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Vor dem Kammergericht muss sich Yusup B. wegen Terrorfinanzierung verantworten.

© Mike Wolff

Terrorprozess in Berlin: Mutmaßlicher IS-Unterstützer auf der Anklagebank

Der Tschetschene soll mit Salafisten der Fussilet-Moschee in Berlin vernetzt gewesen sein. Einem IS-Kämpfer soll er Geld geschickt haben.

Yusup B. hielt sich eine Zeitung vor das Gesicht, als der Prozess gegen ihn begann: Als mutmaßlicher Terrorunterstützer steht der aus Tschetschenien stammende Mann seit Dienstag vor dem Kammergericht. Der 30-Jährige, der in Berlin und Brandenburg in ein islamistisches Netz eingebunden gewesen sein soll, muss sich wegen Terrorfinanzierung, Unterstützung terroristischer Vereinigungen im Ausland sowie Beihilfe zum Betrug verantworten. Ob er sich zu den Vorwürfen äußern wird, blieb am ersten Prozesstag offen. 

Der Mann mit russischem Pass, der 2011 nach Deutschland eingereist war und Asyl beantragt hatte, soll 2014 die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) in Syrien mit Geldsendungen unterstützt haben. Einem anderen Islamisten, der nach seiner heimlichen Ausreise aus Deutschland noch fünf Monate lang zu Unrecht Sozialleistungen bezog, soll er das Geld – rund 5000 Euro – über einen Mittelsmann nach Syrien geschickt haben.

Ihm sei bewusst gewesen, dass der Bekannte damit unter anderem seine kämpferische Ausbildung und Bewaffnung finanzieren wollte, so die Anklage.

Im November 2014 war es vorbei mit dem mutmaßlichen Betrug. Es kann zu einer Durchsuchung bei Yusup B., der zuletzt in Strausberg im Landkreis Märkisch-Oderland wohnte. Die Bankkarte des gesondert Verfolgten wurde sichergestellt – ebenso wie 3025 Euro in bar und 18 neuwertige Tarnfleck-Shirts, die er aus Sicht der Ermittler an IS-Kämpfer weiterleiten wollte.

B. soll im September und November 2014 zudem zwei anderen mutmaßlichen IS-Unterstützern geholfen und sie zum Flughafen nach Tegel gebracht haben, als sie ausreisen und sich der Terrormiliz anschließen wollten.

Yusup B. soll im Umfeld der Fussilet-Moschee aktiv gewesen sein

Der Angeklagte sei erheblich in einem Islamisten-Netzwerk eingebunden und im Umfeld der Fussilet-Moschee aktiv gewesen, sagte der zuständige Oberstaatsanwalt am Rande des Prozesses.

In dem bekannten Treff der Salafistenszene in Berlin verkehrte später auch der Terrorist Anis Amri, der bei dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz am 19. Dezember 2016 Dutzende Menschen getötet und verletzt hat.

Der Asylantrag von B. wurde 2013 abgelehnt. Er legte Widerspruch ein. Im Frühjahr 2015 soll der Tschetschene ausgereist sein – vermutlich zunächst nach Syrien. Später sei er über die Türkei nach Ecuador geflohen, so die Ermittler.

Am 1. August 2018 wurde der mit europäischem Haftbefehl gesuchte B. in den Niederlanden festgenommen und eine Woche später nach Deutschland ausgeliefert. Für den Prozess sind 15 weitere Tage bis zum 11. Juli terminiert.

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