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Stadtleben: Herrsche und baue!

Helmut Engel legt den ersten Band seiner Baugeschichte Berlins vor

Fast voraussetzungslos – Berlin/Cölln lag nach dem 30-jährigen Krieg, nach Pest und Plünderungen halb verlassen darnieder – begann 1643 nach dem Einzug Kurfürst Friedrich Wilhelms der Ausbau Berlins zur Residenzstadt. Architekturgeschichte schrieben in jener Zeit die Regenten, und so breitet der frühere Landeskonservator Helmut Engel deren Schicksal und die politischen Verhältnisse vor dem Leser aus und gliedert seine Baugeschichte vom Frühbarock bis zum Ende des Klassizismus nach den Regentschaften Preußens. Warum im Band 1 einer Berliner Baugeschichte das Mittelalter, dem Berlin-Cölln und Spandau zumindest ihren städtebaulichen Grundriss zu verdanken haben, ausgeblendet wird, bleibt jedoch unerfindlich.

So spannt sich der Bogen vom kurfürstlichen Schloss und dem Festungsbau über Philipp Gerlachs Kirchen und Planungen und dem Höhepunkt unter Friedrich II. mit den Rokoko-Bauten Knobelsdorffs über das klassizistische Berlin Gontards und Langhans’ bis hin zur neuerlichen Katastrophe der napoleonischen Kriege.

Dann der Neubeginn mit Schinkel und dessen Nachfolgern, die erstmals eine eigenständige Berliner Baukunst hervorbrachten, bis zu den Anfängen der industriellen Revolution und den Anstrengungen der Preußenmetropole, durch modernen Städtebau und repräsentative Gebäude mit glanzvollen Städten wie St. Petersburg und Paris gleichzuziehen. In dieser gesamten Zeitspanne und bis heute, so räsoniert Lothar de Maizière vom Vorstand der herausgebenden Stiftung Denkmalschutz in seinem Vorwort, ist die staatliche Förderung „nahezu ein Dauerthema im Baugeschehen dieser Stadt“.

Das reichhaltig und qualitätsvoll illustrierte Werk soll durch Band 4 ergänzt werden, der von 1970 bis an die Gegenwart heranreichen wird. Falk Jaeger

— Helmut Engel: Baugeschichte Berlin Band 1 – Aufstieg, Behauptung, Aufbruch 1640 – 1861. Jovis Verlag, Berlin. 368 Seiten, 630 Abbildungen, 68 Euro.

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