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Ohne die Einheit hätte es das Sony-Center am Potsdamer Platz nicht gegeben - wo einst Niemandsland war.

© Thilo Rückeis

Street Art mit Schuhcreme: So können Sie die Einheit im kleinen Kreis feiern – oder im Internet

Die Coronakrise betrifft auch den Tag der Einheit. Das Familienfest am Brandenburger Tor fällt aus, aber es gibt kleinere Events. In Berlin oder in der Nähe.

Das Familienfest rund ums Brandenburger Tor war nicht nur für Berliner, sondern auch für Besucher besonders aus den neuen Bundesländern immer ein beliebter Treffpunkt am 3. Oktober. Ausgerechnet im Jahr 30 nach der Deutschen Einheit fällt es aus.

30 Bürger und der Bundespräsident

Es gibt aber Alternativen. Noch bis zum 4. Oktober ist in Potsdam vor dem Brandenburger Tor bei der EinheitsExpo die Video-Installation des Bundespräsidenten zu sehen, bei der 30 Bürger zu Wort kommen. Sie ist der Ersatz für das traditionelle Fest zur Deutschen Einheit.

Man kann sie sich auch im Internet anschauen und ein Glas Rotkäppchen-Sekt dazu trinken, schließlich repräsentiert der die Erfolgsgeschichte eines östlichen Unternehmens im wiedervereinigten Deutschland ganz gut: tag-der-deutschen-einheit.de/bundespraesident#30stimmen.

Mit dabei sind unter anderem Ehrenbürgerin Margot Friedländer, Schriftsteller Peter Schneider und der Astronaut Alexander Gerst. Das Land Berlin ist bei der EinheitsExpo außerdem mit einer Präsentation im Neuen Lustgarten vertreten: „Wo Einheit auf Vielfalt trifft - Berlins Kieze“.

Art Bar im Palmengarten

Aber auch in Berlin können Flaneure fündig werden, wenn sie nach Inspirationen für den Tag der Einheit suchen. Vom 2. bis 11. Oktober gibt es im Sonycenter im Palmenhof und im Silbersaal des früheren Hotels Esplanade eine „Art Bar“ und eine Ausstellung des Post-Urban-Art-Künstlers Christian August, der 10 Werke unter dem Titel „Urbane Spuren und Zeichen der Zeit“ zeigt. (Mo-Fr 16-20, Sa,So 12-20 Uhr, Eingang Bellevuestr. 1) Aufgewachsen ist er in einem kleinen Dorf bei Halle.

Keine Chance für Kunst in der DDR

Als die Mauer fiel, war er 12 Jahre alt, deshalb verbindet er mit der DDR besonders seine Kindheitserinnerungen. Als die Einheit kam, war er „vor allem begeistert, dass ich jetzt in diese neue Produktwelt eintauchen konnte.“ Freiheit war für das Kind noch kein Begriff. Urlaube an der Ostsee, in Tschechien oder in Polen: „Anders kannte ich es ja nicht.“

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Ohne den Fall der Mauer, da ist er sicher, wäre seine künstlerische Entwicklung so nicht möglich gewesen. „Es gab ja keine Möglichkeit, im öffentlichen Raum tätig zu werden in der DDR. Das war alles verboten.“ Er erinnert sich, wie die Vorläufer der Graffiti-Künstler dort mit Schuhcreme an den Wänden arbeiteten. „Das ging dann alles erst richtig los in den 90ern.“

Seine Arbeit gilt als Beispiel für den Einfluss der Street Art auf die zeitgenössische Malerei. Normalerweise feiert er den Tag der Einheit nicht, aber wenn es interessante Ausstellungen gibt, ist er dabei. Eindrucksvoll fand er vor Jahren eine Tour über den Mauerweg. Bei der Berlin Tourismus & Kongress GmbH „Visit Berlin“ kann man sich in diesem Jahr mit Hilfe des Blogs „Top 11 Orte, um Reste der Berliner Mauer zu sehen“ selber auf Spurensuche begeben.

Viele andere Planungen fielen, wie die Senatskanzlei mitteilte, Corona zum Opfer. Aber vielleicht kann das ursprünglich entworfene Veranstaltungskonzept „Miteinander Erinnern, Miteinander Reden, Miteinander Leben, Miteinander Feiern spätestens dann nachgeholt werden, wenn die Einheit 35 Jahre alt wird. Oder, mit ein bisschen Glück, auch schon im kommenden Jahr.

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