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Die Entwicklung des Kartenspiels "Stasi raus, es ist aus!" wurde vom DDR-Museum und Stasi-Unterlagen-Archiv unterstützt.

© Paul Zinken/dpa

"Stasi raus, es ist aus!": Aktenvernichtung zum Nachspielen

Ein Kartenspiel soll Teilnehmer in die Rolle von Stasi-Mitarbeitern versetzen. Ziel ist es, möglichst viele Akten zu vernichten.

IM-Berichte, Befehle mit Erich Mielkes Unterschrift und Unterrichtsmaterialien – bevor Aktivisten am 15. Januar 1990 die Stasi-Zentrale stürmten, vernichteten Stasi-Mitarbeiter etliche Dokumente. Ein neues Kartenspiel soll die letzten Tage der DDR-Geheimpolizei spielerisch vermitteln. Es wurde am Dienstag vorgestellt und von Schülern getestet.

Entwickelt haben das Spiel Michael Geithner und Martin Thiele-Schwez mit Unterstützung des Stasi-Unterlagenarchivs und des DDR-Museums. Beide entwerfen seit Jahren Spiele zur Geschichte der DDR. Für das neue Kartenspiel „Stasi raus, es ist aus!“ ließen Geithner und Thiele-Schwez sich von einem Dokumentenheft inspirieren, das die Stasi-Unterlagenbehörde vor fünf Jahren zum 25. Jubiläum des Mauerfalls veröffentlicht hatte.

Aus ihrer Sicht enthielten die letzten Tage der Stasi alle Elemente, die auch ein Spiel haben sollte, also verschiedene Rivalen und Konflikte. Im Spiel übernehmen die Spieler nun die Aufgaben von Stasi-Mitarbeitern. Ziel dabei ist es, möglichst viele Dokumente zu vernichten, bevor sie von der Bürgerbewegung aufgehalten werden. Für jede vernichtete Akte erhalten die Spieler Punkte. Wer am Ende die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt das Spiel.

[Das Kartenspiel ist ab dem 15. Januar im Museums- und Onlineshop des DDR- und Stasi-Museums für 16,95 Euro erhältlich. Weitere Informationen gibt es unter ddr-Museum.de.]

Am Anfang habe für die Spielentwickler nicht festgestanden, ob die Spieler in die Rolle von Stasi-Mitarbeitern oder Bürgern schlüpfen sollen. Eine ungewöhnliche Rolle – also eben jene der Stasi – einzunehmen, sei jedoch gerade das Reizvolle an dem Spiel, sagen Geithner und Thiele-Schwez. Durch die Perspektive der Mitarbeiter könnten die Spiel deren Motive und auch Ängste besser nachvollziehen, glauben die Entwickler.

Doch lässt sich durch ein Kartenspiel die Geschichte der Stasi besser verstehen? Das konnten rund ein Dutzend Schülerinnen und Schüler des Georg-Mendheim-Oberstufenzentrum aus Zehdenick am Donnerstag austesten.

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Am Anfang bereitete das Spiel ihnen Schwierigkeiten. Es war etwa unklar, welche Karten auf welchen Stapel gehörten. Auch die Spielregeln mussten von den Spielentwicklern erklärt werden. Schwer fand es auch die Schülerin Anna-Maria Pinnow zu Beginn – die zweite Runde fiel ihr dann aber schon leichter. Ihr gefalle das Spiel, da sie durch die Spielkarten mehr über die Stasi erfahre, sagt sie. Das meiste wisse sie nicht aus der Schule, sondern aus Erzählungen ihrer Eltern oder Großeltern, sagt sie.

Kartenspiel muss historisch nicht hundertprozentig akkurat sein

Auch für ihren Geschichtslehrer, Erik Zurth, ist es eine Herausforderung, die Geschichte der Stasi lebendig zu vermitteln. Vom Kartenspiel sei er begeistert, weil es wichtige Protagonisten der Bürgerbewegung vorstellt, sagt er. Hundertprozentig historisch akkurat sei das Spiel aber nicht, bemerkt er. Das sei aber nicht schlimm, „sonst wäre das Spiel auch langweilig“, sagt er.

Dass das Kartenspiel die Vergangenheit nicht exakt abbildet, gesteht auch Thiele-Schwez. Wenn man ein historisches Spiel entwickelt, könne man nicht alle Fakten berücksichtigen, sagt er. Er sehe das Spiel aber als Initialzünder, das die Begeisterung der Schülerinnen und Schüler wecken soll.

Lisa Kim Nguyen

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