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Farbig beleuchtet ist am Montag (21.11.2011) in Berlin der Weihnachtsmarkt am Alexa. Der Markt "Wintertraum am Alexa" zwischen Alexanderplatz und Jannowitzbrücke ist bis 23.12.2011 geöffnet.

© Foto: dpa/Jens Kalaene

Trotz Protesten: Größter Weihnachtsrummel Berlins zieht an die Frankfurter Allee

Der „Winterzauber Berlin“ soll in diesem Jahr an der Frankfurter Allee in Lichtenberg aufgebaut werden. Das „Fest für Familien“ stresst Anwohnende schon, bevor es losgeht.

Der „Winterzauber Berlin“, größter und ältester Weihnachtsmarkt mit Rummel in Berlins Osten, soll an der Frankfurter Allee Ecke Buchberger Straße aufgebaut werden. Das hat die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Lichtenberg am Donnerstagabend offiziell bekannt gegeben. Der Weihnachtsrummel beginnt am 4. November und ist bis zum 26. Dezember geöffnet.

Der „Winterzauber“ fand jahrelang am Alexanderplatz statt und ist bei Anwohnenden nicht sonderlich beliebt. „Es gibt nur eine zentrale Musikanlage“, teilte CDU-Stadtrat Martin Schaefer während der BVV am Donnerstag deshalb schon mal beschwichtigend mit. Das mache es einfacher, bei Beschwerden wegen Lärmbelästigung sofort eingreifen zu können, so Schaefer.

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Die Anwohnenden wurden zu einem Gespräch mit dem Bezirksamt eingeladen, schon während der Planung hatte es Beschwerden gegeben. So richtig freut sich anscheinend niemand über den „Winterzauber“ vor der Tür, der Riesenräder, Glühweinstände und andere Attraktionen mit sich bringt.

Zu den Klassikern des Rummels gehören Wurf- und Schießbuden, Karussells, Achterbahnen, Spiegelkabinett und Autoscooter. Highlights sind das 80 Meter hohe Kettenkarussell und die riesige Weihnachtspyramide.

Ein Lastwagen holt Bäume von der Brache. Hier soll der Rummel stattfinden.
Ein Lastwagen holt Bäume von der Brache. Hier soll der Rummel stattfinden.

© privat

„Nervenkitzel statt Besinnlichkeit“, so hatte die landeseigene Werbeagentur „Visit Berlin“ den „Winterzauber“ im letzten Jahr angekündigt. Da hieß er schlicht „Weihnachtsrummel“ und fand an der Landsberger Allee statt. „Ein großer Spaß für die ganze Familie mit zahlreichen Karussells und Fahrgeschäften“, heißt es bei „Visit Berlin“. „Hier blinken bunte Lichter, Jauchzen und Kreischen erfüllt die Luft, es herrscht eine ausgelassene Stimmung.“

Kein Wunder also, dass die dort wohnenden Familien nicht ganz so viel Spaß hatten. Allerdings soll auf dem Gelände in der Landsberger Allee ein Gebäude entstehen, der Weihnachtsrummel dort war ein einmaliges Event.

Im Jahr zuvor hatte der Weihnachtsmarkt seinen Stammplatz auf einem Gelände zwischen dem Einkaufszentrum Alexa und dem S-Bahnhof Jannowitzbrücke. Nach dem dortigen Aus für den „Wintertraum am Alexa“ und der Zwischenstation in der Landsberger Allee soll der „Winterzauber Berlin“ in Lichtenberg nun wieder so groß werden wie einst der am Alexa, kündigten die Veranstalter an.

Reisender Weihnachtsrummel

Der traditionelle Weihnachtsmarkt ist schon öfter umgezogen: Begonnen hat alles 1920 am Lustgarten in Mitte, damals gab es ein Holzkarussell und eine Holzachterbahn. Nach mehreren Stationen am Schlossplatz, auf dem Alexanderplatz, am Planetarium und auf dem Platz der Vereinten Nationen ging es zum Alexa und im Jahr darauf in die Landsberger Allee. Und nun eben in die Buchberger Straße.

„Wir Anwohner sind unglaublich schockiert“, sagt eine Frau aus der Albert-Hößler-Straße dem Tagesspiegel. „Wir müssen wohl bis Ende des Jahres erheblich um unsere Wohnqualität bangen, ganz abgesehen von den bleibenden Schäden an der Begrünung.“ Die massenhaft aufgestellten Halteverbotsschilder erschwerten die ohnehin schwierige Parkplatzsuche schon vor dem Start des Weihnachtsrummels zusätzlich.

Die Anwohnende berichtet, dass für den Weihnachtsmarkt Bäume abgeholzt werden, und schickte Fotos: „Hier waren zahlreiche Vögel und Eichhörnchen zu Hause.“ Austragungsort des Weihnachtsrummels ist eine Brache in der Buchberger Straße, Ecke Frankfurter Allee. Hier soll der „Van-Caem-Park“ entstehen. Bagger und Arbeiter:innen sind derzeit mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Sie entfernen Schutt und auch Bäume von der Fläche.

Erst Weihnachtsrummel, dann Bürogebäude

Die Bäume wirken allerdings bereits abgestorben und müssen in jedem Fall entfernt werden – zunächst für den Weihnachtsrummel, dann für den „Van-Caem-Park“, einem Bürokomplex mit 34.000 Quadratmetern und über 400 Tiefgaragenplätzen. Das geplante Großbauprojekt war 2019 in den Schlagzeilen, weil die CDU in Lichtenberg in den Jahren 2016 und 2017 Spenden in Höhe von 60.000 Euro von dem niederländischen Investor Harry van Caem eingenommen hatte – und dieser nun in Lichtenberg Gebäude errichtet.

Die Bäume auf der Brache für den Weihnachtsmarkt müssen entfernt werden.
Die Bäume auf der Brache für den Weihnachtsmarkt müssen entfernt werden.

© privat

Deshalb wird der Weihnachtsrummel auch an diesem Standort nicht lange bleiben können. Allerdings kündigte der Bezirk zum Leidwesen der Anwohner bereits an, den Weihnachtsmarkt auch 2023 hier austragen zu wollen.

Zwar handelt sich bei der Buchberger Straße um ein Gewerbegebiet, in dem unter anderen das Proberaumzentrum „Rockhaus Berlin“ liegt. In der anliegenden Albert-Hößler-Straße allerdings gibt es rund 700 Wohnungen, viele Kinder- und Schlafzimmer gehen in Richtung Straße hinaus. „Bei einem Weihnachtsrummel täglich bis 21 oder 22 Uhr tun mir die Familien mit Kindern besonders leid, wenn die Wilde Maus direkt am Kinderzimmer vorbeirauscht“, sagt die Anwohnerin.

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