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Feuerwehreinsatz auf der Cuvrystraße am Spreeufer.

© PHOTO: ess.er/ARGO

Berlin-Kreuzberg: Feuer auf der Cuvry-Brache: Symbolische Handlung oder Zufall?

In der Nacht zum Dienstag eilte die Feuerwehr ans Spreeufer in Berlin: ein Zelt brannte. Bald kommen hier die Bagger. Um die Cuvry-Ecke wird seit den 90ern in Kreuzberg gestritten, nun wird sie bebaut. Dennoch geht die Polizei nicht von einem politischen Hintergrund aus.

Vielleicht ist es ein Symbol, vielleicht auch nur Zufall: Auf der Brache an der Cuvrystraße in Kreuzberg hat es am Dienstagmorgen gebrannt. Dabei ist ein Zelt der dortigen Camper vollständig zerstört worden, die Feuerwehr war mit mehreren Kräften im Einsatz.

Lange hätten die Camper dort eh nicht mehr bleiben können, denn die beliebte Kreuzberger Spielwiese für Alternativkultur, wildes Camping und Spontanpartys erlebt gerade ihren letzten Sommer. Die Cuvrybrache zwischen Schlesischer Straße und Spree wird bebaut. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hat einen „vorhabenbezogenen Bebauungsplan“ ausgelegt. Die Investoren um das Münchener Unternehmen Ritter Real Estate wollen ihre Pläne am Donnerstag, dem 20. Juni im Zirkus Cabuwazi am Spreewaldplatz öffentlich vorstellen. Bis zum 28. Juni können Einwände zum Bauprojekt abgegeben werden.

Geplant sind rund 250 Wohnungen, eine Kita, ein Lebensmittelmarkt, Ladenflächen, „nicht störendes Gewerbe“ und ein öffentlicher Grünstreifen am Wasser. Ein älterer B-Plan sah vor allem Büros und ein Einkaufszentrum vor. Die Planungen dazu reichen lange zurück, bis in die 90er Jahre. Der Bezirk hatte sich gegen ein Einkaufszentrum ausgesprochen, der Senat zog die Planungen deshalb an sich. Das Vorhaben wurde aber nie realisiert. 2011 übernahmen die aktuellen Investoren das rund 12 000 Quadratmeter große Gelände, das sich direkt an der Spree befindet. Sie legen einen Schwerpunkt auf Wohnen, deshalb muss ein neuer B-Plan erarbeitet werden. Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne) verhandelte bereits mit den Investoren, ohne wirklich zuständig zu sein. „Es gab Irritationen, wer zuständig ist“, bestätigt Daniela Augenstein von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.

Die Pläne der Investoren für die Cuvry-Brache.
Die Pläne der Investoren für die Cuvry-Brache.

© Esser/Argo, promo/Senatsverwaltung

Schulz sagt, er habe von den Investoren unter anderem bezahlbaren Wohnraum verlangt, „bezahlbar auch von Hartz-IV-Empfängern“. Daraufhin wandten sich die Bauherren an die Senatsverwaltung. „Wir werden ebenfalls auf preisgünstigen Wohnraum dringen“, sagte Augenstein. Man sei da ganz auf der Linie des Bezirks. Außerdem soll eine Mischung aus „Wohnen und Arbeiten“ gefördert werden, also Räume für Freiberufler, für Kultur oder Sport geschaffen werden. Die Gebäude sollen sich an der Traufhöhe von 22 Metern orientieren.

In den Projektskizzen des Berliner Architekturbüros NPS Tchoban Voss ist eine Blockrandbebauung mit großen Innenhöfen erkennbar. Zum Wasser hin öffnet sich das Quartier. Dort ist ein Restaurant vorgesehen.

Bevor hier aber die Bagger anrollen, musste erst einmal am Dienstagmorgen gegen 6.45 Uhr die Feuerwehr anrücken. Ein Tipi-Zelt hatte gebrannt, das durch die Flammen vollständig zerstört worden ist. Die Ursache für das Feuer ist laut Polizei aber noch unklar. Derzeit wird jedoch nicht von einem politisch motivierten Hintergrund ausgegangen. Laut einem Ermittler könnte das Feuer durch einen Grill entstanden sein, der auf dem Grundstück steht. Dort hatten sich freie Camper niedergelassen.

Das Grundstück wurde bis 1998 vom Freizeitklub Yaam genutzt. Im vergangenen Jahr wollte das Guggenheim Lab dort seine Zelte aufschlagen, um mit den Kreuzbergern über die Stadt der Zukunft zu sprechen, doch Anwohner und linke Initiativen sahen im Lab nur eine weitere Aufwertung des Kiezes. Nach massiven Protestdrohungen wechselten die Guggenheim-Planer auf das Pfefferwerk-Gelände in Prenzlauer Berg. Anschließend wurde auf der Cuvrybrache ein Bretterverschlag errichtet und zum „Räuber-Lab“ erklärt. Obdachlose und Partygänger nutzten das Gelände. Zwischenzeitlich gab es Gerüchte, die Bauherren wollten die Brache räumen.

Die Initiative „Mediaspree versenken“ fordert von der Politik, die Brache anzukaufen, damit sie nicht zu einem Luxusquartier entwickelt wird.

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