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Eine Schulklasse war sogar schon angereist, als sie erfuhr, dass die Herberge sie nicht aufnehme.

© Andreas Klaer PNN

Übernachtungsverbot in Brandenburg: Warum Berliner Schüler ihre Klassenfahrten absagen müssen

Teile von Berlin sind Risikogebiete. Einige Herbergen in Brandenburg nehmen deshalb keine Gäste aus der Hauptstadt auf.

Noch ist nicht ganz Berlin zum Risikogebiet erklärt, aber schon in wenigen Tagen könnte es so weit sein. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) überschreitet neben Mitte, Neukölln und Friedrichshain-Kreuzberg nun auch Tempelhof-Schöneberg den kritischen Grenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. Und kurz vor Beginn der Herbstferien bekommen die ersten Reisewilligen aus diesen Stadtgebieten den zunehmenden Ernst der Lage schon zu spüren.

Eine Lerngruppe der Volkshochschule Pankow musste ihr geplantes Seminar in Brandenburg kurzfristig absagen, nachdem ihr die Übernachtungsmöglichkeit verwehrt worden war. Auch zwei Klassenfahrten der Sophie-Scholl-Schule in Schöneberg wurden überraschend abgesagt.

Alle drei Fahrten sollten am Montag stattfinden. Doch die von den Schulen gebuchten Herbergen in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern hätten kurzfristig ein Übernachtungsverbot für Gäste aus den Berliner Risikogebieten ausgesprochen, erfuhr der Tagesspiegel.

An der Sophie-Scholl-Schule soll dies eine zehnte Klasse, die einen Ausflug nach Usedom geplant hatte, sowie eine achte Klasse, die in Groß Köris übernachten wollte, betreffen.

Während die zehnte Klasse im Laufe des Sonntags informiert wurde, lief es für die achte Klasse der Schöneberger Schule besonders bitter: Sie soll quasi vor der Tür ihrer Herberge zurückgewiesen worden sein – auf Weisung des zuständigen Gesundheitsamtes, wie es aus der Schule hieß.

Negativer Corona-Test wurde verlangt

Ein Teilnehmer des ebenfalls betroffenen Kurses der Volkshochschule Pankow berichtete dem Tagesspiegel, dass seine Gruppe einen Gutshof für die laufende Woche im brandenburgischen Landkreis Ostprignitz-Ruppin gebucht hatte.

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Am vergangenen Freitag habe der Kurs plötzlich eine Mail erhalten. Darin verlangten die Betreiber von der Kursleiterin, die in Berlin-Mitte wohnt, die Vorlage eines negativen Corona-Tests, ansonsten könne man sie nicht in dem Gutshof übernachten lassen.

„Das war ein ziemliches Hin und Her“, sagte der VHS-Student. „Weil wir die Mail erst so spät erhalten haben, war nicht klar, wie wir in so kurzer Zeit einen Test durchführen sollten.“

Berufliche Reisen sind Ausnahmefälle

Der Hof habe in seinem Schreiben auf eine Brandenburger Landesverordnung verwiesen, die bereits zum Beginn der Coronakrise erlassen wurde. Diese untersage es nach Auslegung der Herberge, Menschen aus Gebieten, die das RKI als riskant einstuft, im Bundesland übernachten zu lassen.

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Als der Kursteilnehmer die Verordnung selbst studierte, stieß er auf eine Passage, die „berufliche Aufgaben“ sowie andere „triftige Gründe“ als Ausnahmefälle zulässt. Daraufhin nahm der Kursteilnehmer Kontakt mit Stellen des Landes Brandenburgs auf.

Viele Gruppen bleiben auf den Kosten sitzen

„Die machten mir dann den Vorschlag, dass unsere Kursleiterin doch am Montag ein- und wieder ausreisen könne, um das Testergebnis dann am folgenden Tag vorzulegen“, so der Student. Hierzu sei es jedoch nicht gekommen, erzählt er. Der Kurs habe sich schließlich dazu entschieden, zu Hause zu bleiben.

[Beliebtestes Klassenfahrtsziel der Berliner Schulen: Was wollt ihr alle in Gnewikow? Eltern berichten im Spandau-Newsletter]

Die Gutshofbetreiber weigerten sich nun, die Buchungsgebühren zurückzuerstatten, und verlangten zudem eine von vornherein festgelegte Saalmiete.

Bisher ist unklar, ob die Schulklassen oder die Kursteilnehmer der VHS ihr Geld zurückbekommen. Die Verunsicherung auf allen Seiten könnte viele Reisepläne für die Herbstferien über den Haufen werfen.

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