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Ziemlich buntes Meer an Fahnen und Plakaten: die große Frauentagsdemo in Berlin.

© IMAGO/Marten Ronneburg/IMAGO/KreativMedia Berlin / Marten Ron

Update

Tausende bei Demonstrationen zum Frauentag: Berliner Polizei schreitet bei Palästina-Protest ein – Klima-Aktion vorm Kanzleramt

6000 Menschen ziehen am Internationalen Frauentag durch Kreuzberg, um für Gleichstellung und gegen sexuelle Gewalt zu protestieren. Bei anderen Demonstrationen gab es Konflikte.

| Update:

Zur Einstimmung gab es ein Lied, das gleich mal den passenden Ton setzte. „Ich hab’ keinen Bock auf Rosa“, sang eine Liedermacherin neben dem Emblem des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB).

Rosa, die Barbie-Farbe, das passte hier nicht zum Thema. Schließlich hatten sich am späten Freitagvormittag auf dem Oranienplatz in Kreuzberg rund 6000 Menschen versammelt, um den internationalen Frauentag zu feiern. Den „Frauen-Kampftag“, wie auf einem DGB-Transparent stand.

Der DGB hatte die Demo auch organisiert, zusammen mit der Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi), der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sowie dem Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung.

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Aber auch zahlreiche linke Gruppen hatten sich versammelt. Die Botschaft von allen Gruppierungen und Zuhörern war aber einheitlich: Frauenrechte stärken, Kampf gegen Unterdrückung und sexualisierte Gewalt.

Polizei schreitet bei propalästinensischer Versammlung ein

Unweit des Brandenburger Tors versammelten sich am frühen Nachmittag auf der Straße Unter den Linden laut Polizei etwa 7000 Menschen zu einer weiteren Demonstration, die nach Kreuzberg führte. Mehrere Teilnehmer trugen palästinensische Flaggen mit sich.

Sie steht am Rande propalästinensischer Demos regelmäßig für Israel ein: Die FDP-Politikerin Karoline Preisler, hier umringt von Polizisten und Teilnehmern einer Frauentagsdemo auf der Rudi-Dutschke-Straße.
Sie steht am Rande propalästinensischer Demos regelmäßig für Israel ein: Die FDP-Politikerin Karoline Preisler, hier umringt von Polizisten und Teilnehmern einer Frauentagsdemo auf der Rudi-Dutschke-Straße.

© dpa/Stefan Jaitner

Nach Angaben eines Polizeisprechers unterteilte sich die Versammlung in drei Blöcke. Die größte Gruppe bildeten demnach Demonstranten, deren Protest sich vor allem auf den Gaza-Krieg bezog. Die beiden kleineren Gruppe kamen demnach aus dem feministischen und queeren Umfeld.

Im Bereich der propalästinensischen Gruppe wurde nach Angaben des Polizeisprechers ein verbotenes Lied abgespielt. Da dies gegen die Auflagen verstoßen habe, sei die Versammlungsleitung aufgefordert worden, dafür zu sorgen, dass sich das nicht wiederhole. Zudem sei ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, sagte der Sprecher. Außerdem sei ein Mensch vorübergehend festgenommen worden.

Aktion der „Letzten Generation“ am Kanzleramt

Die Polizei griff nach eigenen Angaben auch bei einer Aktion der Klimagruppe „Letzte Generation“ am Bundeskanzleramt ein: Dort hatten sich mehrere Menschen auf den Boden gelegt und teils mit blutroter Farbe übergossen.

Um sie herum und auf ihren Körpern lagen Schilder zu Schicksalen von Flinta, wie die Letzte Generation mitteilte. Flinta steht für Frauen, Lesben, Inter, Nonbinär, Trans und Agender.

Botschaft der Kunstaktion sei, so die Klimagruppe: „Die aktuelle Klimapolitik tötet Frauen. Denn die Folgen der Klimakatastrophe sind nicht geschlechtsneutral.“ Laut Polizei wurden die Personalien von 20 Teilnehmern der Aktion festgestellt und ihnen ein Platzverweis erteilt, da es sich um eine nicht angezeigte Aktion handelte.

Weitere Demonstrationen in Friedrichshain und Kreuzberg

Auch aus der linksradikalen Szene waren Demonstrationen mit jeweils mehreren Hundert Menschen angemeldet. In Friedrichshain waren dabei am frühen Abend nach Angaben eines dpa-Reporters vereinzelt Böller zu hören. In Kreuzberg protestierten mehrere Hundert Menschen mit Plakaten und Transparenten auf der Admiralbrücke und zogen über den Rio-Reiser-Platz zum Spreewaldplatz.

Die Polizei hatte zunächst von einem „ruhigen Geschehen“ gesprochen. Es seien stadtweit mehrere hundert Beamtinnen und Beamte im Einsatz, um die Versammlungen zu begleiten, so die Polizeisprecherin. Die Verkehrsinformationszentrale warnte vor Behinderungen, insbesondere in Mitte und Kreuzberg.

Klage über mangelnde Anerkennung von Reinigungskräften

Bevor am Oranienplatz der Demonstrationszug mit Musik und Parolen durch Kreuzberg zog, gab es erstmal Reden. Auf dem Lastwagen, der schon als Bühne für die Liedermacherin gedient hatte, sprach eine Frau, die sich in einem metallverarbeitenden Betrieb um Auszubildende kümmert. In ihrem Betrieb, verkündete sie, sei Gleichstellung noch ein Thema, das man angehen müsse. Und natürlich gleichen Lohn für gleiche Arbeit.

Teilnehmer der Demonstration von einem Bündnis aus Gewerkschaften und Initiativen gehen entlang der Rudi-Dutschke-Straße in Richtung Mitte, um für mehr Frauenrechte bei der Arbeit und gegen Kürzungen im Sozialbereich zu protestieren.
Teilnehmer der Demonstration von einem Bündnis aus Gewerkschaften und Initiativen gehen entlang der Rudi-Dutschke-Straße in Richtung Mitte, um für mehr Frauenrechte bei der Arbeit und gegen Kürzungen im Sozialbereich zu protestieren.

© dpa/Marion von der Kraats

Eine Reinigungskraft, die in einem großen Baukonzern arbeitet, beklagte, „Reinigungskräfte erhalten gesellschaftlich zu wenig Anerkennung“. Dabei habe diese Berufsgruppe in der Coronazeit eine enorme Bedeutung gehabt.

Sie korrigierte allerdings auch ein Bild. Die Vorstellung, dass Baufirmen männerdominiert seien, die sei falsch. „Sie werden allerdings immer noch so wahrgenommen“, da liege das Problem. Deshalb sollten sich „Frauen mehr zutrauen und in solchen Betrieben ihren Weg machen“. Das eröffne ganz andere Verdienstmöglichkeiten. Wirtschaft und Politik beklagten den Facharbeitermangel, „aber niemand sieht das Wirtschaftspotential der Frauen“.

Hilfe für geschundene Frauen in Kriegsgebieten

Sarah Fremberg von der Frauenrechts-Organisation medica mondiale sieht dagegen vor allem Frauen, die in Kriegsgebieten Opfer sexualisierter Gewalt geworden sind. Ihre Organisation kümmert sich weltweit um solche geschundenen und verzweifelten Frauen. Medica mondiale ist unter anderem in Afghanistan, Bosnien, Liberia, dem Kongo und dem Irak tätig.

Gruppen in Kriegs- und Krisengebieten schüchterten Frauen mit „sexueller Gewalt ein“ und terrorisierten sie. Aber auch in anderen Gebieten und Gesellschaften gebe es diese sexualisierte Gewalt. Ursachen seien patriarchalische und „diskriminierende, frauenfeindliche Strukturen“. Sie forderte eine viel stärkere Unterstützung von Frauenrechtsaktivistinnen und mehr Hilfe bei Kampf gegen Gewalt gegen Frauen.

Stille am Holocaust-Denkmal

Einmal aber verstummten Parolen und Musik, aus absolut gegebenen und im höchsten Maße respektvollen Anlass. Als die Demonstration das Holocaust-Mahnmal passierte, da blieb alles demonstrativ ruhig. (mit dpa)

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