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Außenaufnahme der Stasiopfer-Gedenkstättte in Hohenschönhausen.

© Doris Spiekermann-Klaas

Berlin-Hohenschönhausen: Stasiopfer-Gedenkstätte kappt Zusammenarbeit mit Förderverein

Eine weitere umstrittene Personalie beschäftigt die Gedenkstätte: Der Vereinsvorsitzende Kürschner steht in der Kritik, weil er für die neurechte Zeitung "Junge Freiheit" schreibt.

Die Stasiopfer-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen hat die Zusammenarbeit mit ihrem Förderverein ausgesetzt. Der Direktor der Gedenkstätte, Hubertus Knabe, begründete den Schritt am Dienstag in Berlin in einer Pressemitteilung mit „vermehrten inneren Konflikten in dem Verein“. Hintergrund sind Vorwürfe gegen den Vorsitzenden des Fördervereins, Jörg Kürschner.

Der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete und Schriftführer des Fördervereins Hohenschönhausen, Stephan Hilsberg, wirft Kürschner vor, seit knapp einem Jahr „regelmäßig und mit einer klaren Positionierung pro AfD“ in der neurechten „Jungen Freiheit“ Namensartikel zu veröffentlichen. Das sei „ein nicht hinnehmbares Politikum“, zitiert die „Berliner Zeitung“ aus einem Brief Hilsbergs an Knabe. Auch soll Kürschner den Beitritt des AfD-Vorstandsmitglieds Georg Pazderski in den Förderverein forciert haben, heißt es laut Zeitung in dem Brief.

Zur Begründung Knabes, die Zusammenarbeit mit dem Förderverein auszusetzen, heißt es in einem Schreiben an Kürschner, für Außenstehende sei nicht immer erkennbar, „dass der Verein nur eine private Vereinigung ist, die unabhängig von der Gedenkstätte agiert“. Deshalb würden die internen Auseinandersetzungen auch der Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen schaden. Er hoffe, dass der Verein sich wieder auf seinen eigentlichen Auftrag besinne, die Gedenkstätte zu unterstützen, schreibt Knabe.

Zuletzt Trennung von AfD-nahem Gedenkstättenführer

Damit muss sich die Gedenkstätte Hohenschönhausen nach der vorläufigen Trennung von Gedenkstättenführer Siegmar Faust innerhalb kurzer Zeit mit einer weiteren umstrittenen Personalie beschäftigen. Hilsberg hat die Ablösung Kürschners vom Vereinsvorsitz gefordert.

Hilsberg betonte, dass der Förderverein nicht mit der Gedenkstätte identisch sei. Jedoch diene er ihr als verlängerter Arm für die Öffentlichkeitsarbeit, organisiere den Hohenschönhausen-Preis und betreibe erfolgreich Sponsoring. Da Kürschner den Förderverein „zu einem Aufmarschplatz für die AfD“ mache, erwarte Hilsberg, dass die Gedenkstätte „schnell Entscheidungen trifft für eine neue Leitung des Fördervereins und die notwendige Distanzierung von der AfD“. Andernfalls würde die Gedenkstättenleitung eine weitere Beschädigung der Arbeit der Gedenkstätte sehenden Auges hinnehmen.

Die Gedenkstätte hatte sich nach einem Zeitungsbericht von dem ehemaligen politischen Gefangenen Siegmar Faust distanziert. Grund waren AfD-nahe und den Holocaust relativierende Äußerungen von Faust, über die die „Berliner Zeitung“ berichtete. Das Interview mit Faust soll auf dem Gelände der Gedenkstätte ohne Wissen von deren Pressestelle geführt worden sein. Gedenkstätten-Direktor Knabe kündigte daraufhin an, Faust bis auf weiteres nicht mehr mit Führungen in der Gedenkstätte zu betrauen. (epd)

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