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Prozessbeginn gegen eine mutmaßliche Bande, die mehrere Tonnen Kokain geschmuggelt haben soll. Die zehn Angeklagten befinden sich noch nicht im Raum.

© dpa/Annette Riedl

Prozessbeginn in Berlin: Tonnenweise Kokain geschmuggelt – zehn Männer stehen vor dem Landgericht

Jahrelang sollen die Männer Kokain aus Südamerika nach Deutschland geschmuggelt haben. Vor neun Monaten flogen sie auf. Nun kommt es zum Prozess.

Als in einem Seecontainer im Hafen der brasilianischen Stadt Santos mehr als eine halbe Tonne Kokain getarnt als Metalllieferung entdeckt wurde, führte die Spur nach Berlin. Zwei Jahre liefen die Ermittlungen und führten dann zu Festnahmen. Neun Monate später hat am Mittwoch vor dem Landgericht der Prozess gegen zehn Männer begonnen – ein Kaufmann, ein Pilot, auch ein Jurist ist unter den Angeklagten.

„Wir müssen davon ausgehen, dass knapp über vier Tonnen Kokain in Deutschland auf den Markt gekommen sind“, sagte Oberstaatsanwalt Günter Sohnrey. Die Anklagten seinen „im Wesentlichen Logistiker gewesen, die für andere – Großhändler in Südamerika – den Transport nach Europa übernommen haben“.

Ein Geflecht von Scheinfirmen

In eigens für den Schmuggel angefertigten Metallplatten sei Kokain transportiert worden – getarnte Schiffsladungen, die hochprofessionell über ein Geflecht von Scheinfirmen und unter Nutzung falscher Identitäten auf den Weg gingen, so die Anklage.

Drei der Angeklagten gelten als Haupttäter. Sie sollen sich vor August 2011 zusammengeschlossen und dann als Bande agiert haben. Der kriminelle Plan laut Anklage: „Zur Verschleierung der wahren Absichten zunächst ein Unternehmen zu gründen, über das die Einfuhr der Betäubungsmittel – unter der Legende legaler Importgeschäfte – in die Bundesrepublik Deutschland erfolgen sollte.“

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Seit Januar 2012 hätten mehrere Seecontainer, die jeweils mehrere hunderte Kilogramm Kokain enthalten haben sollen, aus Brasilien über den Hamburger Hafen Deutschland erreicht. Das Kokain habe sich in hohlen Blei- oder Kupferplatten gefunden. Über Scheinfirmen seien auch Lagerhallen erst in Norddeutschland, dann in Brandenburg angemietet worden. Dort sei das Kokain aus den Metallplatten ausgebaut worden.

9,3 Millionen Euro

An 15 Schmuggelfahrten, die allerdings nicht alle erfolgreich waren, sollen drei der Angeklagten beteiligt gewesen seien. Gordon B., Nibar S. und Dominique E. hätten insgesamt 9,3 Millionen Euro durch die Taten erlangt, heißt es in der Anklage. Sechs der Angeklagten im Alter von 33 bis 63 Jahren sollen als Bande agiert haben, die anderen hätten Hilfe geleistet. Der älteste Angeklagte, ein Jurist mit Vorstrafen, soll die Gruppierung bei einigen Taten mit einem angeblich von ihm geführten Netzwerk von Scheinfirmen unterstützt haben.

Ende November dann der Schlag gegen die mutmaßliche Bande: Mehr als 250 Einsatzkräfte durchsuchten 40 Objekte im In- und Ausland. 14 Haftbefehle wurden vollstreckt, auch ein Berliner Polizist gehörte zu den Verdächtigen. Mehrere Verfahren wurden eingeleitet. Für den jetzigen Prozess sind mehr als 30 Tage bis Ende Januar geplant.

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