für 50 Millionen umgebaut und neue Spundwände gebaut. Dort soll Platz für den neuen Radweg entstehen.

[Wie ist der Stand zur neuen Spreebrücke? Wo soll die Trasse genau verlaufen? Darüber berichtete der Senat zuerst im Spandau-Newsletter im Januar 2020 - hier die Geschichte. Nichts mehr verpassen: leute.tagesspiegel.de] .

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„Zerstörung einer grünen Oase“

Doch gegen die Asphaltierung – nicht gegen die Brücke – formiert sich Widerstand. Umweltschützer kritisieren die „Zerstörung einer grünen Oase“. Noch vor Ostern wollen sie ein zweites Protestschreiben an die grüne Verkehrssenatorin Regine Günther schicken, sagte Antje Henning von der Gruppe „Grünzüge für Berlin“.

Tatsächlich ist der Weg an der Spree einer der „20 grünen Hauptwege“ Berlins für Wanderer. Dieser dürfe nicht „zu einem weiteren Radschnellweg“ ausgebaut werden, heißt es im ersten Brief des Bündnisses. Darin haben sich Naturfreunde Berlin, Fuss e.V., der Nabu Berlin und die Grünen Radler“ vereint. 

Man wolle „im Grünen durch die Stadt, nicht im Grauen“, sagte Henning dem Tagesspiegel. Sie spricht von einem „Raub an der Natur“. Aus Sicht der Umweltschützer habe die schmale Holperpiste Vorteile: „Die Entschleunigung aufgrund schmaler Wegeführung erzeugt ein rücksichtsvolles Miteinander“, heißt es in einer Erklärung. Und ganz grundsätzlich: "Radfahren benötigt keinen Asphalt".

In der Kleingartenkolonie ist der Weg nur gut ein Meter breit. Hier ist Widerstand programmiert.
In der Kleingartenkolonie ist der Weg nur gut ein Meter breit. Hier ist Widerstand programmiert.

© Jörn Hasselmann

Das sieht der Fahrradclub ADFC völlig anders. Aus Protest gegen das Nichtstun der Verwaltung griffen Mitglieder im Dezember zur Selbsthilfe. Wie berichtet, besserten Aktivisten mit fünf Tonnen Sand die schlimmsten Löcher in der Kleingartenkolonie „Spreewiesen“ aus.

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Zuvor hatte der ADFC vom Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf erfahren, dass man nicht tätig werden könne, weil der Senat mit der Infravelo die Planung übernommen habe. Doch sechs Jahre wollte die ADFC-Bezirksgruppe nicht warten und griff zu Schaufel und Schubkarre.

In der Kolonie Schleusenland reparierte der ADFC den Weg.
In der Kolonie Schleusenland reparierte der ADFC den Weg.

© Jörn Hasselmann

Dass der Senat dem beauftragten Landschaftsplaner-Büro vier Jahre Planungszeit einräumte, hat einen einfachen Grund: Asphalt alleine reicht nicht. Das größte Projekt ist natürlich die Brücke über die Spree. Nur so wird Spandau erreicht. Unterhalb der großen Brücken ist der Weg manchmal nur einen Meter breit, so unter der Rohrdammbrücke, der Schlossbrücke und der Bahnbrücke nördlich des Schlossparks. Hier sind technische Lösungen gefragt.

Sehr eng wird es unterhalb der Rohrdammbrücke
Sehr eng wird es unterhalb der Rohrdammbrücke

© Jörn Hasselmann

Mindestens so schwierig wird es sein, die Kleingärtner zu überzeugen, die wohl auf ein paar Meter Parzelle verzichten müssen. Als vor 15 Jahren der Radweg am Hohenzollernkanal gebaut wurde, hätten Kleingärtner langanhaltenden Widerstand geleistet, sagte damals der zuständige Senatsplaner.

Abgesehen von der Sand-Aktion hat sich nichts getan

Nach Angaben von Infravelo soll der Spreeradweg nicht den Vier-Meter-Standard der Radschnellverbindungen erhalten. Innerstädtisch soll der Spreeradweg nur „eine Ergänzung für den langsamen und touristischen Radverkehr sein“, so der Senat. Auf sehr vielen Abschnitten wurde Kopfsteinpflaster verlegt. Vor drei Jahren hatte der Tagesspiegel den desaströsen Gesamtzustand dokumentiert.

Asphalt, Schotter, Pflastersteine. Ganz schlecht fährt es sich vor der Dovebrücke
Asphalt, Schotter, Pflastersteine. Ganz schlecht fährt es sich vor der Dovebrücke

© Jörn Hasselmann

Seitdem hat sich nichts getan, abgesehen von der Sand-Aktion des ADFC. Dafür ist seit fast einem Jahr der Weg unterhalb der Schlossbrücke blockiert. Im Juni 2019 hatte der Bezirk eine baubedingte Sperrung von drei Monaten angekündigt.

Zuletzt gab es eine Ankündigung des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf von Herbst 2019, dass ab April – also jetzt - die Steinchen- und Schotterpiste entlang des Iburger Ufers zwischen Dovebrücke und Siemenssteg asphaltiert werden soll.  Eine Anfrage, wann das nun beginnt, beantwortete der Bezirk nicht.

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